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Wechseljahre im Job Was kann Frauen am Arbeitsplatz wirklich helfen?

Frau im Büro
© Dragana Gordic / Adobe Stock
Etwa neun Millionen Frauen in Deutschland sind gerade in den Wechseljahren. Eine Zeitspanne, die nicht nur körperlich und mental herausfordernd ist, sondern die Frauen vor allem im Job vor neue Herausforderungen stellt, über die kaum jemand spricht. Was jetzt wichtiger den je ist und was helfen kann, erfährst du hier.

Jetzt gerade stellt sich der Körper von rund neun Millionen Frauen hormonell auf eine neue Lebensphase ein. Eine, ohne Eisprung und Zyklus. Die Wechseljahre starten etwa mit 45 Jahren und dauern im Schnitt sieben bis zehn Jahre. Bei jeder dritten Frau geht dieses Auf und Ab der Hormone mit Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, Hitzewallungen und diversen anderen Symptomen einher. Symptome, die sie nicht nur im Alltag, sondern auch im Beruf beeinflussen und einschränken, in einem Alter, in dem die meisten Frauen sich auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn befinden.

Spricht man über die Wechseljahre, sollte man demnach auch über die damit einhergehenden Belastungen und das Wohlbefinden von Frauen am Arbeitsplatz sprechen. Immerhin betrifft es neun Millionen Arbeitskräfte, auf die Deutschland dringend angewiesen ist. Dennoch sehen sich viele Frauen aufgrund ihrer Beschwerden dazu gezwungen, früher in Rente zu gehen (rund 20 Prozent) oder ihre Stunden zu reduzieren (24 Prozent), wie die Studie MenoSupport der HRW in Berlin ergab. Auf die Frage, welche Symptome die Befragten erlebt hätten, gaben knapp 95 Prozent an, unter geistiger und körperlicher Erschöpfung gelitten zu haben, beinahe ebenso viele unter Schlafstörungen. Dennoch wird darüber meist nicht gesprochen: "Über die Hälfte der befragten Frauen sagen, dass die Menopause in Unternehmen immer noch ein Tabu ist", bestätigt Projektleiterin Professorin Andrea Rumler. 

Arbeitgeber profitieren von erfahrenen Mitarbeiterinnen

Für die Befragung wurden mehr als 2.000 Frauen im Alter zwischen 26 und 67 Jahren interviewt. Die Studie belegt, dass jede vierte Frau in den Wechseljahren beruflich kürzertreten muss. Dem Faktor Wechseljahre sollte daher dringend mehr Beachtung geschenkt werden. Davon würden nicht nur die Frauen profitieren, sondern auch die Arbeitgeber. "Wenn Unternehmen mehr für Frauen in den Wechseljahren tun, dann haben sie sehr gut ausbildete, sehr erfahrene Mitarbeiterinnen", erklärt Andrea Rumler von der HWR Berlin. Wechseljahre seien keine Krankheit, sondern nur eine Phase der körperlichen Veränderung. Wenn die Frauen hier unterstützt würden, könnten sie auch später wieder leistungsfähig arbeiten.

Aber welche Maßnahmen helfen Frauen in den Wechseljahren?

  1. Frauen informieren: Auch bei den Betroffenen herrscht Unwissen zu dem sehr vielschichtigen Thema und daraus resultierend auch Hilflosigkeit. Gleichzeitig sei das bereits eine präventive Maßnahme gegen Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Diabetes Typ 2, erklärt Gesundheitspädagin Nicole Dohrwardt im Podcast "MENO AN MICH".
  2. Mitarbeitende sensibilisieren: Eine gute Gesprächskultur zum Thema Menopause ist Gold wert. Hierfür kann auch ein:e Ansprechpartner:in geschult werden. Gleichzeitig hilft es enorm, wenn die Beschwerden enttabuisiert werden, sowohl für die betroffenen Frauen als auch für die Kolleg:innen im Umgang mit selbigen. 
  3. Nachfragen: Die Frauen wissen in der Regel gut, was ihnen hilft. Für viele sind flexible Arbeitszeitmodelle hilfreich. Denn so können sie dann arbeiten, wenn es ihnen gut geht und an Tagen, an denen es ihnen nicht so gut geht, mehr Pausen einlegen.
  4. Ventilatoren, Duschen am Arbeitsplatz, eine angepasste Ernährung in der Kantine oder ähnliches: Diese Dinge sind recht einfach umzusetzen und kommen auch allen anderen Mitarbeitenden zugute. 

Ein Unternehmen bereits Vorbild

Das Forschungsprojekt MenoSupport strebt an, nicht nur die gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen in den Wechseljahren zu adressieren, sondern auch Unternehmen zu ermutigen, ein wechseljahresfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen. "Wir hoffen, dass Deutschland sich dem internationalen Trend anschließt und Unternehmen erkennen, dass es nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, Frauen in dieser Lebensphase zu unterstützen", sagt Prof. Dr. Rumler.

Als Vorbild bundesweit gilt der Softwarekonzern SAP, der bereits große Infokampagnen zum Thema Wechseljahre gestartet hat. Dort gibt es bereits seit 25 Jahren eine individuelle Gesundheitsberatung für Frauen, die ergänzt wird durch interne Informationen sowie spezifische Veranstaltungen zur Menopause. SAP setzt dabei auf Nahbarkeit, Austausch und die Vernetzung von Frauen für persönlichen Austausch. "Diese Einblicke zeigen anderen Frauen, dass sie nicht allein sind, und wir bei SAP offen mit den Herausforderungen von Frauen umgehen", erklärt Dr. Natalie Lotzmann, Chief Medical Officer und Vice President Human Resources bei SAP, im Interview mit wexxeljahre. 

Was bei SAP bereits zum Arbeitsalltag dazu gehört, unterstreicht die Studie nun erneut. Das Bewusstsein für die Herausforderungen müsse geschärft werden, mit denen Frauen in den Wechseljahren konfrontiert sind. "Frauengesundheit ist ein bisher vernachlässigtes Feld in der Forschung und im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Unsere Studie macht deutlich, dass es notwendig ist, innovative Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren zu entwickeln und eine offene Kommunikation über dieses Thema zu fördern", betonte Prof. Dr. Rumler.

Quelle: Frauenärzte im Netz, hwr-berlin.de
 

jba Brigitte

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