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Sport statt Kantine

Mittags gibt's Spaghetti mit Tomatensoße, danach Mousse au Chocolat. Lecker. Und dann? Folgt das Mittagstief. Wie wäre es stattdessen mit Pilates oder einem Fatburner-Kurs in der Mittagspause?

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Für Katrin (33) ist das auf jeden Fall die bessere Alternative. Die Marketing- Projektleiterin geht seit sieben Jahren regelmäßig mittags ins Fitnessstudio. Zweimal pro Woche stehen bei ihr Yoga oder Gymnastik auf dem Programm - statt Schnitzel oder Nudeln. "Ich kann das nicht, jeden Mittag in der Kantine sitzen. Nach dem Sport geht's mir einfach besser und ich kann wieder konzentrierter arbeiten", sagt sie und verschwindet gut gelaunt im Kursraum. Es ist 12.15 Uhr, Katrin erwarten 45 Minuten "Gym Plus" im "MeridianSpa" in der Hamburger Innenstadt.

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Das Meridian bietet im Hamburger City-Studio seit vier Jahren Kurse zur Mittagszeit an. "Das Angebot richtet sich gezielt an Berufstätige. Die Innenstadt-Lage und die Nähe zu Verlagen und Büros ist ideal dafür", erklärt Presse-Sprecherin Maren Vinke.

Zu den Frauen, die in den umliegenden Büros arbeiten, gehört auch Dongqing (33). Sie kommt um kurz vor ein Uhr mit Handtuch und Trinkflasche in den Geräteraum. "Es ist nicht gesund, den ganzen Tag nur am Schreibtisch zu sitzen", sagt sie. Abends ist die Controllerin oft bis 19 Uhr oder länger im Büro. Fürs Training ist sie dann zu müde. Seit zweieinhalb Jahren geht sie deshalb mittags zum Sport - fast täglich trainiert sie etwa 40 Minuten.

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Diana (26) powert ein paar Geräte weiter. Als selbständige Friseurin kann sie sich die Arbeitszeit frei einteilen. Sie genießt es, tagsüber Sport zu treiben: "Mittags ist es nicht so voll. Man hat seine Ruhe und muss nicht lange auf freie Geräte warten", sagt sie. Danach fühlt sie sich fit und hat wieder Lust, sich mit ihren Kunden zu unterhalten.

Ist das Training in der Mittagspause ein neuer Sporttrend? Beim Deutschen Sportstudio-Verband (DSSV) glaubt man nicht daran: "Dafür sind die Mittagspausen mit 30 bis 60 Minuten bei uns einfach zu kurz", sagt DSSV-Pressesprecher Refit Kamberovic. In den USA sei es gängig, mittags zu trainieren, dort seien aber auch die Pausen länger.

Katrin und Dongqing reicht die Mittagspause fürs Training aus. Beide müssen nur ein paar Minuten zum Fitnessstudio gehen. "Alles in allem, Duschen inklusive, verbringe ich jedes Mal ungefähr eine Stunde hier", sagt Dongquing. Klar, für's Mittagessen bleibt dann nicht mehr viel Zeit. Bei ihr und Katrin gibt es dann oft nur noch einen schnellen Salat am Schreibtisch.

Dennoch: Sport am Mittag kommt nicht für alle Berufstätigen in Frage. Für die Personal Trainer Jörn Giersberg (Köln) und Cyrus A. Rahman (Hamburg) ist Training zur Mittagszeit kein Thema. Ihre Kunden - darunter viele Ärzte, Unternehmer und Medienleute - sind entweder vor der Arbeit sportlich aktiv oder danach. "Für unsere Klientel ist es wahrscheinlich schwierig, sich tagsüber aus dem Arbeitsprozess zu lösen", vermutet Jörn Giersberg.

Auch bei den Sportvereinen bekommt man ein Kopfschütteln zur Antwort, wenn man nach Kursen in der Mittagspause fragt: "Die meisten Hallen sind gemietet, in der Mittagszeit ist das nicht möglich, da sie dann in der Regel von Schulen belegt sind", erklärt beispielsweise der Sprecher des Bayerischen Landessportverbandes.

Trotzdem wollen immer mehr Berufstätige auch mittags trainieren. Vor allem Fitnessstudios in Innenstadtlagen kommen dieser Nachfrage mittlerweile verstärkt nach. So bieten inzwischen rund 20 der 107 Clubs der "Fitness Company" Kurse zur Mittagszeit an. Den Anfang machte der Club in der Hamburger Europa-Passage, das erst im Frühjahr 2007 eröffnet hat. Die halbstündigen Lunch-X-Press-Kurse kamen dort so gut an, dass Clubs in anderen Städten nachzogen. Jetzt kann man sich dort mittags zum Beispiel mit Cycling-Kursen, Fatburner oder Bauch, Beine, Po für den Nachmittag fit machen. Die Kurszeiten sind bewusst kurz gehalten. Der Grund: "Bewegung in der Mittagspause soll in erster Linie Energie bringen. Dauert die Trainingseinheit zu lange, sind die Teilnehmer hinterher kaputt", erklärt Mitarbeiterin Nina Wimmer.

Ein großer Fan von Mittagssport ist auch Silvia Guidi de Knappe, Inhaberin von "Ladys First, Fitness & Pilates" in München. Sie bietet seit diesem Sommer jeweils am Montagmittag einen halbstündigen Kurs am Reformer an, einem Pilates-Trainingsgerät. "Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie mit 30 Minuten am Reformer alle Muskelgruppen trainieren", sagt die Studio-Inhaberin. Das Reformer-Training findet sie ideal für die Mittagspause, man trainiert in kurzer Zeit sehr intensiv und schwitzt dabei nicht.

Wer in der Pause etwas tun will und nicht in ein Fitnessstudio gehen möchte, wird auch bei Betriebssport-Vereinen und Volkshochschulen (VHS) fündig. Dort geht es in der Mittagszeit meist etwas gemächlicher zu: "Beim Betriebssport werden vor allem Rücken- und Lockerungsübungen angeboten - für Leute, die viel sitzen", sagt Uwe Taonnier, Präsident des Deutschen Betriebssportverbandes.

Auch die VHS Eschweiler (bei Aachen), zielt mit ihrem 30-Minuten-Kurs "Bewegung für die Mittagspause" vor allem auf Ausgleich ab. "Die Teilnehmer können die Übungen in ganz normaler Kleidung mitmachen", erklärt Mechthild Lüneborg, die bei der VHS für den Fachbereich Gesundheit verantwortlich ist.

Doch Mechthild Lüneborg ist sich darüber im Klaren, dass nicht alle Menschen Lust darauf haben, in der Mittagspause Sport zu treiben. Für die hat sie einen anderen Tipp gegen das Mittagstief: "Einfach nach draußen gehen und sich an der frischen Luft bewegen".

Wo gibt es welche Fitness-Angebote?

Haben Sie auch Lust bekommen, auf Sport in der Mittagspause? Hier können Sie nach Angeboten in Ihrer Stadt suchen:

  • www.dssv.de
  • www.citiysports.de
  • www.vhs.de

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Text: Monika Herbst und Birte Lotz Fotos: Monika Herbst (3), dreamstime (1)

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