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Sport: Allein oder zu zweit?

Man kann viel Spaß und Motivation haben, wenn man Sport mit anderen macht. Aber wo finde ich einen Trainingspartner? Wir haben drei Frauen auf die Suche geschickt.

Meine Mutter ist vor kurzem geehrt worden. Für ihre 30-jährige Mitgliedschaft im Turnverein. Den Orden hat sie allerdings nicht abgeholt. Sie war ja auch schon seit 15 Jahren nicht mehr dort. Ihre Freundinnen fläzen sich mittwochs lieber auf dem Sofa - und meiner Mutter fehlte allein die Motivation.

Solo-Sportler oder doch eher Trainings-Herdentier? Wer seinen Motivationstyp kennt, tut sich leichter mit der regelmäßigen Bewegung. Es gibt Menschen, die traben schon morgens um sechs heldenhaft allein um den See. Die kämen niemals auf die Idee, Vereinsmitglied zu werden, weil sie nicht schon Tage vorher planen können, dass sie Mittwochabend trainieren wollen. Der Solo-Sport entspannt sie gerade deshalb, weil sie mit niemandem reden müssen.

"Manche machen auch lieber allein Sport, weil sie sich schnell beobachtet und kontrolliert fühlen", sagt Ortwin Meiss, Diplompsychologe und Psychotherapeut am Milton Erickson Institut in Hamburg. Meiss hat das selbst erlebt: Bei einem Seminar hatte er seine Laufschuhe dabei und schloss sich in der Pause spontan einem anderen Jogger an. Das Tempo stimmte, und die beiden kamen ins Gespräch. Doch als sich herausstellte, dass der fremde Jogger Marathonläufer war, ging Meiss geschockt die Puste aus.

Gemeinsames Training bietet den direkten Vergleich, kann schnell zum Wettkampf ausarten. Das braucht Selbstbewusstsein und Leistungsbereitschaft - und ist manchem einfach zu anstrengend.

Doch die meisten Menschen kommen allein einfach nicht aus den Puschen. Sie brauchen jemanden, der sie motiviert und mitzieht. Viele, die nicht ganz so sportlich oder einfach unsicher sind, fühlen sich in Begleitung am wohlsten. Und soziale Kontrolle muss ja nicht immer schlecht sein: Wer seinen Fitness-Partner nicht hängen lassen und Willensstärke beweisen möchte, reißt sich eher vom Sofa los. Zusätzlicher Pluspunkt der Sportgruppe: Ein guter Trainingsplausch lässt die Anstrengung manchmal sogar ganz vergessen. Der iPod beim Alleingang muss das erst mal schaffen.

Nur: Jemanden zu finden, der auf gleichem Niveau mitsportelt, ist oft gar nicht so einfach - jedenfalls dann nicht, wenn man aus Schul- oder Unisport endgültig herausgewachsen ist und die natürlichen Verbündeten rar werden. Die Lösung: das Internet. Es gibt inzwischen eine Reihe Sportportale, auf denen man Trainingswillige suchen oder selbst eine Anzeige aufgeben kann. Und wer partout niemanden mit der gleichen Joggingstrecke findet, kann sich in der Rubrik nebenan neugierig auf eine gemeinsame Ruderstunde einlassen.

Denn manchmal ist auch die falsche Sportart schuld an der fehlenden Motivation, sagt der Psychologe Meiss. "Wer nur Sport macht, um einen Zweck zu erfüllen, wird dabei scheitern", erklärt Meiss. "Wir haben ein innerliches Plus-und-Minus-Konto. Sport, der keinen Spaß macht, bringt einen ins Minus und verfehlt seine Wirkung."

Also möglichst viel ausprobieren - Sportarten wie -Partner. Es ist beim Sport wie sonst im Leben: Irgendwann findet man das Richtige. Und dann bleibt man auch dabei!

"Wir kriegen schon ein paar Ballwechsel hin"

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Tina Epking, 28, will endlich ihre Tenniskarriere fortsetzen.

Seitdem ich 18 bin, nehme ich höchstens im Urlaub den Schläger in die Hand, dabei ist Tennis immer mein Sport gewesen. Das Problem: Mein gesamter Freundes- und Bekanntenkreis in Hamburg widmet sich zwar vielen Sportarten, aber Tennis mag keiner. Mein Freund hat sich angeboten, doch das funktioniert leider nicht. Wenn ich mit einem Mann spiele, in den ich verliebt bin, vergesse ich alles, was ich je über Stops, Lops und Topspins gelernt habe.

Ich melde mich also bei www.new-in-town.de an: Hier kann man für alle möglichen Freizeitaktivitäten Partner finden. Ein Foto braucht man nicht. Danach schaue ich mich auf der virtuellen Pinnwand um. Ein Typ sucht jemanden für den Wohnungsputz, andere sind auf der Suche nach einer Begleitung fürs Kino oder jemandem, der mit zum Fallschirmspringen geht. Tennisspielen möchte im Moment niemand. Zur Sicherheit schalte ich selbst eine Anzeige und schreibe außerdem noch einigen "Friends", die "new-in-town" für mich gefunden hat. Zwei ganze Tage höre ich nichts, dann sind gleich drei Mails auf einmal in meinem Briefkasten. Nummer eins, Nickname "Bobbi", hatte leider einen Unfall und darf erst im nächsten Monat wieder spielen, "Sonne" ist gerade stark erkältet, mit Nummer drei, "Westfälin", finde ich dann aber schnell einen Termin: Desiree ist vor acht Monaten der Liebe wegen nach Hamburg gezogen. Jetzt sucht sie Leute, die nicht solche Tennis-Asse sind wie ihr Freund, der ihr einfach zu gut spielt. Wir treffen uns am Sonntagmittag. Desiree ist mir sofort sympathisch, auch beim Spielen sind wir uns erstaunlich einig. Wir treffen zwar beide nach der langen Pause nicht immer perfekt, kriegen aber schon einige gute Ballwechsel hin. Unsere Tennisgeschichten ähneln sich: Wir haben als Jugendliche sehr viel gespielt und dann irgendwann die Lust verloren. Heute laufen und schlagen wir aber beide ziemlich motiviert, und nach der Stunde machen wir sofort einen Termin für das nächste Wochenende aus. Desiree möchte im Sommer Trainerstunden nehmen - ich bin dabei!

"Bei uns ist sogar der Ruhepuls gleich hoch"

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Simone Lück, 28, wollte nicht mehr allein laufen.

Bisher habe ich am liebsten allein Sport gemacht. So konnte ich am besten abschalten. Außerdem gehe ich nicht zum Sport, um Leute kennen zu lernen. Hört sich unsympathisch an? Möchte ich ja auch gern ändern.

Ich klicke mich bei Brigitte.de ins Sportsfreunde-Forum und gehe auf die Suche nach einer Laufpartnerin. "Becci" ist neu in der Stadt und möchte für den Halbmarathon trainieren. Sie plant, ihrem Freund die neu erworbene Fitness zur Hochzeit im Herbst zu schenken. "Becci" heißt eigentlich Rebekka und hat nur morgens vor der Arbeit Zeit. Ein paar Tage später stehen wir um 6 Uhr an der Elbe. Erleichtert stelle ich fest, dass wir beide gleich unprofessionell daherkommen. Gemeinsam traben wir los. Wie man für einen Halbmarathon trainiert, weiß übrigens keine von uns. Rebekka informiert sich bei einem Kollegen und ruft mich lachend an: "Wir müssten dreimal die Woche laufen gehen, auf Alkohol sowie Süßigkeiten verzichten und uns hauptsächlich von Kohlenhydraten ernähren." Dreimal die Woche um 5 Uhr aus dem Bett? Nichts für mich.

Als "Simonetta" schalte ich eine eigene Anzeige auf Brigitte.de. Darauf meldet sich zwei Wochen später unter anderen "Mafi". Sie heißt eigentlich Mandy, schreibt schrecklich nette Mails, und ich freue mich sehr auf unser Treffen. Um 16 Uhr stehe ich gespannt an der Alster. "Sehr gut. Du bist auch groß!", begrüßt Mandy mich. Stimmt, Zwerg und Riese würden bestimmt kein gemeinsames Lauftempo finden. Bei uns passt hingegen alles - fast unheimlich: Wir sind beide 28, beruflich selbstständig, haben einen erschreckend hohen Ruhepuls und bis vor kurzem im selben Stadtviertel gewohnt. Wir laufen los, und ich frage Mandy, wie sie auf die Idee gekommen ist, im Internet nach einem Joggingpartner zu suchen.

"Mir fehlt oft die Motivation", sagt Mandy. "Heute wäre ich zum Beispiel zu Hause geblieben, weil es nach Regen aussieht." Nach 50 Minuten sind wir am Ziel. Das Lauftempo hat sich automatisch ergeben, da wir auf dem gleichen Fitness-Level sind. Wir beichten uns, dass wir ohne den anderen streckenweise gegangen wären. Ich aus Langeweile, die mich beim Solo-Joggen überkommt, und Mandy, weil sie sechs Wochen lang keinen Sport gemacht hat. Das wird sich ab sofort ändern.

"Ich würde so gern klettern"

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Petra Stockhausen, 35, sucht einen neuen Sport.

Mein Sportprogramm für die Woche? Ich setze mich jeden Tag auf mein Fahrrad, fahre sieben Kilometer zum Fotostudio und abends wieder zurück. Ansonsten hat sich mein Engagement über die Jahre auf Yoga in meinem Wohnzimmer reduziert, allein, weil mir die meisten Kurse zu esoterisch sind. Um mich für andere Sportarten zu motivieren, brauche ich jemanden. Ich glaube, wenn man SEINEN Sport gefunden hat, einen, den man mit Begeisterung betreibt, ist das wirklich cool. Ich will das auf jeden Fall auch.

Einmal hat mich eine Freundin mit in die Kletterhalle genommen, und das hat mir sofort großen Spaß gemacht. Am Klettern reizt mich, dass es eine Konzentrationssportart ist - ich mag die Kraftanstrengung und die Koordinationsarbeit. Und trotzdem ist Klettern ein unheimlich anstrengendes Ding. Ganz klar: Ich brauche jemanden, der mit mir losklettert.

Auf der Seite www.sports-meeting.de kann man zwischen 400 Sportarten, von Aerobic und Arm-Wrestling bis zum Zehnkampf, wählen. Die Registrierung ist einfach. Ich schreibe, dass ich Kletteranfängerin bin und es gern mal ausprobieren würde. Und schaue, wer sonst noch sucht: "Lunita" aus Oberhausen sucht jemanden zum "Klettern im Ruhrpott". Da ich dort öfter mal Freunde besuche, mailen wir hin und her, finden aber einfach keinen gemeinsamen Termin. Und auf meine eigene Anzeige meldet sich drei Wochen lang niemand. Vielleicht ist Klettern doch zu speziell für eine Online-Suche? Ich verlasse die virtuelle Welt und versuche es über den traditionellen Weg. Die nette Dame von der "Kletterfabrik Köln" versichert mir am Telefon, dass jede Menge Gesuche am Schwarzen Brett hängen. Ich gebe also noch nicht auf.

Die richtige Sportpartnerin

... sollte auf dem gleichen Level trainieren. Ist sie nicht so fit wie man selbst, behindert das nur. Ist sie besser, hat man das Gefühl, dass sie sich für einen einschränkt.

... sollte ähnliche Ziele und Ambitionen haben. Mit einem Wettkampftyp trainieren macht nur Spaß, wenn man sich gern herausfordern lässt.

... sollte ebenfalls großen Spaß an der Sache haben. Ansonsten muss man irgendwann Motivation für zwei aufbringen.

... sollte zuverlässig sein und Termine einhalten. Alles andere ist frustrierend.

Grosse BALANCE-Aktion: Finden Sie mit Bfriends Ihren Sportpartner

Menschen, die gern Sport machen, gibt es überall. Und wie unsere Beispiele gezeigt haben, findet man Gleichgesinnte häufig übers Internet. Aber das ist nicht so einfach: weil die anderen nicht in derselben Stadt wohnen, weil man sich überhaupt erst mal aufraffen muss, weil es keine überschaubare Plattform gibt und, und, und ...

Deswegen gibt es jetzt B.friends, dem Treffpunkt auf Brigitte.de. Mit B.friends wollen wir in der BRIGITTE-Community ohne Umwege Menschen zusammenbringen, die ähnlich drauf sind und gleiche Interessen haben.

Ab sofort können Sie sich unter www.brigitte.de/bfriends einloggen und dort direkt interessante Menschen in Ihrer Stadt anmailen, mit denen Sie Sport machen können.

Zum Warmwerden bieten Profi-Trainer und Freizeitsportler in den Großstädten München, Hamburg, Köln, Frankfurt und Berlin unter anderem Lauftreffs, Schwimmkurse oder Yoga exklusiv für BALANCE-Leserinnen an. BRIGITTE-Mitarbeiterin Anke Freese trainiert in Hamburg für den Halbmarathon und nimmt Sie gern mal zu ein paar Trainingsrunden mit. Also los, Freunde!

Text und Protokolle: Simone Lück Fotos: Marco Grundt BRIGITTE BALANCE Heft 2/2007

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