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Selbstversuch: Fitness im Büro

"Geht denn das?", fragte ich ungläubig, als ich das erste Mal davon hörte. Fitness im Büro und noch dazu mit einem Personal Trainer? In der Mittagspause? Statt Kantine? Ich komme doch nicht in Jogginghosen in die Firma - und der Platz im Büro ist eigentlich auch nicht für Turnübungen geeignet. Und danach wieder verschwitzt an den PC?... Ich wollte Antworten auf meine Fragen. Deshalb habe ich mir eine Personal Trainerin an den Arbeitsplatz bestellt - zum Selbsttest.

Schon klar, mehr Fitness wäre gut. Nur mit der Umsetzung hapert es bei mir gehörig. Bin ich mit der Arbeit (eine vorwiegend sitzende Tätigkeit vorm Computer) fertig, spielt am Feierabend das Kind die erste Geige - neben Haushalt und Einkauf selbstredend. Zusätzlich ein Schuss Bequemlichkeit und schon ist der Gang ins Fitness-Studio wieder mal verschoben. Ob es in der Mittagspause besser klappt?

Pünktlich 12.30 Uhr steht Tanja Pörtner, die Personal Trainerin, mit zusammengerollter Matte unterm Arm im Büro. Im Vorgespräch hatte sie gesagt, ich solle mir etwas Sporttaugliches anziehen. Also habe ich heute einen Turnbeutel mit in die Firma gebracht.

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Auf der Damentoilette ziehe ich mir bequeme Klamotten an und stelle fest: Mist, ich habe das Handtuch vergessen. Obwohl: Laut der Trainerin soll ich gar nicht so sehr ins Schwitzen kommen. Ich soll nur ein bisschen "durchbewegt" werden. Ihre halbstündige Re-Vitalisierung soll mich für die zweite Tageshälfte wieder fit machen. Na, dann mal los! Ich bin motiviert und gespannt, was passieren wird. Erstaunt stelle ich fest, dass Tanja keine weiteren Sportgeräte außer der Matte mitgebracht hat. Kein Pezziball, keine Hanteln? Wir suchen uns eine Ecke im Konferenzraum. 'Na hoffentlich platzt hier keiner meiner Kollegen rein', schießt es mir noch durch den Kopf. 'Das könnte peinlich werden...'

Tanja weiß genau über mich Bescheid. Am Telefon hatte mich die 37-Jährige schon regelrecht ausgequetscht: medizinische Vorgeschichte (Knirscherknie), ehemalige sportliche Aktivitäten (Lang, lang ist's her, da ging ich mal regelmäßig joggen...), aktuelle Probleme hinsichtlich Figur (natürlich!). Sie hat schon einen individuell auf mich abgestimmten Trainingsplan im Kopf. Allerdings betont sie: "Wenn du auf etwas keine Lust hast beziehungsweise es zu anstrengend findest, gib Bescheid." Los geht's mit ein paar Minuten Aufwärmen. Arme und Beine schwingen hin und her, der Oberkörper hoch und runter. Die Übungen erfüllen ihren Zweck: mir ist warm, sehr warm...

Gutes für den Bauch

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"Ein paar gehen noch!" Tanja hat meine Beine fest mit dem Handtuch umschlungen - damit ich einen festeren Halt habe - und spornt mich an. "Den Kopf nicht so hoch reißen", korrigiert sie. "Du sollst deine Bauchmuskeln trainieren." Dann unterbricht sie die Übung, die ich schon ziemlich anstrengend finde (der Bauch ist auch eine meiner Schwachstellen...), und drückt mir ein Handtuch in die Hand: "Lege dich darauf und halte die oberen Enden mit beiden Händen fest, dann probierst du es noch mal." Und tatsächlich: Jetzt geht es viel einfacher, weil ich meinen Nacken nicht mehr so versteife und mich besser darauf konzentriere, die Bauchmuskeln anzuspannen. "Und das Atmen nicht vergessen: Bei Entspannung Ein, bei Anspannung Aus!", mahnt Tanja. Das ist ja viel anstrengender als die Übung an sich! Ein bisschen verkrampfe ich bei der Bemühung, mich bloß nicht zu 'veratmen'. Ich will ja alles richtig machen... Meine Trainerin muntert mich auf: "Bleib einfach locker, du machst das ganz gut."

Ein krummer Buckel war gestern!

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Ja, ja: Der Rücken nimmt es krumm! Tanja Pörtner, die schon seit 15 Jahren in der Fitnessbranche arbeitet, kann ein Lied davon singen: Schlechte Haltung, schlechte Muskulatur.

Dagegen sollen folgende Übungen helfen: Flach auf den Bauch legen, Kopf gerade über dem Boden halten, Arme parallel nach vorne strecken und wieder anwinkeln. Jetzt bin ich ganz froh, dass ich (fast) alleine bin mit meiner Trainerin und die Kollegen sich in der Kantine den Bauch vollschlagen. Sollen sie doch! So kann mich wenigsten keiner keuchen und leise fluchen hören, denn diese Übung hat es wirklich in sich: Das zieht und ziept und zerrt, da muss ich schon ordentlich die Zähne zusammenbeißen. Jetzt weiß ich zu schätzen, dass ich eine Personal Trainerin an der Seite habe. Sie stützt und korrigiert unentwegt - immer mit einem kleinen Scherz auf den Lippen: "Da purzelt schon was..." Ohne hätte ich vermutlich schon aufgegeben, aber Tanja hat mich quasi mental an der Leine. Und ich finde das gut so!

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Nackenverspannung adè

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Kennen Sie die Schildkrötenhaltung auch? Dieses typische Kopf-und-Hals-näher-an-den-Bildschirm-schieben? Diese Haltung ist schuld am steifen Nacken, der viele Büroangestellte plagt. Ich bitte Tanja Pörtner, mir eine Übung zu zeigen, die man auch mal selbst so zwischendurch - vielleicht kurz vorm Gang zur Kaffeeemaschine - machen kann. Voilà, hier ist sie: Rechten Arm mit 90 Grad angewinkelter Hand nach unten drücken und den Kopf langsam nach links zur Seite neigen. Das Ganze dann nochmal spiegelverkehrt - diese Übung dann noch ein paarmal wiederholen. Mein Nacken fühlt sich tatsächlich etwas lockerer an.

Problemfall: Knie

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Jetzt kommt die Matte zusammengerollt als Fußstütze zum Einsatz: Ich muss einen Ausfallschritt machen, den Oberkörper gerade aufrichten und langsam in die Kniebeuge gehen. Uii, das knirscht gehörig. Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit den Knien - Abnutzungserscheinungen, wie der Orthopäde diagnostizierte. Im Vorgespräch hatte ich das erwähnt. Warum jetzt ausgerechnet diese Übung? Tanja beruhigt mich: "So wird der Oberschenkelmuskel trainiert, der dazu dient, das Kniegelenk zu stabilisieren." Außerdem wird die Beinmuskulatur komplett beansprucht. Und einen schönen Po macht es auch. Eine Art "Universalübung": Auch die Koordination wird trainiert. Das ist gar nicht so einfach. Immer wieder taumele ich beim Aufrichten ein bisschen, kann mich gerade noch so halten. Da muss ich wohl noch etwas üben...

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Tanz der "Glückshormone"

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Nun werden alle beanspruchten Körperteile noch einmal gedehnt und gestreckt. "Das war's." Schon fertig? Die halbe Stunde verging wie im Flug, und ich könnte jetzt fröhlich weiter machen.Tanja Pörtner lacht und verweist auf eine nächste Mittagspause. Am besten noch mit ein paar Kollegen. Die Trainerin versichert, dass die Pausen-Fitness im Team erfahrungsgemäß doppelt so viel Spaß mache. Da herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf, der anspornt. Kann ich mir gut vorstellen.

Was mich betrifft, fühle ich mich irgendwie leicht und beschwingt. Und ehrlich: ich könnte Bäume ausreißen! Großartiges Gefühl - her mit der Arbeit! Geschwitzt habe ich erstaunlicher Weise kaum, dafür allerdings hübsch rot gefärbte Wangen bekommen. Ein bisschen Wasser ins Gesicht und unter die Achseln ein gutes Deo - meine aktive Pause ist vorbei. Ich bereue es nicht.

Wo finde ich Personal Trainer?

Bereits seit Mitte der Achtzigerjahre hat Personal Training einen festen Platz im Terminkalender zahlreicher Stars und Wirtschaftsgrößen. Inzwischen hat sich diese One-to-One-Betreuung - rübergeschwappt aus den USA - auch hier zu Lande etabliert.

Personal Training ist eine Dienstleistung, die von jedem in Anspruch genommen werden kann: von gesundheitsbewussten Frauen, die ihre Figur in Form bringen möchten, über Geschäftsleute und Angestellte, die leistungsfähiger und kreativer sein möchten, bis hin zu Freizeitsportlern, die Expertenrat zum Thema Kraft oder Ausdauer suchen.

Statt im unpersönlichen Fitness-Studio zu schwitzen, kann man sich einen Personal Trainer ins Büro oder nach Hause bestellen. Flexibilität, kompetente Beratung, Diskretion und die Motivationskraft des Trainers sind wesentliche Vorteile, die Fitnessstudios und Sportvereine eher nicht bieten. Die Kunden schätzen die exakt auf ihre Bedürfnisse maßgeschneiderte Betreuung und das Einfühlungsvermögen des Trainers. Die meisten Personal Trainer zeichnen sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus, zu dem Bewegung, gesunde Ernährung, Entspannung und Beratung in allen Gesundheitsfragen gehören.

So viel Service hat allerdings seinen Preis. In Abhängigkeit von der Region liegen die Stundenpreise für Personal Training zwischen 60 Euro und 150 Euro.

Tipp: Zum Beispiel für Büro-Fitness ein paar Kolleginnen überreden, dann ist es nicht so teuer.

Bundesweit lizensierte Personal Trainer finden Sie auf der Homepage www.personalfitness.de oder direkt beim Bundesverband Deutscher Personal Trainer

Text: Daniela Barth, Fotos: Theresa Rundel, <a class="link--external" href="http://www.theresarundel.de/" target="_blank" rel="noopener">www.theresarundel.de</a>

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