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Klettern im Hochseilgarten

Wie ist das wohl, sich in 13 Metern Höhe durch einen Hochseilgarten zu hangeln. Unsere Autorin Wiebke Peters hat es ausprobiert.

Unsere Trainerin heißt Angela. Angela ist groß, blond und unerbittlich: In den Hochseilgarten des Outdoor-Centers darf nur, wer geduldig übt, sich mithilfe der zwei Sicherungsseile korrekt abzusichern. Die hängen an dem Ganzkörpergurt, in den die Wagemutigen unter uns sich gezwängt haben, und sollen verhindern, dass man im Hochseilgarten in die Tiefe stürzt. Auf 13 Metern Höhe sind die Plateaus befestigt, zwischen denen man sich bewegt - zum Beispiel über ein Netz, einen Baumstamm, oder über frei schwingende Seile. Alles TÜV-geprüft - aber total wackelig und eine Herausforderung an Kraft, Gleichgewicht und Koordination. Das sieht man schon von unten. Mit dem entscheidenden Unterschied allerdings, dort festen Boden unter den Füßen zu haben.

Der Gurt zwickt, der Schutzhelm muffelt, und die Vorübungen nerven - ich will endlich hoch! Als dritte klettere ich den Balken empor auf die Plattform, auf der Angela uns empfängt. Sie sichert jeden Zentimeter, den ich höher klimme, per Auffangseil ab. Angst habe ich nicht. Oben auf dem Plateau ist es etwas windiger, dafür die Aussicht besser, alles soweit in Ordnung. Beim Gedanken, gleich die wackligen, an Seilen befestigten Querbalken zu entern und mich auf ihnen zur nächsten Plattform zu schwingen, kommt bei mir allerdings keine Freude auf. Kann man sich denn nicht einfach gemütlich aufs Plateau hocken und die Sonne genießen?

Dass wir nicht zum Spaß da oben sind, wird mir klar, als Mitstreiterin Barbara sich ein paar Minuten nach mir auf die Plattform schwingt. Sie ist leichenblass und zittert am ganzen Körper. "Ich habe Höhenangst", ächzt sie, muss sich erstmal hinsetzen. Hallo, frage ich mich, und was machst du dann hier oben? Ich will mir das Elend nicht länger ansehen (könnte ja anstecken!), und beschließe, den ersten Schritt zu wagen. Klinke mich lehrbuchmäßig am Halteseil ein, und setze erst einen Fuß auf Balken Nr. 1, dann den zweiten. Tja, und das reicht mir denn auch.

Trotz meines Wissens, hundertprozentig gesichert zu sein, ist das Signal stärker, das ich von meinem armen, schwachen Körper empfange. Es sagt mir: "Ich habe keinen Halt und stürze gleich in die Tiefe!" Und ich verspüre keinerlei Lust, jetzt innere Kämpfe auszufechten.

Also balanciere ich zurück auf das Plateau und lasse mich kurz darauf von Angela abseilen. Mission impossible, jedenfalls für mich. Barbara dagegen ist angetreten, ihren inneren Schweinehund mal so richtig klein zu machen. Sie absolviert tatsächlich mehrere Teile des Hochseilgarten-Parcours - unter Höhenangst-Bedingungen eine richtig tolle Leistung. Marion und Cordula, zwei weitere Mitstreiterinnen, schaffen sogar die schwierigsten Abschnitte, die der Parcours bietet, und wollen überhaupt nicht mehr runter. Am Ende sind sich die erfolgreichen Hochseilgärtnerinnen einig: Ein tolles Erlebnis - mal abgesehen von den Männern, die ebenfalls zwischen den Seilen herumkletterten, und die Damen gern und häufig zur Eile antrieben...

Fazit

Wer ein gutes Körpergefühl hat, vielleicht sogar schon Kletter-Erfahrungen sammeln konnte, und den gewissen Kitzel liebt, für den ist ein Nachmittag im Hochseilgarten eine prima Sache. Sonst ist hiervon eher abzuraten, denn das Gefühl, plötzlich in 13 Meter Höhe nur durch ein paar Seile gehalten zu werden, ist nicht jedermanns Sache. Und am Boden zu hocken, während sich die anderen über einem amüsieren, ist eine Outdoor-Erfahrung, auf die zweifellos jede verzichten kann.

Text: Wiebke Peters Fotos: Ralph Winter, Heike Oechler Organisation: women outdoors

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