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Höhentraining: Abnehmen in dünner Luft

Dünne Höhenluft macht nicht nur fit, sondern hilft auch beim Abnehmen. Man muss dafür nicht mal auf den Berg: Höhentraining ist jetzt auch im Flachland möglich.

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St. Moritz, Colorado Springs oder die Sierra Nevada. Vor wichtigen Wettkämpfen zieht es viele Sportlerinnen und Sportler in die Höhe. Dabei geht es den Ausdauer-Athleten nicht um Panorama und Ruhe der Bergwelt, sondern um den geringen Sauerstoffgehalt der dortigen Luft: Im Vergleich zum Flachland beträgt der in 2500 Meter Höhe nämlich bereits knapp ein Drittel weniger. Training in dieser dünnen Luft wirkt extrem leistungssteigernd: Unser Herz schlägt ein paar Takte flotter, die Lunge arbeitet schneller, und das Blut steigert den Sauerstofftransport.

Davon profitieren nicht nur Profis, sondern auch Freizeitsportler - und das nicht nur in den Bergen. In Deutschland gibt es schon vier Institute, die Höhentraining in speziellen Räumen anbieten. So wird die Trainingskammer der Kölner "Höhenbalance AG" durch Generatoren lufttechnisch mühelos bis auf den Gipfel eines Sechstausenders gehievt. In dem Institut gibt es zum Beispiel Programme für Übergewichtige, Diabetiker und Herzpatienten mit Gewichtsproblemen. Denn "der Kalorienverbrauch während des Trainings und der Nachbrenneffekt danach sind höher, und die Enzyme des Fettstoffwechsels werden besser trainiert", erklärt Diplomsportlehrerin Ute Haas den Vorteil der dünnen Luft. Dass man dadurch auch leichter abnehmen kann, ist wissenschaftlich belegt. Mediziner der Berliner Charité schickten Übergewichtige einen Monat lang dreimal wöchentlich in die Höhentrainingskammer. Danach waren zwar durchweg alle Probanden, auch die der normal belüfteten Kontrollgruppe, im Durchschnitt um zweieinhalb Kilo leichter.

Doch die Höhentrainierten mussten sich dafür deutlich weniger anstrengen, auf dem Laufband konnten sie zum Beispiel 15 Prozent langsamer gehen. Forschungsleiterin Dr. Susanne Wiesner hält Höhentraining gerade bei Übergewicht für besonders effektiv: "Vor allem als Einstieg, da man schon bei geringer Belastung sehr gute Effekte erreicht." Vielen bietet sich so eine gelenk- und muskelschonende Möglichkeit, in Bewegung zu kommen. Und auch bei Normalgewichtigen gibt es positive Effekte: In einer weiteren Untersuchung bauten die Probanden im Vergleich mit Normalluft-Sportlern doppelt so viel ihres Körperfetts ab.

Um derart abzuspecken, empfiehlt Diplomsportlehrerin Haas einen Trainingsblock über drei Monate mit jeweils zwei bis drei Einheiten pro Woche und steigenden Intensitäten. Medizinerin Wiesner hält auch ein vierwöchiges Probetraining für sinnvoll: "Nach den ersten zwölf Einheiten kann man dann reduzieren und zum Beispiel nur noch alle zwei bis vier Wochen trainieren." Allerdings hat die Sache einen nicht unbedeutenden Haken: Nur jeder Zweite spricht tatsächlich auf das Höhentraining an. Als Indiz für eine Empfindlichkeit nennt Susanne Wiesner ein bestimmtes Profil der Herzfrequenz: "Diese steigt zunächst auch in Ruhe leicht an und sinkt dann nach den ersten zwei bis drei Durchgängen stark ab." Höhen oberhalb von 3500 Metern machen manchen Menschen sogar generell Schwierigkeiten. Bei gesundheitlichen Problemen rät sie deshalb vorher zu einem ärztlichen Check-up. "Die Trainer sollten zudem über eine gewisse höhenmedizinische Ausbildung und Erfahrung verfügen."

Wer Höhentraining verträgt, wird schnell Erfolge sehen, denn selbst unserem Gehirn tut Höhenluft gut, wie Trainerin Haas weiß: "Die Dopamin- und Serotoninwerte ändern sich, und die Leute fühlen sich wohler. Gleichzeitig verschwinden Heißhunger und Frustessen. Das Ganze fühlt sich dann an wie Prosecco-Trinken." Na denn, der gefühlte Berg ruft!

Hier gibt es schon Höhenluft vor der HaustürKöln: Höhenbalance AG, www.hoehenbalance.de (Zehnerkarte für 249 Euro oder Mitgliedschaft für 25 Euro pro Woche, außerdem bundesweiter Geräteverleih) Bad Reichenhall: Kurmittelhaus, www.khmoderne.comBerlin, München: Zentren für medizinisches Höhentraining, www.loxymed.de

Text: Michaela Rose Foto: iStockphoto.com, Dreamstime.com Ein Artikel aus der BRIGITTE 22/08

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