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Fitness-Training für Kopf und Körper

Tänzerische Workouts mit ganzheitlichem Anspruch boomen in den Studios - inspiriert von indischem Tempeltanz, Yoga, Pilates und Tai-Chi. Selbst beim Kraft-Ausdauer-Training geht es jetzt auch um mentale Fitness.

"Studio-Mitglieder wollen sich nicht mehr auspowern bis zum Limit, es soll nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut gehen", sagt Anke Bühling. Die Fitness-Managerin "sammelt" Sport-Trends, stellt Kurspläne auf und muss treffsicher entscheiden, welche Inhalte bei den Studio-Kunden ankommen und welches neue Gerät sich anzuschaffen lohnt. "Mentale Fitness steht mehr und mehr im Mittelpunkt", sagt Anke Bühling. Gefragt sind Workouts, die den Body "builden" und gleichzeitig den geistigen Horizont erweitern: Dance-Kurse zum Beispiel, wenn möglich mit spirituellem Ansatz. Rückläufig wird mit diesem Trend vielleicht der Sportschuh-Markt, denn bei den meisten dieser soften Workouts wird barfuß geturnt.

Trend 1: Effective-Workout

Wer Gruppen-Workouts im klassischen Aerobic-Stil mag, ist bei "Effective" goldrichtig. Dieses Ganzkörpertraining verbessert in 60 Minuten Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit - immer abwechselnd, in Intervallen. Denn verausgaben soll sich die (auch altersmäßig) gemischte Klientel nicht.

Gesundheitsorientiert ist das Konzept und so aufgebaut, dass die Teilnehmer sich im so genannten aeroben Bereich bewegen: Das Blut enthält immer genügend Sauerstoff - das belegt eine "Effective"-Studie des Institutes für Individualsport der Sporthochschule Köln -, und Sauerstoff braucht man, um Fett zu verbrennen. Mit im Workout-Einsatz ist ein fünf Kilo schweres "Softweight" der Firma Alex-Athletics, ein weicher Gewichtsschlauch mit Halteschlaufen. Beim Ausdauertraining auf die Schultern gelegt, ist der Schlauch gleich doppelt effektiv: Zum einen formt das Extragewicht natürlich die Muskeln. Zum anderen schult es eine aufrechte Haltung: "Schultern runter!" - der Appell gegen verkrampfte Rückenmuskeln wird sofort beherzigt.

Was "Effective" ganz besonders macht? Gruppendynamische Elemente sollen Stress lösen. Zum Beispiel die Lockerungsübungen im Kreis, die an "American Football" erinnern. Und beim Pulsbeschleuniger "Tacklen", dem schnellen Auf-der-Stelle-Trippeln, müssen sich zwei Teilnehmer an den Händen kräftig gegeneinander abdrücken. Das bringt in direkten Kontakt mit anderen aus der Gruppe - eher die Ausnahme in den gängigen Kursen. Übrigens: Bei diesem Workout sind, wegen der besseren Dämpfung, Schuhe angesagt! Mehr Infos unter www.effective-academy.de. Das Softweight gibt's (mit Trainingsposter für zu Hause) auch im Sportfachhandel.

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Trend 2: Yoga-Aerobic

Die Kurse nennen sich zum Beispiel "WoYo", "Yoga Gym" oder "Chi Yoga Dance" und meinen den gleichen Trend: die Kombination aus (kräftigenden) Yoga- und Tai-Chi-Übungen mit Aerobic-Elementen. Beim "Chi Yoga Dance" der Schweizer Bewegungspädagogin Lucia Schmidt zum Beispiel setzt sich das 60-Minuten-Workout aus drei Sequenzen zusammen: Zum Aufwärmen wird der "Sonnengruß" aus dem Yoga geübt - jeweils 12-mal. Wichtig dabei: die richtige Atmung. Beim Strecken einatmen, beim Beugen ausatmen. Wer das befolgt, verbessert seine Standfestigkeit, weiß Lucia Schmidt.

Sequenz Nummer zwei bringt Beweglichkeit und Kraft: Verschiedene, langsam und konzentriert ausgeführte Yoga- und Tai-Chi-Bewegungen (auch Teile aus dem Modern Dance) werden fließend miteinander verbunden. Zum Beispiel "das Dreieck" mit "die Mähne des Wildpferdes teilen". Einzelne Elemente daraus werden dann zu einer Choreografie kombiniert, die vollen Körpereinsatz erfordert: Hand, Fuß, Blickrichtung, Atem - alles will miteinander koordiniert sein. Im letzten Drittel dann folgt der Bodenteil, mit tänzerisch inspirierten Stretching-Haltungen. Alles in allem ist "Chi Yoga Dance" eines der choreografisch anspruchsvollsten unter den Workouts mit ganzheitlichem Ansatz. Infos zu Chi Yoga Dance: BodyMindSpirit - Health Concepts, Schweighofstraße 404, CH-8055 Zürich.

Trend 3: Tempeltanz

Jede Bewegung hat Symbolwert: Im Kniesitz die Handflächen auf die geschlossenen Augen legen, dabei die Ellenbogen abwinkeln und Schulterblätter tief halten, das nennt sich "Segen auf Shivas Augen bringen". Bei "Indian Spirit"-Kursen wird nebenbei traditionelle indische Kultur vermittelt. Das 45-Minuten-Workout führt in die farbenprächtige Welt indischer Tempel(tänzerinnen). Tatjana Wegner, Profi-Ballerina, hat ihr Konzept so gestaltet, dass mit winzigen Hilfsmitteln und Ritualen die Konzentration sofort da ist: Zu Beginn klebt sie ein farbiges "Bindi", ein schmückendes Segenszeichen, auf die Stirn (das "dritte Auge") jeder Teilnehmerin. Und zum Entspannen gibt's ein Tröpfchen Duftöl auf Stirn und Handgelenke. Denn in der Stunde werden die Hände häufig am Gesicht (und damit an der Nase) vorbeigeführt - und zwar in Mudras, das sind spezielle Handhaltungen. Sie sollen die Körperenergie zusätzlich positiv beeinflussen.

Viel Armarbeit steckt im Workout, doch auch die Beine werden gekräftigt und der Körper beweglicher. Erstaunlich auch: Um in die Grundposition zu kommen, muss man fest mit der Ferse aufstampfen und dabei die Füße nach außen drehen. Das hat anfangs noch recht wenig Charme, verbessert sich aber im Laufe der Stunde. Handhaltungen, Schrittfolgen, Ausdruck und Bedeutung der Tänze hat sich Tatjana Wegner übrigens durch Aufenthalte in Indien angeeignet - und von dort auch gleich die modern-melodische "Bollywood"-Musik mitgebracht. Infos gibt's unter: www.indian-spirit-move.de.

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Trend 4: Core Pilates

Pilates gehört (wie Yoga und Tai-Chi) zu den soften Fitness-Hits der letzten Jahre. Doch die rund achtzig Jahre alte Körper- und Haltungslehre von Josef Pilates wird konzeptionell ständig weiterentwickelt und für die Studios fit gemacht - Pilates-Übungen am Boden ganz ohne Maschinen zum Beispiel.

Die Firma Reebok setzt nun wieder ein Gerät ein und hat Pilates auf dem "Coreboard" entwickelt. Die dreidimensional bewegliche Scheibe schult die Balance und hilft vor allem, Rücken und Bauch zu stabilisieren. Ideal für eine gute Haltung und ganz im Sinne des Erfinders, der davon überzeugt war, dass Lebensenergie nur aus einer stabilen Mitte kommen könne.

Die Übungen von "Core Pilates" sind jedoch keinesfalls was für Softies. Denn wer das Muskeltraining bisher vernachlässigt hat, kommt dabei ganz schön ins Schwitzen. Auf der wackligen "Core Board"-Scheibe im Vierfüßlerstand jeweils einen Arm und ein Bein zu liften oder bei der Taillenübung in der Waagerechten zu bleiben, kostet jede Menge Kraft. Mit der richtigen Atemtechnik - auch die wird bei "Core Pilates" beigebracht - und weichen Bällen als Stütze fällt das Training Anfängern leichter.

Infos zu Kursen über: Reebok Deutschland GmbH, PR-Abteilung, Stichwort: Core Pilates, Keltenring 9, 82039 Oberhaching.

Trend 5: Gogo Dance

Missy Elliot rappt aus den Boxen - und eim "Gogo"- oder "Sexy Dance"-Kurs wird das Sinnlich-aus-der-Hüfte-Rollen geübt. Klingt schon ein bisschen nach Rotlicht-Milieu, die Vorstellung, sich in animierenden Posen zu üben ... Dabei sollen Frauen in diesen Fitness-Kursen vor allem ein besseres Gefühl für ihren Körper, ein sensibleres Gespür für den Rhythmus bekommen. Wie zum Beispiel in der Hamburger Kaifu-Lodge: Hier bringt Trainerin Nele mit "Dollhouse Moves" erotischen Kick in das Tanz-Workout. Die ausgebildete Tanzpädagogin finanzierte sich ihr Studium mit Auftritten in der Szene-Location "Dollhouse" in Hamburg-St.Pauli. Und weil die Bewegungen Fitness-Wert haben, arbeitete sie ihr Repertoire jugendfrei zum sportlichen Tanzprogramm aus.

Zuerst ist der untere Abschnitt des Körpers dran: Nele zeigt, wie synchrones Hüftkreisen geht. Dann wird der Oberkörper beweglich gemacht - ein aufrechter Gang mit locker schwingenden Schultern gelernt; anschließend wird beides koordiniert. Einige müssen allerdings erst mal lernen, mit verführerischem Hüftschwung durch den Raum zu laufen. Andere haben schlichtweg Probleme, sich selbst harmlos, aber dennoch lasziv zu berühren - denn auch das gehört zum sexy Tanzen. Gogo-Workouts wie "Dollhouse Moves" eignen sich für Frauen, die ein entspanntes und sinnliches Verhältnis zu ihrem Körper haben. Oder bekommen wollen. Infos über www.kaifu-lodge.de oder www.strip-dich-fit.de (Workshops)

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Trend 6: Klassik-Aerobic

Ein Ganzkörper-Workout zu klassischer Musik? Das gibt's. Es nennt sich "Klassisch trainieren" und macht in 50 Minuten alle Teilnehmer (ja, auch Männer sind dabei) zu relaxten Menschen. Denn Klassik beruhigt nachweislich die Nerven! Zum Aufwärmen bieten "Klassisch trainieren"-Kurse zum Beispiel Ravels "Bolero". Muskeln und Gelenke werden dazu in fließenden Bewegungen gelockert: Zum "Side-to-Side" zum Beispiel schwingt ein Arm seitlich weit aus, das entgegengesetzte Bein wird zur Seite gestreckt.

Anschließend geht's im Überkreuzschritt in die andere Richtung. Das trainiert Oberkörper- und Po-Muskeln gleichzeitig. Jede Muskelfaser wird schön geschmeidig, und man lernt, das Gleichgewicht zu halten. Untermalt von klassischen Stücken (deren Tempi entsprechend variieren) werden die Übungen im Laufe der Stunde immer wieder um andere Schrittfolgen und Dehnungen ergänzt, so dass sich eine anmutige Choreografie ergibt. Und die können sich auch Anfänger schnell merken.

Auch Bauchübungen gibt's, im Bodenteil, zu Beethoven; gestretcht wird zu Dvorák. Die "Klassisch trainieren"-Erfinder und Fitness-Trainer Jessica Ziesmer und Marco Hülsebus legen besonderen Wert auf eine gute, gesunde Körperhaltung. Ohne Schwung, sondern langsam und exakt sollen die Plijées und Liegestütze sein. Überfordern soll sich keiner, vielmehr Spaß am Tanz entwickeln. Zum Cooldown im Liegen wird ein Säckchen auf die Augen gelegt, gefüllt mit Leinsamen und Lavendelblüten. Und eine Minitraumreise durch den Körper lässt die Stunde ausklingen ...

Mehr Infos unter: www.klassischtrainieren.de und u. a. in 25 Elixia-Studios Tel. 030/22 33 34 44.

Fotos: Nicole Neumann Text: Angela Schöneck Produktion: Birgit Potzkai Haare und Make-up: David/M4 Motion Aus BRIGITTE September 2003

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