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Bergwandern - jünger, weiblicher, sportlicher

Bergwandern ist neuerdings bei jüngeren Leuten angesagt. Warum man im Mittelgebirge nicht Bergwandern kann, lesen Sie hier. Plus: Die wichtigsten Tipps für Ausrüstung und Tourenplanung.

Seit 25 Jahren ist Stefan Winter in den Bergen unterwegs. Er ist Ressortleiter Breitenbergsport beim Deutschen Alpenverein und hat festgestellt, dass sich die Zielgruppe in den Bergen in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat: "Sie sind jünger, weiblicher und sportlicher", bringt er es auf den Punkt. 

Da hat sich eine ganz neue Gruppe auf den Weg in die Berge gemacht. Das freut nicht nur den Alpenverein, bei dem die Mitgliederzahlen seit Jahren kontinuirlich steigen. Das zeigt sich auch in den Bilanzen der Outdoor-Hersteller, die die Berg-Neulinge mit schicker Funktionskleidung, Wanderschuhen und Stöcken versorgen.

Was ist es, dass die Menschen neuerdings so am Bergwandern fasziniert?

Warum ist Bergwandern toll?

Sie können beim Bergwandern aktiv entspannen und erleben die Natur neu und mit allen Sinnen. Die Ruhe in den Bergen und die Anstrengung beim Anstieg sind ein idealer Ausgleich zu einem immer schneller getakteten multimedialen Alltag. 

Es ist ein großartiges Gefühl, sich die Gipfelspitze selbst zu erarbeiten, statt einfach die Gondel zu nehmen.

Und Sie können sich den Kaiserschmarrn auf der Hütte mit gutem Gewissen schmecken lassen: Beim Bergwandern verbrauchen Sie fast so viele Kalorien wie beim Joggen. Eine 60-Kilo-Frau verbrennt beim Bergwandern in einer Stunde 396 Kalorien.

So geht's: Die wichtigsten Tipps für den Einstieg

Beim Bergwandern geht es im Prinzip einfach nur rauf auf den Berg und wieder runter. Weil das aber ungeahnte Kraftreserven erfordert, sollten Sie vorher Ihre Kondition richtig einschätzen. 

Vom Bergwandern spricht man bei Bergen ab circa 1.800 Meter, in Deutschland sind das die Alpen. Streng genommen kann man also im Mittelgebirge gar nicht bergwandern, sondern nur wandern. Mit über 1.800 Metern bewegt sich das Bergwandern auf hohem Niveau: dünnere Luft, die Gefahr durch schnelle Wetterumschwünge und teilweise unbefestigte Wege, aber grandiose Aussichten. 

Einsteiger: Wenn Sie gesund sind (Herz-Kreislauf-System, Koordination und die Muskulatur müssen in Ordnung sein) und regelmäßig Sport treiben, können Sie direkt mit dem Bergwandern loslegen. Ist das nicht der Fall, lassen Sie sich lieber von Ihrem Arzt das Okay geben. Diese Empfehlung gilt besonders für Einsteiger über 40 Jahre. 

Sie haben Ihr ganzes Leben in der Ebene verbracht und sind deshalb unsicher, ob Ihre Fitness für die Alpen reicht? Dann machen Sie einen einfachen Fitness-Test: Fahren Sie eine Stunde lang und ohne Unterbrechung Fahrrad oder gehen Sie zwei bis drei Stunden zügig spazieren. Wenn Sie danach zwar verschwitzt, aber nicht völlig überanstrengt sind, können Sie auch in die Alpen. 

Bei der ersten Bergwanderung sollten Einsteiger Touren aussuchen, in denen sie maximal 800 Höhenmeter wandern. Das dauert dann ungefähr zwei bis drei Stunden. Bergwege sind unterteilt in leichte, mittelschwere und schwere Strecken. Entscheiden Sie sich am Anfang nur für die leichten oder mittelschweren. 

Fortgeschrittene: Auch für erfahrende Bergwanderer gilt: Überprüfen Sie Ihre Kondition kritisch. Viele überschätzen ihre Kräfte und Trittsicherheit und bringen sich so auf zu steilen Bergen in Gefahr. Fortgeschrittene sollten daher die BergwanderCard vom Deutschen Alpenverein ausfüllen. In einem einfachen Test ermitteln Sie Ihre Kondition und Trittsicherheit und bekommen eine Empfehlung, welche Touren für Sie geeignet sind. Die Karte können Sie online runterladen unter www.alpenverein.de

Die Schwierigkeitsgrade von Strecken finden Sie in Tourenbüchern, bei Fremdenverkehrsämtern oder im Internet. 

Tourenvorschläge und Auskünfte über die Wegbeschaffenheit gibt es unter: Deutschland: www.alpenverein.de Österreich: www.alpenverein.at Schweiz: www.alpenverein.ch

Weitere Informationen zu Touren, auch für Frankreich und Italien, finden Sie unter www.alpine-auskunft.de

Ausrüstung und Kosten

Ohne Wanderschuhe keine Wanderung. Achten Sie auf knöchelhohe Schuhe mit einer rutschfest profilierten Spezialsohle aus Gummi. Zudem sollten sie schnelltrocknende Funktionskleidung tragen (Unterwäsche, T-Shirt/Pullover, Wanderhose, Regenhose, Jacke). Wenn Ihnen das am Anfang zu teuer ist, nehmen Sie Kleidung zum Wechseln mit. Sobald Sie verschwitzt sind, sollten Sie sich umziehen. Falls Sie im Frühjahr oder Herbst unterwegs sind, packen Sie noch zusätzlich Mütze und Handschuhe ein. Je höher Sie kommen, desto kälter wird es. Tourenstöcke sind kein Muss, erhöhen aber die Trittsicherheit und schonen die Gelenke beim Bergabstieg.

Packliste

In den Rucksack gehören:

  • Karten (Maßstab 1:25.000) und Kompass
  • Sonnenschutz: Sonnenbrille, Sonnencreme SF 30+, Lippenschutz SF 30+, Hut zum Schutz von Kopf, Gesicht und Nacken
  • Erste-Hilfe-Set
  • Rettungsdecke oder Biwacksack
  • Handy
  • Getränke (mindestens 1 Liter/ Person) und Tourenproviant
  • Taschenmesser mit mehreren Funktionen
  • Taschenlampe oder Stirnlampe
  • Hüttenschlafsack bei Mehrtagestouren
  • Blasenpflaster

Eine Grundausrüstung (Wanderschuhe, Tourenstöcke, Rucksack) bekommen Sie ab circa 220 Euro. 

Tipp: Neue Schuhe müssen immer erst eingelaufen werden. Ansonsten werden die Füße bei der ersten Wanderung furchtbar schmerzen.

Was muss man sonst noch wissen?

Grundsätzlich sollten Sie sich bei der ersten Tour erfahrenen Wanderern anschließen. Falls Sie direkt allein losgehen möchten, ist eine gute Tourenplanung ein Muss. Und: Hinterlassen Sie im Hotel oder bei Freunden, welche Tour Sie gehen. Folgendes sollten Sie außerdem beachten: 

Das Wetter: Checken Sie, wie sich das Wetter entwickeln wird. Liegt Schnee auf dem Berg? Wie sind die Sichtverhältnisse zu verschiedenen Tageszeiten? 

Unter www.alpenverein.de finden Sie eine Wettervorhersage sowohl für die deutschen Alpen, als auch für das Ausland. 

Die Menschen: Wer ist alles dabei? Wie trittsicher sind die Wanderer? Ist die Wanderung beispielsweise für Kinder geeignet? Kindergartenkinder sollten nicht länger als drei bis vier Stunden gehen. Schulkinder können bereits Tagestouren mitmachen, wenn genügend Ruhepausen eingeplant werden. Beachten Sie noch, dass sich die angegeben Zeiten in Tourenbüchern an Erwachsenen orientieren. Bei Kindern rechnen Sie diese Zeit mal 1,5. Ruhepausen nur an ungefährlichen Plätzen einlegen.

Text: Bianka Echtermeyer und Monika Herbst Foto: iStockphoto

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