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Superfood Hanf Was ist dran am Cannabis-Trend?

Superfood Hanf: Hanfsamen
© rh2010 / Adobe Stock
Er gilt als nachhaltiger Foodtrend: Hanf steckt immer öfter in Ölen, Tees und Pasta. Doch nicht alle sind so gut wie gedacht.

Die Hanfpflanze hat ihr verruchtes Image verloren: In der Therapie wird medizinisches Cannabis immer häufiger eingesetzt, die Gesellschaft diskutiert die Legalisierung, und im Supermarkt kann man Hanföl, Hanfsamen oder damit angereicherte Produkte wie Schokolade, Nudeln oder auch Grillwürste kaufen. Und nicht nur das: Für mehr Muckis gibt es Hanf-Protein-Pulver, zum Trinken Hanftees, mit Hanfblüten aromatisiertes Bier oder Limonaden mit Hanfextrakten. Vor allem bei der jungen Generation boomt die Nachfrage, so die Trendforschung des Zukunftsinstituts.

Doch was ist wirklich dran am Superfood Hanf?

In Europa darf nur der sogenannte Nutzhanf wachsen, der lediglich Mini-Mengen des berühmt-berüchtigten THC (Tetrahydrocannabinol) enthält, das berauschend wirkt (Ausnahmen gibt’s nur für medizinisches Cannabis). Der Anbau dieses Nutzhanfs ist äußerst umweltschonend: Er wächst im Freiland, stellt kaum Ansprüche an den Boden und braucht wenig Wasser, Dünger oder Pestizide. Und: Der Energieeinsatz geht gegen null.

Essbar sind die drei- bis fünf Millimeter großen Samen des Nutzhanfes. Presst man die Samen, erhält man ein hoch-wertiges Öl, das reich ist an mehrfach ungesättigten Fetten – und damit supergesund. Zudem liefert es äußert seltene Fettsäuren, die blutdrucksenkend und entzündungshemmend sein sollen.Das Öl eignet sich für die kalte Küche, es sollte nicht erhitzt werden: also einfach in Salatsaucen mischen oder über gedämpftes Gemüse träufeln. Es schmeckt herb-nussig und passt daher eher zu rustikaler Grünkost wie Frisée, Löwenzahn, Spargel, Kohlsorten und Sauerkraut. Tipp: Die guten Fette lassen das Hanföl leicht ranzig werden, darum besser im Kühlschrank aufbewahren und schnell verbrauchen.

Was noch? Hanfsamen sind mehr als nur gute Öllieferanten, nämlich mit einem Protein-Anteil von durchschnittlich 25 Prozent sehr eiweißhaltig und außerdem reich an Ballaststoffen und Mikronährstoffen wie Vitamin E, B, Magnesium, Kalzium und Eisen. "Hanfsamen sind absolut gesund, ähnlich wie Nüsse", bestätigt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern.

Die Kehrseite des Hanf-Hypes

Und lieber geschält oder ungeschält? "Die geschälten Samen haben den Vorteil, dass die Nährstoffe besser verfügbar sind, enthalten aber weniger Ballaststoffe und sind nicht so lange haltbar", erklärt Krehl. Ungeschälte Hanfsamen müsste man dagegen idealerweise schroten oder einweichen, damit man von den gesunden Inhaltsstoffen besser profitieren könne. Mit den Samen kann man zum Beispiel Müslis, Joghurts oder auch Salate bestreuen, sie in Smoothies mixen oder in Brot verbacken. Auch Hanfmehl kann Backwaren aufpimpen. In Produkten wie Hanfaufstrichen liefern sie zumindest kleine Mengen der wertvollen Inhaltsstoffe und tun unserer Gesundheit richtig gut.

Auf Social Media und in Internetforen werden den Hanfsamen noch allerlei weitere Superkräfte zugesprochen: Sie sollen helfen, dass sich die Muskeln nach einem Training schneller erholen, schlank machen und den Blutdruck, den Blutzucker- sowie den Blutcholesterinspiegel senken. "Das ist wissenschaftlich alles nicht nachgewiesen", räumt Krehl diesen Mythos aus. "Einzelne Lebensmittel, egal wie gesund sie sind, können nicht so komplexe Vorgänge im Körper beeinflussen." Darum sind entsprechende Gesundheitswerbungen auch nicht auf den Verpackungen erlaubt.

Gleiches gilt für CBD-Produkte wie CBD-Öle und CBD-haltige Schokoladen, Riegel, Erfrischungsgetränke oder Kaugummis. Cannabidiol (CBD) ist eine Substanz, die in Hanfblüten steckt. Es wirkt im Gegensatz zu THC nicht berauschend, soll aber alle möglichen medizinischen Wunder bewirken, etwa entzündungshemmend, angstlösend und schmerzlindernd sein oder sogar gegen Corona immun machen. Aber auch hier fehlen Beweise. Hersteller dürfen daher keine gesundheitliche Werbung machen. "Aber wenn ein Influencer behauptet: Das CDB-Produkt XY hat mir geholfen, den Prüfungsstress zu überstehen, dann gilt das als Meinungsäußerung und ist rechtlich nicht zu belangen", warnt Krehl. CBD hat zwar in medizinischen Studien hoch dosiert Wirkungen gezeigt und wird darum in Medikamenten etwa gegen Epilepsie eingesetzt. "In den frei verkäuflichen CBD-Ölen oder -Kapseln ist jedoch oft wenig drin", so Krehl.

Mengen THC können unabsichtlich in CBD-haltige Produkte gelangen

Ein weiteres Problem aller hanf- und CBD-haltigen Lebensmittel: Untersuchungen der Behörden finden darin immer wieder das berauschende THC. Denn bei der Ernte oder der Lagerung können Hanfsamen mit Blüten, Blättern und Stängeln der Pflanze in Kontakt kommen und dadurch verunreinigt werden. Und auch bei der Extraktion von CBD aus den Blüten kann THC angereichert werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt daher vor allem vor Hanftee, hanfhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln wie etwa CBD-Ölen oder Hanfextrakten. Hier fanden sich teils THC-Mengen, wie sie in einem Joint stecken. Und dies kann laut BfR zu Schwindel, Müdigkeit, verminderter Reaktionsfähigkeit oder erhöhter Herzfrequenz führen. Mit Alkohol oder Medikamenten können sich die Wirkungen noch verstärken.

Schwangere und Kinder sollten darum generell nur wenig Hanfprodukte konsumieren. Als Faustregel gilt: "Produkte aus dem Internet sind immer mit einem größeren Risiko behaftet als Lebensmittel aus dem Supermarkt", so Krehl. Über den Onlinehandel kann man nämlich sogar THC-Lebensmittel wie Fruchtgummis erstehen, deren Verkauf in Deutschland illegal ist.

Lesetipp: Was Hanfsamen bewirken und wie du sie anwenden kannst, erklären wir hier.

Brigitte

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