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Pferdefleisch-Skandal: Warum der Aufschrei?

Ist es wirklich entscheidend, ob wir Rind- oder Pferdefleisch auf dem Teller haben? Eigentlich sollten wir aus dem Skandal ganz andere Schlüsse ziehen.
Pferdefleisch-Skandal: Warum der Aufschrei?
© k-sus/photocase.com

Sie heißen Gina oder Rico und sie sind unsere Freunde - ähnlich wie unsere Katze oder unser Hund. Freunde isst man nicht. In Deutschland ist es daher eher unüblich, Pferdefleisch zu essen – obwohl es gesund ist. Es ist kalorienarm und enthält viel Eisen. Aber wir essen ja auch keine Hunde. Deshalb finden wir es überhaupt nicht lustig, dass uns jemand Pferdefleisch in die Tiefkühl-Lasagne gemischt hat, wie bei den Eigenmarken Tip (Real) sowie Gut und Günstig (Edeka) geschehen.

Unser Fleisch sollen Hühner, Schweine oder Rinder liefern. Als Nutztiere ist das ihr Job. Die Massentierhaltung ist kein schönes Geschäft. Deshalb bleiben die Türen von Hühnerfarmen für Außenstehende in der Regel verschlossen. Den Anblick der zerrupften, gequälten Tiere und den Gestank will man den Verbrauchern nicht zumuten. Auch Schweine, die eng aneinander gepfercht über glatte Spaltböden rutschen, hält man lieber versteckt. Doch immer wieder gelangen solche Bilder an die Öffentlichkeit. Wir wissen also alle, wie das Fleisch, das wir essen, produziert wird - und verdrängen es erfolgreich.

Nun wurde Pferdefleisch in unser Essen gemischt, und der Aufschrei ist groß. Klar, das ist Betrug und es ist keineswegs in Ordnung. Aber ebenso wenig in Ordnung ist es, wenn im Billigst-Angebot das Fleisch von unglücklichen, gequälten Tieren steckt. Nur: Das will niemand wirklich wissen, wenn er sich seine Tiefkühl-Lasagne in die Mikrowelle schiebt.

Es sollte für uns nicht entscheidend sein, ob wir Rinder- oder Pferdefleisch essen, sondern wie wir mit unseren Tieren umgehen. Wir haben ja die Alternativen: Wir können Fleisch in Bio-Qualität oder von artgerecht gehaltenen Tieren kaufen (z.B. Neuland), wir können auf hochwertige Bio-Fertiggerichte umsteigen – oder ganz auf Fleisch verzichten. Wir haben nicht das Recht, unsere Nutztiere anders zu behandeln als Gina oder Rico!

Info: Die Albert-Schweitzer-Stiftung plant übrigens zu diesem Thema eine kreative Kampagne mit LKW-Planen, die zum Umdenken anregen sollen.

Text: Monika Herbst

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