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Health Balance Coach "Ich möchte die Person sein, die ich damals gebraucht hätte"

Health Balance Coach Lea-Martine Lotz
© Lea-Martine Lotz / Privat
Zum neuen Jahr nehmen sich viele Menschen vor, ihre Ernährung umzukrempeln – und geben nach wenigen Wochen auf. Health Balance Coach Lea-Martine wundert das nicht – für sie war das Thema Ernährung jahrelang eine Tortur. Heute möchte sie anderen Menschen auf ihrem Weg helfen.

Gesundheit. Ernährung. Diese zwei Begriffe wabern zum Jahresanfang um uns herum wie ein grauer Nebel, der uns in Fitnessstudios und Reformhäuser leitet. So richtig spaßig klingen Vorsätze selten. Dabei sind gerade diese – Gesundheit und Ernährung – ja eigentlich die Basis für unser ganzes Leben. Nicht nur zwei Monate im Jahr. Deswegen hat sich Lea-Martine Lotz zur Aufgabe gemacht, das Pärchen von seinem alten Image zu entstauben. "Happy & healthy is the new cool", lautet der Slogan der Health Balance Coachin. 

Lea-Martine Lotz hat am eigenen Leib erfahren, wie die Ernährung zum Leidensthema werden kann. Jahrelang litt sie an zahlreichen Allergien, Unverträglichkeiten und einer Histaminintoleranz. Bis sie beschloss, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Und zwar ganzheitlich. Jetzt möchte sie die Person für andere sein, die sie damals gebraucht hätte. Mit BRIGITTE.de hat sie über ihre Reise zur richtigen Ernährung gesprochen – und darüber, wieso wir uns von strengen Neujahrsdiäten und Kalorienzählen verabschieden sollten.

"Wir wollen immer diese schnelle Pille schlucken und sofort Veränderungen sehen. Das funktioniert nicht."

BRIGITTE.de: Jetzt gerade fangen ja wieder sehr viele Menschen an, ihre Ernährung umzustellen. Was glaubst du, was sind die größten Fehler, wieso solche Neujahresvorsätze selten funktionieren?

Lea-Martine Lotz: "Das sind die Radikalumschwünge. Ich kann die Motivation verstehen, dass man denkt, so jetzt nehme ich mein Leben in den Griff – aber das sind Quick Fixes. Wir wollen immer diese schnelle Pille schlucken und sofort Veränderungen sehen. Das funktioniert nicht. Und: wir lassen uns total von Dingen beeinflussen, die für andere funktionieren. Dieser Social-Media-Trend 'What I eat in a day' ist so toxisch. Nur weil es Simone gut tut, heißt es nicht, dass es mir gut tut. Das Wichtige ist ja, eine Ernährung zu finden, die man das ganze Jahr in den Alltag implementieren kann."

Das ganze Jahr auf z.B. Zucker verzichten klingt aber auch immer gleich nach einem furchteinflößendem Schritt…

"Das ist das Problem an Neujahrsvorsätzen: es hat immer mit Verbot und Verzicht zu tun. Da gehen wir wieder in den Kampf. Und sobald wir das tun, kämpfen wir gegen unseren Körper und diesen Kampf können wir nur verlieren. Alles, gegen das wir kämpfen, ziehen wir an wie Klebstoff. Das bedeutet, dass wir, schneller als wir schauen können, wieder bei unserem ungeliebten Anfangspunkt landen. Wir müssen in die Akzeptanz gehen und langfristige, liebevolle Veränderungen machen – und die können nur persönlich sein."

Wie sehen liebevolle Veränderungen aus? Und wie finde ich überhaupt heraus, was mir persönlich gut tut?

"Den Druck rausnehmen. Diesen Optimierungswahn dahinter. Ich finde, eintunen hilft. Immer mal wieder eine kurze Meditation. Keine riesigen Umschwünge, sondern schauen, was sind kleine Dinge im Alltag, die ich verändern kann. Wie zum Beispiel morgens mein warmes Wasser zu trinken, fünf Minuten Atemübungen zu machen, eine Runde rauszugehen und dann immer wieder in sich hineinspüren: wie fühlt sich das für mich an? Eigentlich geht es darum, sich wieder mit dem eigenen Körper zu verbinden, ihn als Freund zu sehen und seine Sprache zu verstehen. Ist das mein Weg? Wie fühle ich mich? Das bedeutet für mich das Eintunen. Wir haben alle Antworten in uns, alles ist möglich."

Und welche Tools gibst du den Menschen an die Hand, die ihre persönliche Ernährung finden möchten?

"Ich empfehle ein Ernährungstagebuch. Und dabei geht es nicht um abwiegen oder Kalorien zählen – das mache ich prinzipiell nicht, das ist nur wieder dafür verantwortlich, dass wir Stresshormone ausschütten. Stattdessen sind meine Fragen: Was habe ich gegessen und das Wichtigste: wie habe ich mich danach gefühlt? Auch am nächsten Tag nochmal hinein zu spüren. Das ist der Ernährungspart, danach schauen ich immer, was in den letzten Jahren so passiert ist und mit welchen Glaubenssätzen und Blockaden eine Person kämpft. So schauen wir uns das ganze Puzzle an und nicht nur die einzelnen Puzzleteile."

"Ich möchte die Person sein, die ich damals gebraucht hätte."

Wie bist du du zu diesem Weg gekommen? Du sprichst aus eigener Erfahrung, oder?

"Wie ich im Endeffekt zu meinem Job gekommen bin, hat schon viel früher angefangen – und zwar als ich auf die Welt gekommen bin, ich war ein typisches Allergiker-Baby. Man konnte mich ins Planschbecken setzen und ich bin aufgegangen wie ein kleiner Kugelfisch. Ich war gegen Latex allergisch, gegen Hunde-, Katzen-, Pferdehaare, alles mögliche. Und es wurde immer und immer schlimmer. Bis ich 16 war und ein Todesfall in der Familie dazukam. Das war dann der Zeitpunkt, in dem mein Körper ausgerastet ist. Ich hatte Kreislaufzusammenbrüche, Schmerzen, eine starke Histaminintoleranz, Allergien, Unverträglichkeiten und unspezifische Symptome, so dass ich von Arzt zu Arzt gerannt bin. Im Endeffekt kam immer nur heraus: Ja, ich glaube, Sie bilden sich das ein. Irgendetwas stimmte nicht und ich verstand nicht was. Mein Turning Point kam mit 18. Ich konnte kaum noch etwas essen und ich wusste: So kann es nicht weitergehen. Ich muss etwas ändern. Ich habe beschlossen, die Verantwortung für meine Gesundheit wieder selbst zu übernehmen. Ab da hat sich alles geändert.“

Was heißt das denn? Womit hast du angefangen?

"Ich habe zuerst die vegane Ernährung ausprobiert. Ich fand das schrecklich, weil Fleisch eine der wenigen Proteinquellen war, die ich noch essen konnte. Aber ich dachte: okay, schlimmer kann es nicht werden. Also habe ich angefangen, mich pflanzlich zu ernähren und erstmal geschaut: Was braucht mein Körper eigentlich zum Überleben? Einmal in der Woche habe ich ein neues Lebensmittel, was ich vorher nicht vertragen hatte, dazugenommen."

Du kombinierst jetzt Ernährung mit Mindset. Und wie hast du persönlich es geschafft, dein Mindset zu ändern? So etwas passiert ja nicht von heute auf morgen.

"Ich habe mir gedacht: irgendwo muss das Ganze ja herkommen. Also habe ich angefangen, mich mit mir zu beschäftigen, habe versucht, an der Wurzel anzusetzen. Ich habe "innere Kind"-Heilung gemacht, Meditation, Hypnose. Ich habe mir in einem Sog alles gesucht, was mir gut getan hat. Ich habe eine lange Zeit jeden Morgen meditiert. Nach drei Monaten war der Punkt, an dem ich wieder alles essen konnte. Da habe ich beschlossen: Ich muss das der Welt erzählen.“

Und so wurde dein Business geboren? Du wurdest quasi von der Patientin zur Behandlerin?

"Ich habe nach dem Studium dann noch meinen Ernährungsberater und Mindset Coach gemacht. Und die letzten vier Jahre konstant weitere Ausbildungen gemacht, bis ich mich selbstständig gemacht habe. Dann kamen schon die ersten Kund:innen und ich fand es so schön, zu sehen, dass meine Vision von damals funktioniert hat: Ich möchte die Person sein, die ich damals gebraucht hätte. Eine Person, die an deiner Seite ist, die dir hilft, eine Ernährung zu finden, die für einen selbst gut ist. Und die dir zeigt, dass du handeln kannst.“

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Lea!

mjd Brigitte

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