Im aktuellen Jahrbuch der Zeitschrift Öko-Test ist es nachzulesen: Zweimal in den vergangenen fünf Jahren haben die Tester Reiswaffeln untersucht und darin zu viel Arsen, krebserregendes Acrylamid sowie in einigen Produkten auch viel Cadmium entdeckt. Außerdem wurde beanstandet, dass als "ungesalzen" ausgelobte Produkte Salz enthielten. Fazit der Tester: Für Babys und Kleinkinder sind die meisten Reiswaffeln nicht zu empfehlen. Selbst die "Hipp Kinder-Reiswaffeln", die am besten abschnitten, wiesen laut Öko-Test leicht erhöhte Arsenwerte auf. Wie haben Handel und Hersteller darauf reagiert? Wir haben bei einigen von ihnen nachgefragt.
Wie Anbieter auf die Tests reagiert haben
- Rewe hat seine "Bio Reiswaffeln ohne Salz-Zusatz" ausgelistet, nachdem Öko-Test sie wegen "stark erhöhter Arsenwerte" abgestraft hatte.
- Edeka vertreibt die "Bio Hirse-Mais-Reiswaffeln" nicht mehr. Außerdem wurde der Lieferant für das Reis- und Maiswaffel-Sortiment gewechselt. Zusätzlich gibt es bei Edeka jetzt mehr Kontrollen und Analysen, was die Lebensmittelproduktion für die Eigenmarkenartikel betrifft.
- Dennree, Bio-Anbieter von "Reiswaffeln ungesalzen", stellt die Analysen von Öko-Test in Frage. Man sei selbst zu anderen Testwerten gekommen. Und: Der beanstandete Cadmium-Wert liege unter dem gesetzlichen Grenzwert. Man werde weiterhin dieses Produkt aus Vollkornreis anbieten. "Ganzheitlich betrachtet überwiegen aus unserer Sicht die Vorteile der Verwendung des vollen Korns die eventuell dadurch bedingten Nachteile", sagt Pressesprecherin Antje Müller.
- Auch Rossmann kritisiert die Test-Bewertungskriterien: "Es gibt für die Parameter Arsen und Acrylamid keinen gesetzlich festgelegten Grenzwert bei Lebensmitteln", so Pressesprecher Stephan-Thomas Klose. "Die getesteten Produkte wurden anhand eines von Öko-Test festgelegten Grenzwertes beurteilt und entsprechend abgewertet." Gleichwohl hat Rossmann seinen Lieferanten veranlasst, die Rezeptur der "Babydream Baby-Reiswaffeln" umzustellen: Statt purer Vollkornreiswaffeln bestehen die Taler jetzt aus einem Mix von Vollkornreis und geschältem Reis. Dadurch konnte der Arsengehalt reduziert werden. Zusätzlich wird der Reis von einer Anbaufläche mit arsenarmem Boden bezogen.
- Der Backprozess wurde dahingehend umgestellt, dass der Acrylamidgehalt gesenkt werden konnte.
- Hipp versichert, weiterhin alles zu unternehmen, um Arsen in seinen Produkten so gering wie möglich zu halten.
Arsen und Cadmium kommen natürlicherweise im Boden vor und gelangen über Stoffwechselprozesse in das Reiskorn. Zusätzlich hat der Mensch die Hand im Spiel: Cadmium gelangt über Dünger und Klärschlamm in den Boden. Für Cadmium gibt es Grenzwerte in Lebensmitteln, denn das Gift kann Nieren und Knochen schädigen. Besonders viel Arsen findet sich in der Nähe von Minen oder Metallhütten oder auf ehemaligen Baumwollfeldern, die mit arsenhaltigen Pestiziden besprüht wurden.
Vor allem Arsen ist ein Problem. Der Stoff kann je nach Anbaugebiet mal mehr, mal weniger im Reiskorn enthalten sein. Für Arsen in Lebensmitteln gibt es bislang keine Grenzwerte (Ausnahme: Trinkwasser). In Reis liegt Arsen in organischer und anorganischer Form vor. Während die organische als weniger problematisch betrachtet wird, ist die anorganische toxisch und gilt als krebserregend. In Reiswaffeln sind die Mengen an anorganischem Arsen teils sogar noch größer als im Korn. Das kann daran liegen, dass das Reiskorn unter großer Hitze aufgepoppt wird und dabei Arsen frei wird.
Mal zwischendurch etwas zum Knabbern - ob Reiswaffel, Zwieback oder trockenes Brötchen - ist okay, aber kein Ersatz für eine vollwertige Mahlzeit. Bei Knabberzeug aus Reis muss die besondere Situation des Getreides beachtet werden. Schon in den Jahren 2010 und 2011 hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 56 Proben von Kindernahrung auf Reisbasis (darunter Reiswaffeln) untersucht. Alle enthielten anorganisches Arsen in unterschiedlichen Mengen. Problematisch: Kinder unter drei Jahren nehmen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht zwei- bis dreimal mehr Arsen auf als Erwachsene. Solange es keinen Grenzwert für Arsen in Lebensmitteln gibt, kann man sich an die Empfehlung des LGL halten. Die lautet: Bei einem Verzehr von weniger als zehn Mini-Reiswaffeln zu je zwei Gramm, einmal wöchentlich als Zwischenmahlzeit, ist noch kein nennenswertes gesundheitliches Risiko zu erwarten. Gut beraten ist außerdem, wer zu Produkten greift, die besonders geringe Arsen-Gehalte aufweisen (siehe Testberichte; eventuell geben auch die Hersteller Auskunft). Eine weitere Möglichkeit: Maiswaffeln - darin sind bisher keine nennenswerten Mengen an Arsen gefunden worden.
Acrylamid entsteht, wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel stark erhitzt werden, etwa durch Backen, Rösten und Frittieren. Es ist ein Nebenprodukt des Bräunungsvorgangs. Der Stoff steht im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein. Besonders bei Kindern bis zum Alter von sieben Jahren ist Vorsicht geboten. Im Jahr 2011 hat die EU Richtwerte für den Acrylamidgehalt in den meisten Lebensmitteln festgelegt. Um die Gehalte zu senken, müssen meist Rezepturen oder Produktionsprozesse von Keksen, Knäckebrot oder Fritten verändert werden. Das haben viele Lebensmittel-Hersteller auch gemacht. Doch das Thema ist nach wie vor virulent, da Lebensmitteltest immer mal wieder zu hohe Acrylamidgehalte in Produkten zu Tage fördern. Ausführliche Infos zum Thema in dem Artikel Acrylamid: Unerwünschter Stoff in Lebensmitteln der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.