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Wundermittel als Drinks - was ist dran?

Spirulina, Soja, Weizengras – die Elixiere sollen gesund und fit machen. Wir haben die Wundermittel auf Wirkung und Geschmack getestet.

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Kostbare oder nur kostspielige Elixiere? In Saftbars kommen neuerdings Zutaten wie Weizengras, Algen oder Acaí (eine brasilianische Beerenfrucht) in die Gläser. Und auch für zu Hause gibt es fertige Wellnessdrinks aus der Flasche. Fitness per Strohhalm – klingt gut, aber können die Säfte und Getränke tatsächlich ihr Versprechen einlösen, die Gesundheit zu fördern? Hier sind sechs angebliche Fitmacher auf dem Prüfstand.

Noni-Saft - Zauber aus der Südsee

Vom polynesischen Volksheilmittel zum Verkaufs-Hit! Zwar schmeckt der Saft der Noni-Frucht sehr streng, soll aber gegen Krebs und Bluthochdruck helfen, den Schmerz nehmen, das Immunsystem stärken und außerdem zahlreiche weitere Erkrankungen heilen.

Stimmt das? Bisher konnte die heilende Wirkung von Noni mit keiner Studie belegt werden. Auch Laboruntersuchungen zeigen keine überzeugenden Ergebnisse einer krebshemmenden, blutdrucksenkenden oder schmerzmindernden Wirkung. Zwar sollen mehrere tausend befragte Noni-Trinker eine deutliche Verbesserung des Allgemeinbefindens verspürt haben – eine seriöse Dokumentation liegt darüber aber nicht vor. In Österreich traten vor ein paar Monaten einige Fälle von Leberentzündung auf. Doch einen Zusammenhang zwischen dem Saft und den Erkrankungen konnten bisher weder die dortigen Behörden noch das Deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit feststellen.

Fazit: Wer Noni für sich ausprobieren will, kann dies nach dem derzeitigen Kenntnisstand ohne Angst vor Nebenwirkungen tun.

Sojadrinks - Wunderbohne aus Fernost

Die Hülsenfrucht ist Spitzenreiter in mehreren Disziplinen gesunder Ernährung. Sie enthält zahlreiche B-Vitamine, außerdem Lecithin als Powerstoff fürs Gehirn, die hormonartig wirkenden Isoflavone – und das für den Menschen hochwertigste Pflanzeneiweiß. Sojagetränke sollen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Wechseljahrsbeschwerden, vor Krebs und Osteoporose schützen.

Stimmt das? In den USA dürfen Lebensmittel, die Soja enthalten, unter bestimmten Bedingungen einen Gesundheitshinweis tragen, der auf die herzschützende Wirkung hindeutet. Ob Soja-Eiweiß auch den Cholesterinspiegel senkt, ist aber noch nicht bewiesen. Möglicherweise können das die Isoflavone in der Hülsenfrucht. Bekannt ist, dass sie eine milde östrogenartige Wirkung haben. Und die scheint sich lindernd auf verschiedene Krebsarten auszuwirken. Auffällig ist, dass Asiaten, die im Vergleich zu uns ein Vielfaches an Sojaprodukten essen, deutlich seltener an Darm-, Brust- und Prostatakrebs erkranken. Japanerinnen kennen kaum Wechseljahrsbeschwerden. Ihr hoher Sojakonsum könnte ein Grund dafür sein. Fazit: Auch wenn sich die Wissenschaftler darüber streiten, ob Kapseln mit isolierten Isoflavonen unbedenklich sind oder nicht, über Sojagetränke sind sie sich einig: öfter trinken!

Spirulina - Gold der Azteken

Die Blaualge Spirulina ist in den USA das meistverkaufte Nahrungsergänzungsmittel. Außer in Tablettenform gibt es Spirulina auch zum Trinken, zum Beispiel als Beimischung in Karottensaftpulver, zum Einrühren in Wasser oder Fruchtsaft. Die Hersteller verweisen auf eine Fülle an Nährstoffen. Die Alge enthält Eiweiß, ist reich an Eisen, Kalzium, Magnesium und Vitamin B12 und enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Chlorophyll und Betakarotin. Diese Mischung soll rundherum fit machen. Vegetarier schätzen den Vitamin-B12-Gehalt – dieses Vitamin steckt sonst fast nur in tierischen Lebensmitteln.

Stimmt das? Keiner der Inhaltsstoffe ist so einzigartig, dass er bei einem ausgewogenen Speiseplan Mangelware wäre. Die Omega-3-Fettsäuren zum Beispiel stecken auch in Lachs und Tunfisch, Leinöl und Walnüssen. Und die tägliche Eiweißdosis aus den Drinks ist so gering, dass sie für unsere Ernährung keine Rolle spielt. Neuere Studien haben gezeigt, dass das in Spirulina enthaltene Vitamin B12 in einer für den Menschen nicht nutzbaren Form vorliegt. Also auch kein besonderer Vorteil für Vegetarierinnen. Problematisch hingegen können zu hohe Jodmengen sein, die in manchem Algenprodukt stecken. Sind pro Kilogramm Algen mehr als 20 Milligramm des Spurenelements enthalten, kann das die Schilddrüsenfunktion stören.

Fazit: Viele gute Nährstoffe auf kleinstem Raum. Wer Spirulina-Drinks nehmen möchte, sollte nicht irgendetwas kaufen, sondern nach seriösen Anbietern fragen, zum Beispiel im Biohandel oder Reformhaus. Unbedingt auf den Jodgehalt achten, er sollte auf dem Produkt stehen.

Getreidegrassaft - geballte Pflanzenpower

Frisch gepresst aus möglichst selbst gezogenem Weizengras soll er sein. Davon schlucke man ein bis zwei Teelöffel täglich. Wem das zu aufwändig ist oder nicht schmeckt, der kauft Weizen-, Distel- oder Gerstengrassaft als Pulver und rührt es in Wasser oder Saft. Der Lohn angeblich: eine gestärkte Immunabwehr und lebenslange Gesundheit. Helfen soll der Saft auch bei Mund- oder Körpergeruch, Leberproblemen und sogar bei Diabetes oder Herzerkrankungen.

Stimmt das? Die Grassäfte sind reich an Vitaminen, Enzymen und Mineralstoffen. Und enthalten viel Chlorophyll, den grünen Blattfarbstoff, der die Blutbildung unterstützen und die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessern soll. Chlorophyll steckt allerdings auch in Blattsalat und grünem Gemüse.

Fazit: Grasdrinks schaden zwar nicht, aber wir brauchen sie auch nicht, wenn wir uns ansonsten ausgewogen ernähren. Ein Speiseplan mit viel frischem Gemüse und Obst liefert in der Regel alle wichtigen Nährstoffe und schmeckt besser. Da kann man sich den hauseigenen Grasanbau in Keimgeräten und den teuren Spezialentsafter sparen.

Aloe-Saft - Allheilmittel aus den Tropen

Der Saft aus den fleischigen Blättern der Aloe vera enthält Eiweiß-bausteine, Zuckerverbindungen, Enzyme, Mineralstoffe und Vitamine. Er soll gegen Diabetes, Magen-Darm-Geschwüre, Herzerkrankungen, HIV-Infektionen und Krebs helfen.

Stimmt das? Die Auswertung der Studien über Aloe klingt ernüchternd: Nur für die äußerliche Anwendung ist die Wirksamkeit erwiesen. Aloe-vera-Gel wirkt kühlend, feuchtigkeitsspendend und hemmt Entzündungen, ist daher ideale Zutat für After-Sun-Produkte. Dass der Saft Blutzucker und Blutfette verringert, ist aber nicht eindeutig belegt. Zu Erkrankungen wie Krebs, Aids, multipler Sklerose oder Alzheimer liegen überhaupt keine wissenschaftlichen Studien vor. Neuere Laboruntersuchungen lassen darauf hoffen, dass die Wüstenkönigin bei Reizdarm und Magengeschwüren von Nutzen sein könnte.

Fazit: Schädlich ist der Saft nicht. Eventuell erhärten weitere Studien die günstigen Effekte auf Magen und Darm.

Kombucha - asiatischer Fitmacher

Tee, Zucker, Hefen und Pilze vergären zu einem Getränk mit geleeartiger Haut, genannt Kombucha – zu Deutsch: Algentee. Kombucha soll die Darmfunktionen anregen, den Körper entgiften, das Immunsystem stärken, gegen Bluthochdruck und Krebserkrankungen helfen.

Stimmt das? Beim Gären entstehen Abbauprodukte, die offenbar das Immunsystem positiv beeinflussen. Das zeigte eine Untersuchung der Medizinischen Hochschule Hannover an einer kleinen Gruppe von Gebirgsjägern. Eine vierwöchige Kur mit täglich 400 Milliliter Kombucha erhöhte die körperliche Leistungsfähigkeit der Männer und normalisierte ihre Blutwerte. Milchsäure, die bei starker körperlicher Belastung entsteht und am Muskelkater beteiligt ist, wurde schneller abgebaut als bei der Vergleichsgruppe, die ein Getränk ohne Kombucha erhielt. Auch die Verdauung wurde gefördert. Blutdrucksenkende und krebshemmende Wirkungen konnten die Forscher nicht feststellen.

Fazit: Wer körperlich viel leistet, sollte mal ausprobieren, ob es etwas bringt.

Text: Dr. Susanne Poth BRIGITTEwoman 06/2005

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