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Kaffee ohne Risiko

Kaffee peppt - ist aber ungesund? Stimmt nicht. Nach neuesten Studien hilft Koffein gegen Asthma und Allergien, schützt vor Parkinson und fördert die Konzentration.

Er hält wach, macht munter und duftet ganz wunderbar: Kaffee tut gut und ist ein Genuss. Ob Mokka, Espresso, Cappuccino, Milchkaffee, Latte macchiato oder Ristretto - Kaffee ist mit knapp 160 Litern pro Kopf das Lieblingsgetränk der Deutschen. Trotzdem hat er ein miserables Image. Er bekommt die Schuld für Bluthochdruck, Magengeschwüre und Osteoporose.

Jeder Schluck ein Gesundheitskiller? Von wegen. Neue wissenschaftliche Studien bescheinigen der sanften Massendroge heilende Eigenschaften.Demnach schützt Kaffee vor Parkinson, verhindert Gallensteine, erhöht die Konzentrationsfähigkeit und regt Herz, Gehirn und Nerven an. Das liegt nicht am "Verwöhnaroma", den Vitaminen, Spurenelementen oder den weiteren rund 2000 Inhaltsstoffen des Kaffees. Für die medizinische Wirkung ist nur ein Stoff verantwortlich: 1,3,7-Trimethylxanthin oder schlicht Koffein. Wie die Nadeln einer Schneeflocke sieht das Alkaloid unter dem Mikroskop aus, eine Tasse Kaffee (125 ml) enthält zwischen 60 und 100 Milligramm davon.

Um 1500, als Kaffee nach Europa kam, wurde er als eine Art Wundermedizin gesehen: Am Morgen auf nüchternen Magen genossen, galt er als Mittel gegen Schwindsucht, Augenkatarrh und Wassersucht. Gicht und Skorbut, sogar Blattern sollte er heilen. Aber nicht nur heilsame Wirkungen wurden ihm unterstellt. So behaupteten Londoner Frauen, das neue Gebräumache ihre Männer impotent. Weit entfernt ist die moderne Medizin von solchen Mythen.

Doch einige Wirkungen haben sich bestätigt. So wurde einst dem Kaffee unterstellt, er helfe Lungenkranken - jetzt haben Studien an Asthmapatienten gezeigt, dass hohe Koffeinkonzentrationen tatsächlich die Lungenfunktion verbessern können. Auch eine positive Wirkung auf das Immunsystem ist nachgewiesen: Koffein hinderte im Tierversuch bestimmte Immunzellen daran, die Entzündungssubstanz Histamin auszuschütten, die bei Allergien und Asthma eine maßgebliche Rolle spielt. Allerdings wirkt Koffein vor allem vorbeugend. Zwei bis vier Tassen Kaffee täglich können genügen, ein um 40 Prozent geringeres Risiko für Gallensteine zu haben, außerdem erkranken Kaffeetrinker seltener an Parkinson - Koffein soll die Gehirnzellen vor Degeneration schützen.

Doch durchschnittliche Kaffeegenießer greifen wohl aus wesentlich simpleren Gründen zur Tasse: Kaffee hält zuverlässig wach. Und er macht nicht betrunken. Vor allem seine aufputschende Wirkung aber beunruhigte einst die Europäer. Im Orient galt Kaffee längst als "Wein des Islam" und wurde an jeder Straßenecke getrunken. Mit ihm betrat eine magische Kraft die europäische Welt, die bis zum 17.Jahrhundert einzig die betäubende Wirkung von Wein und Bier kannte. Nur logisch war es für die Franzosen, dass ein Stoff, der die Menschen nächtelang am Einschlafen hinderte, kein Getränk, sondern ein Medikament sei. Kaffee gab es nur in Apotheken. Heute ist Kaffee "die meistverwendete stimmungsändernde Droge", sagt Roland Griffith, Koffeinexperte und Professor für Psychiatrie an der Johns-Hopkins-Universität Baltimore. "Die meisten Menschen sehen Kaffee lediglich als Getränk und weniger als Transportmittel einer psychoaktiven Droge."

Kaffee stärkt das Langzeitgedächtnis - Kaffeetrinker schneiden schon nach zwei bis drei Tassen bei Lerntests besser ab. Macht das Getränk also schlau? Goethe hat Kaffee gehasst. Kant, Rousseau und Voltaire liebten ihn. Johannes Brahms fiel ohne Mokka keine Note ein. Leider weiß keiner, ob Kaffeetrinker die besseren Ideen haben. Dafür ist sicher, dass die hormonelle Schaltzentrale im weiblichen Gehirn besonders sensibel auf den Stoff reagiert. Mehr als 300 Milligramm Koffein (drei bis vier Tassen) täglich können den Zyklus auf 24 Tage und weniger reduzieren. Nehmen Frauen die Pille oder sind schwanger, bleibt Koffein länger im Körper, bei schwangeren Frauen verdoppeln mehr als fünf Tassen das Risiko einer Fehlgeburt. Neben seinen medizinischen Wirkungen kitzelt Kaffee aber vor allem die Sinne. Er duftet nach Geborgenheit. Erinnert an gute Tage. An Sonntage. Üppige Mahlzeiten. An gelungene Feste oder anregende Nachmittage im Café. Mit jeder Tasse ist es deshalb zu schnell vorbei. Was bleibt: braune Mundwinkel, seine nasse glänzende Haut im Filter, der Geschmack auf den Lippen... Wer ist eigentlich dran, die Kaffeemaschine erneut in Gang zu setzen?

Die Ergebnisse einiger Studien lassen vermuten, dass Kaffee mit schuld an Osteoporose ist. Kaffeetrinker verbrauchen mehr Kalzium und benötigen nach Angaben der American Dietetic Association für jede Tasse Kaffee etwa 40 Milligramm Kalzium zusätzlich. Doch wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet und es mit dem Kaffeekonsum nicht übertreibt, sollte sich keine Sorgen machen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat gegen zwei bis fünf Tassen Kaffee täglich nichts einzuwenden. Gut, wenn es noch dazu Filterkaffee ist: Der Filter fischt Substanzen heraus, die sonst bei sehr hohem Kaffeegenuss das schädliche Cholesterin ansteigen lassen und so das Risiko für Arteriosklerose erhöhen.

Auch wenn Kaffee als milde Droge gilt und die Stimmung aufhellt, macht er nicht abhängig. Aber an den Koffein-Kick gewöhnt der Körper sich. Während Kaffee-Abstinenzler schon geringe Mengen spüren, können Koffein-Junkies mit einer Tasse Kaffee als Betthupferl gut einschlafen. Ihr Organismus hat sich gewöhnt und eine Toleranz entwickelt. Bleibt Koffein aus, können Symptome wie Kopfschmerzen und Benommenheit auftreten. Bei Überdosierung reagiert der Körper mit Stresssymptomen: Bereits 500 Milligramm treiben die Stresshormone hoch, der Blutdruck steigt geringfügig an. Niemand konnte bisher aber eine Verbindung zwischen Kaffee und Herzerkrankungen beweisen.

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