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Essen ohne Gentechnik - das geht künftig

Das neue Gentechnikgesetz ist am 1. April 2008 in Kraft getreten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ändert sich für die Verbraucher? In Zukunft dürfen Lebensmittel den Hinweis "ohne Gentechnik" tragen. Wie der Schriftzug aussehen wird, ob es eventuell ein einheitliches Label geben wird, ist noch nicht klar. Dazu wollen sich Hersteller und Verbraucher- verbände in den nächsten Wochen beraten.

Ab wann werden die ersten Waren mit dem neuen Label im Supermarkt zu finden sein? Vermutlich schon in den nächsten Monaten. Da der überwiegende Teil der deutschen Konsumenten Genfood rundweg ablehnt, ist der Hinweis werbewirksam. Deshalb werden sich viele Bauern und Hersteller dafür interessieren.

Welche Produkte wird es hauptsächlich betreffen? Milch, Joghurt, Fleisch und andere Lebensmittel tierischen Ursprungs. Das Problem sind nämlich die Futtermittel: Von den 35 Millionen Tonnen Soja, die jedes Jahr in die EU importiert werden, ist ein Großteil gentechnisch manipuliert. Da werden die Erzeuger in Zukunft wählerischer sein und Druck ausüben, unmanipulierte Ware zu bekommen.

Was genau garantiert der neue Hinweis? Beispiel Milch: Die Pflanzen, die die Kühe fressen, dürfen nicht gentechnisch verändert sein. Erlaubt ist lediglich, dass bei der Herstellung von Futterzusatzstoffen (wie zum Beispiel Vitaminen) gentechnische Verfahren benutzt werden dürfen. Dasselbe gilt für Tierarzneien.

Warum haben die meisten Verbraucherorganisationen das neue Gesetz begrüßt? Weil es "eine realistische Regelung" ist, wie Jutta Jaksche, agrarpolitische Referentin beim "Verbraucherzentrale Bundesverband" sagt. Theoretisch gab es auch bisher die Möglichkeit, Lebensmittel als gentechnikfrei zu kennzeichnen. Dazu hätte der Bauer oder Hersteller aber nachweisen müssen, dass auch Arzneien oder Futtermittelzusatzstoffe nicht mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen erzeugt worden sind. Deshalb wurde die Möglichkeit so gut wie nie angewendet. "Von einer Regelung, die so streng ist, dass sie nicht angewendet werden kann, hat der Verbraucher nichts", so Jaksche.

Was ist mit Bioprodukten? Kontrollierte Bioware (erkennbar am sechseckigen Label) ist immer gentechnikfrei erzeugt, das ist auch jetzt schon so.

Wie steht es mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland? Bislang wird nur Mais angebaut, auf insgesamt 2700 Hektar, das sind 0,1 Prozent der gesamten Maisanbaufläche - in diesem Jahr soll die Fläche allerdings ausgeweitet werden. Das neue Gesetz regelt, dass ein Mindestabstand von 150 Metern zu unmanipulierten Mais-Pflanzen eingehalten werden soll, zu Biopflanzen 300 Meter. Der Haken: Bauern können sich untereinander absprechen, auf diesen Abstand zu verzichten. "Damit hätte bei einer schleichenden Verunreinigung aber nicht nur der Landwirt, sondern auch die Allgemeinheit den Schaden," so Jaksche. Als nächstes soll eventuell eine genmanipulierte Kartoffel namens "Amflora" angebaut werden.

Was spricht gegen die Ausweitung des Anbaus? Es gibt bislang keine Untersuchungen über die Langzeitwirkungen. Sollte sich in zehn Jahren herausstellen, dass es doch unerwünschte Folgen gibt, sind sie nicht mehr rückholbar. Schließlich handelt es sich um lebende Organismen, die sich auf nicht vorhersehbare Weise verbreiten können. Frankreich hat wegen Sicherheitsbedenken den Anbau von Gen-Mais gestoppt.

Wo überall in Deutschland Genmais angebaut wird, zeigt diese interaktive Karte von Greenpeace.

Text: Beate Koma Foto: Petra Gurtner/Fotolia.com

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