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Bio für Eilige

Fastfood und gesundes Bio-Essen hat man bisher in etwa so wenig miteinander in Verbindung gebracht wie Schneesturm und frische Erdbeeren. Doch genau diese kulinarische Verschmelzung etabliert sich zum neuen Trend in der Gastro-Szene.

Wer Pech hat, findet in der Mittagspause nur noch Platz in der Schlange vor dem To-Go-Tresen. Die Eröffnung der ersten Filiale der Bio-Fastfood-Kette "nat. fine bio food" in Hamburgs City ist ein voller Erfolg. Schon bald soll die zweite Filiale in der Hafenstadt folgen und mittelfristig plant Jan Rosenkranz, Gründer und Geschäftsführer von "nat. fine bio food", die Eröffnung von bis zu fünfzig Filialen in ganz Deutschland.

Bilderstrecke: Gesundes Essen mit Stil

Freie Bahn für faire Burger

Ein ambitioniertes Ziel, doch im Wachstumsrausch der Biobranche war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Trend zu gesundem Essen - gewürzt mit gutem Gewissen - auch die Fastfood-Szene erobert. Dabei fällt auf, dass die Gäste eher Gucci-Taschen als Jutebeutel mit Anti-AKW-Aufdruck tragen. Kein Wunder, denn die angebotenen Snacks sind Lichtjahre von spröden Bratlingen auf grauen Brötchen oder Tofustangen, die einen auf Bratwurst machen, entfernt.

Schnell aber stilvoll

"Entrecôte vom Holsteiner Rind mit Senf Schmand-Dip und Salsa verde" würde man spontan wohl eher auf der Speisekarte eines Gourmet- Restaurants, als der einer Bio-Fastfood-Kette mit To-Go-Tresen vermuten. Für den kleinen Hunger gibt es Salate und Suppen, die man in verschiedenen Portionsgrößen bestellen kann. Und alles wird aus biologisch produzierten Zutaten der Region zubereitet. Der Begriff "Fastfood" wirkt da fast etwas irreführend, wird aber seiner ursprünglichen Bedeutung absolut gerecht: selbst zu Stoßzeiten schafft man Bestellen, Essen und Zahlen in maximal vierzig Minuten. Ein warmes Essen mit Getränk gibt es ab ca. 8 Euro, das entspricht der Preisklasse eines Mc-Donalds-Maxi-Menüs.

Rechnet sich Genuss in Grün?

Laut Rainer Roehl, (Geschäftsführer des Beratungsunternehmens "a'verdis") sind 10 Euro in der Regel eine Schmerzgrenze. Einen zweistelligen Betrag will trotz wachsenden Qualitätsbewusstseins kaum jemand für den Mittagstisch hinblättern - bio hin oder her. Bei 30 bis 100 Prozent Mehrkosten für die Zutaten im Vergleich zu konventioneller Ware eine echte Herausforderung für die Bio-Gastronomie.

Inspirationen von gestern und heute

Was früher für Hausfrauen selbstverständlich war, ist heute in der grünen Gastronomie Gold wert: Die Speisekarte von "nat. fine bio food" wird viermal im Jahr neu gestaltet, so dass ausschließlich saisonale Zutaten verwendet werden können. Die sind naturgemäß günstiger als frisches Grünzeug, dass vom anderen Ende der Welt rangeschafft werden muss. Außerdem setzt Jan Rosenkranz auf die Logistik der klassischen Systemgastronomie. Er lässt alle Speisen in einer ausgelagerten Großküche vorbereiten und dann gekühlt ins Restaurant liefern. Dort werden sie am offenen Küchentresen gegebenenfalls noch kurz erhitzt und frisch angerichtet. Je mehr Filialen von einer zentralen Küche aus beliefert werden und je mehr Gerichte täglich über den Tresen gehen, desto eher rechnet sich das Ganze trotz geringerer Gewinnspannen. "Bio für alle" lautet die Devise, gesund aber genussbetont und weit weg von der ideologischen Hardliner-Nische. Eine Marschrichtung, die schon die Etablierung von Biosortiments in "normalen" Supermärkten zum Erfolg geführt hat.

"High five" in der Hauptstadt

Die Idee vom schnellen aber hochwertigen Essen aus Biozutaten fruchtet nicht nur in Hamburg. Die Bio-Fastfood-Kette "Gorillas" aus Berlin hat im Frühjahr bereits ihre fünfte Filiale in der Hauptstadt eröffnet. Ende des Jahres werden die Geschäftsführer Matthias Rischau und Dr. Jens Bäumer den Schritt von der Spree an die Elbe wagen und dann auch im Hamburger Großstadtdschungel mit affenartig leckeren Kreationen wie "Rote-Bete-Suppe mit Mungosprossen und Meerrettichschmand" oder "Arabischen Fladen mit Linsendaal, Avocado und frischem Gemüse der Saison" locken.

Geschmackvoll fürs Auge

Die Fastfood-Restaurants des 21. Jahrhunderts setzen aber nicht nur auf kulinarische Höhenflüge, sondern auch auf stylisches Ambiente. Der "Cosmogrill" in München wurde dafür sogar mit dem renomierten "red dot design award" ausgezeichnet. Der Laden in der Maximilianstraße hat sich auf Edelburger spezialisiert und lockt Nachtschwärmer am Wochenende bis sechs Uhr morgens mit delikaten Mitternachtssnacks wie "Bison-Burger auf Orangen-Dijon-Senf mit Rucola, getrockneter Tomate und Roten Zwiebelringen". Das Fleisch dafür stammt von glücklichen Rindern, die selbstgemachten Soßen werden aus biologisch erzeugten Zutaten angerührt. Gemüse wird bei umliegenden Biohöfen und auf dem Viktualienmarkt eingekauft. Von Letzterem kommt zwar auch konventionelle Ware, doch der Anteil an Biozutaten ist so hoch, dass sich der "Cosmogrill" wohl noch in diesem Jahr mit dem Biosiegel schmücken können wird.

Und das ist erst der Anfang

Laut Rainer Roehl von "a'verdis" steht die Branche allerdings erst in den Startlöchern. Er rechnet fest damit, dass sich in Sachen Bio-Fastfood in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. Neben neuen Konzepten werden sich laut seiner Prognose auch die etablierten Ketten dem Trend zu ökologischen Produkten nicht entziehen können. Erste zaghafte Anzeichen davon findet man auf der Getränketafel des Fastfood-Dinosauriers "Mc Donalds", auf der inzwischen auch Biomilch ihren festen Platz hat.

Das Möbelhaus als Marktführer

Größter Anbieter im Bereich der Bio-Gastronomie ist zur Zeit übrigens die Möbelkette "Ikea". Circa eine Million Bio-Gerichte wandern pro Jahr über den Tresen und machen bereits um die acht Prozent des Umsatzes im Gastrobereich aus - Tendenz steigend. Die Zukunft der schnellen Mahlzeit schimmert eindeutig im grünen Glanz...

Text: Wiebke Schürmann Fotos: PR

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