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Clean Eating - ab in den Garten

Clean Eating - ab in den Garten
© Sabatella/Corbis
Lebensmittel mit Zusatzstoffen mögen immer weniger Menschen. Ihr Credo ist eine natürliche Ernärung: Clean Eating. Unsere Autorin hat da so ihre Erfahrungen.

Als ich neulich mit einer Sportfreundin nach dem Training im Café saß und herzhaft in ein Panino-Brot mit Parmaschinken, Remoulade und Rucola biss, schaute sie mich ganz mitleidig an. "Das ist doch nicht clean", sagte sie und nippte an einem Glas frisch gepresstem O-Saft. Ehrlich gesagt verstand ich gar nichts. Nachzufragen war mir zu peinlich, also googelte ich den Begriff unauffällig auf meinem Smartphone. Bei neun Millionen Treffern und Posts auf allen möglichen sozialen Kanälen war mir schnell klar: Clean Eating ist der zurzeit heißeste Trend auf dem Ernährungssektor.

Nur: Was bedeutet das, "reines Essen"? "Beim Clean Eating geht es darum, natürliche, vollwertige und unverarbeitete Lebensmittel zu essen und auf stark verarbeitete und industriell hergestellte Lebensmittel zu verzichten", erklärt die Gesundheitswissenschaftlerin Hannah Ritter (www.projektgesundleben.de ), die selbst seit drei Jahren rein isst. "Clean Eating ist keine Diät, sondern eher eine langfristige Umstellung der Essgewohnheiten und des Lebensstils."

Ganz konkret bedeutet es: Weißmehlprodukte wie helle Nudeln und Toastbrot, Fertiggerichte, Zucker, Süßigkeiten und Alkohol werden vom Speiseplan gestrichen, dafür gibt's viel Gemüse und Obst, gesunde Fette und Eiweißprodukte. Es bedeutet außerdem, viel selbst zu kochen, denn nur, wenn man selbst kocht, weiß man, was wirklich drin ist. Und es bedeutet, bewusster einzukaufen, regional und saisonal von nachhaltigen Erzeugern, und im Supermarkt auf die Zutatenlisten zu schauen, bevor man ein Produkt in den Einkaufswagen legt. Lebensmittel mit mehr als fünf Inhaltsstoffen sind meist nicht clean, also besser weglassen. Auch unbekannte Zutaten sind tabu, das sind meist die "unreinen" oder nicht unumstrittenen Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Farb- und Konservierungsstoffe. Als Faustregel gilt: Alles, was eingeschweißt oder in Plastik verpackt ist, bleibt besser im Laden.

Klar, das ist aufwändiger, als mittags kurz am Imbiss zu halten oder sich abends eine Pizza in den Ofen zu schieben. Und die Lebensmittel kosten in der Regel mehr, wenn man hochwertige Produkte kauft. Für Hannah Ritter lohnt sich der Aufwand trotzdem: "Ich habe nicht nur ein paar überschüssige Kilos verloren, sondern fühle mich vor allem gesünder, vitaler und fitter als vorher", sagt sie. "Was mir am Clean Eating gefällt, ist, dass es gut schmeckt und nicht so dogmatisch ist. Jeder entscheidet am Ende selbst, wie streng er sich an die Vorgaben hält."

Pionierin des Trends ist übrigens die amerikanische Ernährungsberaterin Tosca Reno (www.eatcleandiet.com). Ihr Motto: Wir geben dem Körper, was er braucht - Lebensmittel mit möglichst vielen Nährstoffen. "Die Kalorie eines Donuts hat nicht denselben Inhalt wie die Kalorie eines Apfels", sagt Reno. "Auf die Nährstoffdichte kommt es an. Wenn man clean isst, versucht man, seinem Körper den besten Treibstoff zu geben: Nahrung, die gesund und fit hält."

Kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Im Prinzip ist Clean Eating nicht großartig anders als das, was schon unsere Großeltern gemacht haben - frisches Gemüse aus dem Garten, frisch gekocht. Und es erinnert an die gute alte Vollwertkost. Das Positive an all diesen Ernährungsstilen: Sie sind gesund, man muss keine Kalorien zählen, sondern kann sich satt essen und genießen. Einige Nahrungsmittel muss man allerdings beim Clean Eating ersetzen, statt Weizenbrot nimmt man zum Beispiel Vollkornbrot, statt Zucker Honig oder Agavensirup und statt Hartweizennudeln vielleicht Nudeln aus Zucchini oder Linsen. Und Fleisch kommt am besten von Tieren, die auf einer Weide standen, mit Gras gefüttert wurden und keine Hormone und Antibiotika bekommen haben.

Da ich viele dieser Regeln schon seit Längerem befolge, bin ich wohl auch clean (allerdings, ohne es bislang zu wissen). Na ja, bis auf ein gelegentliches Panino, ein Stück Schokolade oder ein Glas Wein. Die Kunst, finde ich, besteht ja darin, jeden Tag möglichst gesund zu essen. Und wenn einem danach ist, auch mal über die Stränge zu schlagen.
 

Die wichtigsten 8 Regeln

Text: Daniela Stohn Ein Artikel aus: Brigitte 23/2014

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