Anzeige

"Whole30" - gesünder ohne Milch und Brot?

"Whole30" - gesünder ohne Milch und Brot?
© Witte/Design Pics/Corbis
Übergewicht, Kopfschmerzen, Allergien? Dagegen gibt's doch was: "Whole30", ein Ernährungsprogramm, das angeblich Wunder vollbringt.

In 30 Tagen wie neugeboren - das verspricht das Ernährungsprogramm Whole30. Zehntausende weltweit haben es bereits ausprobiert. Oder sind gerade dabei, wie man den sozialen Medien entnehmen kann. Der Whole30-Hype nimmt gerade Fahrt auf, weil zum Programm kürzlich ein Buch erschienen ist: "It starts with food" (Victory Belt Publishing; bisher nur auf Englisch). Die Essenz des Ganzen: Schluss mit der ewigen Nascherei, mit falschen Ernährungsgewohnheiten, einem angeschlagenen Darm und Immunsystem. Der Lohn nach 30 Tagen: mehr Energie, Frische, Gesundheit.

Worum geht's?

Der Verzehr bestimmter Lebensmittelgruppen wie Zucker, Getreide, Milchprodukte und Hülsenfrüchte soll schuld daran sein, wenn man sich antriebslos fühlt, unerklärliche Schmerzen und Beschwerden hat oder während einer Diät einfach kein Gewicht verliert. Auch zeitweise auftretende Allergien und Fruchtbarkeitsstörungen können aus einer "falschen" Ernährung herrühren, selbst wenn es sich um angeblich gesunde Lebensmittel handelt. Es geht nun darum, 30 Tage lang auf die entzündungsfördernde Nahrung zu verzichten, Wiegen während dieser Zeit ist ebenfalls tabu.

Was darf man bei Whole30 essen?

Fleisch, Fisch, Meerestiere, Nüsse und Saaten, Eier. Dazu noch Gemüse und Obst. Ausnahmsweise sind grüne Bohnen und Zuckerschoten erlaubt, die zwar Hülsenfrüchte sind, aber mehr aus Hülse bestehen als aus Kernen. Das Ganze erinnert an Paleo-Rezepte.

Was wird versprochen?

Man drückt quasi die Reset-Taste des Stoffwechsels und ist zahlreiche Baustellen im Körper los. Nach 30 Tagen haben sich Stoffwechsel und Verdauung normalisiert und das Immunsystem ist auf Vordermann gebracht. Auch sollen zahlreiche ernste Beschwerden gemildert oder wie weggeblasen sein. Auf der Website whole30 ist davon zu lesen, dass bei Teilnehmern zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, Allergien, Fettsucht, Migräne oder Depression verschwunden waren.

Was, wenn man zwischendurch mal sündigt?

Da gibt’s kein Pardon – wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit dem 30-Tage-Programm neu starten. Weder der kleine Schuss Milch im Kaffee, noch eine einzelne Linse sind erlaubt.

Warum so streng?

Weil angeblich schon eine Mini-Portion der unerwünschten Lebensmittel den Heilungsprozess stört. Es geht weniger um Kasteiung als um einen Lerneffekt: Man soll sich mit natürlichen Lebensmitteln beschäftigen und sie kreativ zubereiten. Und das ist angesichts der beschränkten Lebensmittelauswahl durchaus eine Herausforderung. Wer das mal beherrscht, sollte nicht wieder in alte, ungesunde Ernährungsmuster zurückfallen.

Können Milch, Zucker und Hülsenfrüchte wirklich krank machen?

Das ist letztlich eine Frage der Menge. Dass zu viele Kohlenhydrate aus Zucker und Getreide ungesund sein können, ist seit langem bekannt. Hülsenfrüchte enthalten Purine, die den Harnsäuregehalt im Blut erhöhen – das kann zu Gichtanfällen führen. Betroffen sind vor allem Menschen, die übergewichtig sind, sich zu viele Kalorien gönnen und sich nicht bewegen. An Milchprodukten scheiden sich ohnehin die Geister, die einen halten sie für überflüssig, die anderen für substanziell. Fest steht: Sie können unser Fettkonto durchaus belasten – aber auch nur, wenn man es übertreibt.

Dann ist Whole30 gar nicht so verkehrt?

Ernährungsexperten stören sich an der Strenge und der langen Dauer der Diät. Wer nicht durchhält und sündigt, könnte in Gefahr geraten, sich mit allem "Verbotenen" vollzufressen, bevor es mit Whole30 wieder losgeht. Das könnte der Anfang von ungezügelten Fressanfällen (Binge Eating) sein. Für ein paar Tage ist das Programm aber okay.

Für wen ist Whole30 geeignet?

Für alle, die sich überwiegend von stark verarbeiteten Fertigprodukten ernähren (Pizza, Fritten, Chips, Süßigkeiten), und die ihre Ernährung umstellen wollen. Da kann es einfacher sein, für eine Weile sehr strikt in seiner Lebensmittelauswahl zu sein, bevor man langfristig zu einer gesünderen Ernährung übergeht. Auch sollte man ansatzweise kochen können, denn man muss sich täglich aus frischen Lebensmitteln etwas zubereiten. An Rezepten mangelt es übrigens nicht, das Web und die sozialen Medien sind voll davon.

Wer hat's erfunden?

Die Amerikaner Dallas und Melissa Hartwig haben Whole30 bereits 2009 entwickelt und über ihre Website verbreitet. Seit Ende Juli diesen Jahres kann man das Programm nun auch in ihrem Buch nachlesen, das mittlerweile ein New York Times-Bestseller ist.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel