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Sind Algen wirklich so gesund?

Sind Algen wirklich so gesund?
© Viktor Kochetkov / Shutterstock
In Säften, Nudeln und Smoothies - überall sind neuerdings Algen drin. Sie gelten als gesund und vor allem entgiftend, stecken voller Vitamine und Eiweiß. Was ist dran?

Sie sind mikroskopisch klein und glitschig: Mikroalgen wirken nicht wie ein leckeres Lebensmittel. Trotzdem konsumieren immer mehr Menschen die Grünalge Chlorella und die Blaualge Spirulina. Sie sind eiweißreich, liefern Mikronährstoffe und Antioxidanzien. Die perfekte Nahrungsergänzung, etwa für Vegetarier und Veganer, die den derzeitigen Algen-Boom mit ausgelöst haben.

Dass Algen einiges zu bieten haben, ist nicht neu. Schon in den 50er Jahren bezeichnete die Welternährungsorganisation FAO die schwimmenden Winzlinge als "Superfood". Studien belegen, dass ein Gramm getrocknete Spirulina pro Tag alle Symptome von Mangelernährung bei Kindern innerhalb weniger Wochen behebt. Daher engagieren sich Hilfsorganisationen für Algenzucht, um unterversorgte Kinder aufzupäppeln.

Warum sollten nicht auch wohlgenährte Europäer von Algen profitieren? Der Schweizer Biochemiker Frederic Dubois entwickelte gemeinsam mit dem Biologen Yannick Lesbros "Spiralps", einen Smoothie aus frischer Spirulina, der seit vergangenem Juni auf dem deutschen Markt ist (z. B. in "Veganz"-Märkten). "Wir lassen die Algen in geschlossenen Bioreaktoren produzieren und versorgen sie mit Eisen, Magnesium und Selen", so Dubois. Um die Inhaltsstoffe zu schonen, werden die Algen weder getrocknet noch erhitzt, sondern gekühlt und mit Druck pasteurisiert. Dann wird daraus mit Bio-Obst ein fruchtig-milder Smoothie.

Spirulina- und Chlorella-Algen werden auch als Tabletten oder Pulver verkauft. Studien zufolge haben sie eine messbare Wirkung auf die Gesundheit. "Algen reichern Substanzen wie die Antioxidanzien an, die sie selbst herstellen, aber sie nehmen auch Gifte auf. Deshalb entgiften sie ihre Umwelt so gut", sagt Claudia Grewe. Die Biotechnologin und -chemikerin leitet die Abteilung Forschung und Entwicklung der Firma Salata, die in Thüringen Mikroalgen, etwa als Nahrungsergänzung, produziert. Algen können noch mehr: Der blaugrüne Farbstoff Phycocyanin sowie Polysaccharide schützen offenbar vor Leukämie und Leberkrebs.

Im Tierversuch aktivierte Spirulina Immunzellen. 1996 isolierten japanische Forscher eine Schwefel-Polysaccharid-Verbindung aus Spirulina, die sie Kalcium-Spirulan tauften. Die Substanz verhindere, dass Herpes-, Aids-, oder Grippe-Viren menschliche Zellen befallen, so die Forscher. "Deshalb machen wir ein Spirulina-Getränk", sagt Frederic Dubois. Also Algen statt Gemüse und Obst? Dubois ist vorsichtig mit gesundheitlichen Versprechungen. Ob man sich mit einem Algentrunk besser fühlt, darf jeder selbst ausprobieren. "Sicher ist, dass man aus frischer Spirulina erstaunliche Mengen an Vitaminen und Mineralien aufnehmen kann. Das revitalisiert auch Gesunde."

Text: Jutta von Campenhausen Ein Artikel aus BRIGITTE

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