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Ernährungs-Irrtümer - was ist dran?

Ernährungs-Irrtümer: Gesunde Ernährung
© stockcreations / Shutterstock
Margarine ist gesünder als Butter, spät essen macht dick, Salz ist besser als sein Ruf - 11 Ernährungs-Irrtümer und was dahinter steckt.

1. Kartoffeln machen eher dick als Nudeln

Das hätten wir gern, weil wir Nudeln so lieben. Ist aber genau umgekehrt. 150 Gramm gekochte Kartoffeln bringen gerade mal 103 Kilokalorien auf den Teller und haben eine Energiedichte (ED) von 0,7 (die Energiedichte gibt das Verhältnis von Kalorien zum Gewicht eines Lebensmittels an; Werte bis 1,5 sind spitze).

Pasta (aus Hartweizen) schlägt pro Portion (150 Gramm) mit 224 Kilokalorien zu Buche. Die Energiedichte liegt mit 1,5 noch gerade im grünen Bereich.

Selbst eine Portion (200 Gramm) Kartoffelpüree mit Milch und Butter (Fertigprodukt) kann sich mit 182 kcal und einer ED von 0,9 durchaus noch sehen lassen. Wer gern Pommes frites isst: Hier am besten die ofengebackenen bevorzugen: 236 kcal und ED von 1,6.

2. Margarine ist gesünder als Butter

Das wurde lange Zeit behauptet, ist aber inzwischen widerlegt. Es stimmt: Margarine enthält im Gegensatz zu Butter viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die als gesund gelten. Neuere Studien zeigen aber auch, dass es für unsere Herzgesundheit unbedenklich ist, wenn wir lieber Butter essen. Butter enthält besonders viele kurzkettige, gesättigte Fettsäuren. Die kann der Körper sehr gut als Energiequelle nutzen – sie werden verbrannt und belasten nicht den Blutkreislauf.

3. Salz ist gar nicht so schlimm

Salz - böse oder nicht? Lange Zeit nahm man an, dass zu viel Salz den Blutdruck in die Höhe treibt. Diese These beruhte auf der Annahme, dass Salz Wasser bindet, dadurch das Blutvolumen steigert, das dann nur mit höherem Druck durch die Gefäße gepumpt werden kann. Dann hieß es wieder: Nur salzsensible Menschen sollten nicht so viel Salz essen, anderen schade es nicht.

Nichts Genaues weiß man. Aber fest steht, dass Übergewicht und zu wenig Bewegung den Blutdruck in die Höhe treiben können. Und dass Salzverzicht generell nicht verkehrt zu sein scheint. So zeigt eine Analyse mehrerer Studien zum Thema mit 177.000 Teilnehmern: Ein hoher Salzkonsum erhöht das Risiko für Schlanganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und man weiß, dass das Geschmacksempfinden abstumpft, wenn man viel Salz aufs Essen streut. Folge: Man braucht mehr und mehr. Aktuell verzehren wir acht bis zwölf Gramm pro Tag. Also, lieber beim Salz sparen und mehr Pfeffer nehmen oder mit Kräutern würzen

4. Fetter Aufschnitt schadet dem Herzen

Falsch. Bisher glaubte man, dass fettreiche Käse und Wurst schlecht fürs Herz seien, weil sie das "böse" LDL-Cholesterin erhöhen. Doch unser Fettkonsum scheint auf die Herzgesundheit keinen Einfluss zu haben, zeigen namhafte epidemiologische Studien inzwischen. Zwar können kleine, dichte LDL-Partikel die Arterien angreifen. Doch kleiner und dichter werden sie nicht, weil wir viel Fett essen sondern zu viele Kohlenhydrate - also Süßes, Brot und Kuchen, ergaben Laborstudien. Wenn's ums Abnehmen geht, gilt daher: Kohlenhydrate sparen - aber auch Fett, denn es liefert pro Gramm 9 Kilokalorien.

5. Spinat - von wegen viel Eisen ...

Okay, es gab diesen Irrtum, wonach Spinat einen Eisengehalt von 35 Milligramm pro 100 Gramm hatte. Das bezog sich seinerzeit auf getrockneten Spinat, und den Wert hatte man später auf frischen übertragen, der zu gut 90 Prozent aus Wasser besteht. Dennoch sollte man dieses Blattgemüse nicht unterschätzen: Eine Portion frischer Spinat (200 Gramm) hat nämlich fast 7 Milligramm Eisen zu bieten - so viel wie kein anderes Gemüse. (Empfohlene Eisenzufuhr für Frauen: 10-15 Milligramm pro Tag.) Allerdings ist Eisen in pflanzlichen Lebensmitteln nicht gut für den Körper verfügbar. Verbessern lässt sich die Aufnahme, wenn man Spinat mit Vitamin C-reichen Lebensmittel kombiniert - zum Beispiel mit frischer Paprika oder einem Glas Orangensaft dazu.

6. Spät essen macht dick

Ja, wenn man es sich nach dem Abendbrot mit Chips oder Schokolade gemütlich macht, dann kommen diese Kalorien noch obendrauf. Grundsätzlich aber gilt: alles eine Frage des persönlichen Rhythmus. Wer grundsätzlich erst um 21 Uhr zu Abend isst, danach ausreichend schläft und frühestens um 9 Uhr frühstückt - oder gar nicht frühstückt - , der lässt dem Körper genug Zeit, über Nacht auch Fett zu verbrennen. Denn entscheidend ist vor allem die Zeit, in der man nicht isst: Während des Schlafs werden Wachstumshormone aktiviert und die kurbeln die Fettverbrennung an.

Nun können sich die meisten Menschen kaum ein so spätes Frühstück erlauben, weil die Pflicht ruft. Insofern ist man gut beraten, spätestens gegen 19 Uhr zu Abend zu essen. Sollte es doch mal später werden, dann hilft: auf stärkereiche Lebensmittel (Kohlenhydrate) weitestgehend verzichten, also kein oder nur wenig Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln. So erhöht man die Chance, dass über Nacht in erster Linie Fett verbrannt wird.

7. In Lebensmitteln sind kaum noch natürliche Vitamine

Das könnte man glatt meint, wenn man auf die Zutatenlisten von Milchprodukten, Mehrfruchtsäften, Keksen oder Chips schaut. Dann stellt man fest: Die strotzen nur so vor zugesetzten Vitaminen. Bundesbehörden warnen schon länger vor der Vitaminflut, weil niemand weiß, wie und ob die Vitamine, miteinander harmonieren. Auch kann es einfach mal zu viel sein: Sogenannte fettlösliche Vitamine (A, D, E) reichern sich im Körper an und können für allerlei Schäden sorgen. So reduziert zu viel Vitamin A die Knochendichte und zu viel Betakarotin (auch Provitamin A genannt) kann bei Rauchern Lungenkrebs auslösen.

Sind denn in Gemüse und Obst wirklich nicht mehr genug "natürlich gewachsene" Vitamine mehr drin? Doch, zeigen Untersuchungen. Der Vitamingehalt schwankt allerdings je nach Sorte, Frische und Reifegrad von Obst und Gemüse. Daher gilt: Nur wirklich Frisches kaufen und das dann zu Hause zügig verbrauchen. Saisonales Obst sollte immer die 1. Wahl sein. Exotische Früchte, die von weither kommen und erst noch nachreifen müssen, enthalten weniger Vitamine als auf den Punkt geerntete Produkte. Wichtig für eine gute Vitaminversorgung ist außerdem: möglichst viele verschiedene Gemüsesorten essen, teils gegart, teils roh, und so oft wie möglich frische Kräuter (oder Tiefkühl-Kräuter) darüber streuen - denn die sind kleine Vitaminbomben. Auch Tiefkühl-Gemüse ist in der Regel eine gute Wahl.

8. Tiefgekühltes Gemüse ist nur 2. Wahl

Stimmt nicht! Brokkoli ist tiefgekühlt sogar nährstoffreicher als frisch gekaufter. Schon eine halbe Portion (100 Gramm) ­deckt den Tagesbedarf an Vitamin C. Generell ist TK-Gemüse zum optimalen Zeitpunkt geerntet worden. Nur sollte man es zu Hause nicht überlagern. Aber bevor man schlaffes, vermeintlich frisches Gemüse kauft, lieber die Tiefkühltruhe ansteuern.

9. Morgens soll man tüchtig essen

Na klar - wenn man den ganzen Tag körperlich arbeitet oder Leistungssportler ist. Doch wer auf die Figur achtet, tut sich mit einem opulenten Frühstück keinen Gefallen. Studien an der TU München haben gezeigt: Wird zum Frühstück kalorienreich gegessen, geht das den ganzen Tag so weiter. Wir haben kein automatisches Bremssystem für unseren Appetit. Wer Kalorien sparen möchte, ist daher gut beraten, gleich morgens damit anzufangen. Studienergebnisse zeigen auch, dass zu dieser Tageszeit kleine Einschränkungen am leichtesten fallen. Und wer morgens etwas bremst, hat mehr (kalorische) Freiheiten für den Rest des Tages.

10. Viel Obst essen ist gesund und hält schlank

Obst ist gesund, kein Zweifel. Doch das bessere Obst ist Gemüse! Es liefert erheblich mehr wertvolle Sekundäre Pflanzenstoffe, die gegen Entzündungen und Zellalterung wirken und vor Krebs schützen. Und Gemüse hat in der Regel weniger Kalorien. Obst trägt deutlich zu unserem Kalorien-Input bei, haben Untersuchungen der TU München ergeben, auch weil Früchte relativ groß sind und ja meistens im Ganzen gegessen werden. So hat eine Banane rund 100, eine Möhre aber nur 25 Kilokalorien. Obst wird in der Regel als Zwischenmahlzeit gegessen, was den Appetit bei der folgenden Hauptmahlzeit aber keineswegs schmälert. Die Kalorien von Banane oder Birne kommen also on top. Fazit: Zum Abnehmen ist viel Obst nicht empfehlenswert.

11. Eine warme Mahlzeit am Tag braucht der Mensch

Nein, braucht er nicht. Aber wir sind es so gewöhnt. Und es gibt durchaus Gründe, die für etwas Warmes sprechen:

In der kalten Jahreszeit wärmen heiße Mahlzeiten den Körper von innen her auf. Er verbraucht weniger Energie zur Verdauung, als er bei kalten Speisen aufwänden muss. In erhitzter Nahrung sind viele ernährungsphysiologisch wertvolle Substanzen besser erschlossen als in ungegarter. Auch sind manche Lebensmittel roh gar nicht gut verdaulich oder enthalten Schadstoffe, die durch Erhitzen zerstört werden: zum Beispiel Bohnen und Kartoffeln.

Erhitzen macht Lebensmittel haltbarer, zum Beispiel Fleisch, Geflügel. Und nicht zuletzt schmeckt vieles warm einfach besser als kalt, weil die Aromen sich erst bei Wärme entfalten.

Text: Susanne Gerlach Fotos: iStockphoto, Fotolia.com, Stardust/photocase.com

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