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Was sagt der Knigge zum Niesen?

Was sagt der Knigge zum Niesen?
© erdbeersüchtig/ photocase
Soll ich beim Niesen "Gesundheit" sagen? Darf ich laut Knigge einen erkälteten Kollegen nach Hause beordern? Benehmensberaterin Marlies Smits weiß Bescheid.

BRIGITTE: Frau Smits, wenn jemand niesen muss, soll ich dann "Gesundheit" sagen?

Marlies Smits: Im öffentlichen Raum werden sämtliche Körpergeräusche ignoriert - auch das Niesen. Wir verzichten heute darauf, dem anderen "Gesundheit" zu wünschen, weil wir die Krankheit des anderen nicht in den Vordergrund stellen wollen.

Aber der andere könnte mein Schweigen als unhöflich empfinden, wenn er diese Regel nicht kennt.

Das ist in der Tat etwas zwiespältig. Denn "Gesundheit" ist ja auch ein freundlicher Wunsch, und es gibt Menschen, die nicht wissen, dass man das heute nicht mehr sagt. Wenn Sie also das Gefühl haben, der andere guckt Sie erwartungsvoll an, dann sagen Sie eben "Gesundheit". Aber in großen Besprechungen oder wenn an der Supermarktkasse die Frau vor Ihnen in der Schlange niesen muss, sagen Sie besser nichts.

Und wie reagiere ich, wenn mir jemand "Gesundheit" wünscht?

Dann sagen Sie kurz "danke" und fertig.

Muss ich mich entschuldigen, wenn ich niesen musste?

Im Zweiergespräch ist es angemessen, sich kurz zu entschuldigen - das Niesen unterbricht ja die Unterhaltung. Im Meeting übergeht man das eigene Niesen ebenso, wie es von den anderen ignoriert wird.

Ist es okay, sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen?

Bei uns in Deutschland ist es nicht verpönt, sich öffentlich die Nase zu putzen. In Kanada und im asiatischen Raum ist es aber absolut schlechtes Benehmen. Doch auch bei uns gibt es einige Regeln, die man einhalten sollte.

Worauf sollte man denn achten?

Viele Menschen schnauben sich die Nase und gucken dann noch mal nach, was das Ergebnis war. Das ist kein gutes Benehmen! Und auch nicht wie Benjamin Blümchen ins Taschentuch trompeten - das geht auch leise und dezent. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich einmal heftiger schnäuzen sollten, gehen Sie auf die Toilette. Dann können Sie sich auch gleich danach die Hände waschen und das Taschentuch entsorgen.

Wohin mit dem Taschentuch, wenn ich gerade nicht auf der Toilette bin?

Jeder Papierkorb ist ein dankbarer Empfänger für benutzte Taschentücher. Deponieren Sie es am besten gar nicht erst in der Tasche, dann kommen Sie nicht in Versuchung, es noch einmal zu benutzen. Denn eines bloß nicht: Ein benutztes Taschentuch noch mal aus der Hosentasche ziehen und gucken, ob Sie noch eine freie Stelle finden! Papiertaschentücher sind für die einmalige Benutzung gedacht.

Wie verhalte ich mich stilsicher, wenn mich ein ständiger Hustenreiz plagt?

Wenn Sie wirklich ständig husten müssen und das die Unterhaltung mehrmals unterbricht, ist eine kurze Entschuldigung angebracht. Halten Sie für solche Notfälle Lutschbonbons bereit. Aber bitte nur kleine Pastillen, und nicht mit einem dicken Malzbonbon in der Backentasche weiterreden. Ansonsten gilt: Nehmen Sie Rücksicht auf andere. Mit einer Bronchitis gehört man nicht ins Theater - wenn ich ständig husten muss, habe ich nichts von der Aufführung und belästige andere. Da verzichte ich lieber und schenke die Karte der Nachbarin.

Wie gebe ich meinem kranken Kollegen taktvoll zu verstehen, dass er besser nach Hause gehen sollte, als die anderen anzustecken?

Reagieren Sie am besten mit einer Ich-Botschaft: "Bei einer so starken Erkältung bleibe ich im Bett, das tut mir gut und ich habe kein schlechtes Gewissen, dass ich andere anstecken könnte."

Stichwort Ansteckung: Auch durch den Händedruck können Viren übertragen werden. Sollte man anderen in der Erkältungszeit also besser nicht die Hand geben?

Sicher ist Ihnen jeder dankbar, wenn Sie erkältet sind und auf "Küsschen rechts, Küsschen links" verzichten. Sich nicht die Hand zu geben, empfinden aber viele als unhöflich. Daher: Husten, Niesen, Gähnen - immer in die linke Hand, damit Sie die rechte zum Händedruck frei und sauber haben. Und wenn Sie wirklich einen Gesundheitsapostel vor sich haben, sagen Sie höflich: "Ich bin erkältet, daher ist es Ihnen sicher recht, wenn ich auf den Händedruck verzichte."

Marlies Smits leitet die Benehmensberatung in Großhansdorf nahe Hamburg.

Text: Angelika Unger

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