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Geruchssinn Warum können wir riechen?

Geruchssinn: Frau riecht an Blumen
© Elipetit / Shutterstock
Unser Geruchssinn schützt uns beispielsweise vor verdorbenem Essen und warnt uns vor Rauch. Aber wie funktioniert dieser Sinn eigentlich genau und was kann er noch alles?

So wichtig ist unser Geruchssinn

Unser Geruchssinn ist der unmittelbarste der Sinne, weil Düfte im Gehirn direkt zum limbischen System gelangen, das vor allem für die Verarbeitung von Emotionen und Trieben verantwortlich ist. Deshalb ist unsere Nase quasi essenziell für den ersten Eindruck: Betritt beispielsweise ein uns fremder Mensch den Raum, beurteilen wir ihn als erstes anhand seines Geruchs. Generell kann ein gesunder Mensch durch diese sogenannte olfaktorische Wahrnehmung mehr als 100.000 verschiedene Duftnoten voneinander unterscheiden. Diese Fähigkeit lässt sich aber auch trainieren und so verbessern – was beispielsweise bei der Herstellung von Parfüms helfen kann.

In früheren Zeitaltern war der Geruchssinn für uns überlebenswichtig. Denn er warnte uns beispielsweise vor Gefahren wie Feuer oder Gasen, unterstützte uns bei der Suche nach Lebensmitteln und half uns dann auch, zu entscheiden, ob dieses Lebensmittel überhaupt genießbar ist. Unser Geruchssinn kann sogar den Angstschweiß von anderen Menschen wahrnehmen – was uns dabei half, zu entscheiden, ob wir kämpfen oder fliehen sollten. Heute spielt der Geruchssinn für viele eher eine untergeordnete Rolle. Das liegt aber vermutlich eher daran, dass er als selbstverständlich angenommen wird. Fällt er aus, beispielsweise durch Krankheiten wie eine Erkältung, vermissen wir ihn dann plötzlich doch.

Bei Neugeborenen ist der Geruchssinn bereits vollkommen ausgeprägt. Das ermöglicht es dem Kind beispielsweise, direkt nach der Geburt die Brust der Mutter zu finden. In den ersten drei Lebensjahren des Menschen bildet sich dann das sogenannte Geruchsgedächtnis: Ein Großteil der möglichen olfaktorischen Eindrücke wird jetzt gesammelt und im Gehirn gespeichert.

Der Geruchssinn in der Schwangerschaft

Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft sind viele Frauen sehr geruchsempfindlich. Das liegt daran, dass der Geruchssinn tatsächlich sensibler wird. So sorgen beispielsweise bestimmte Parfüms oder Nahrungsmittel für Übelkeit und können schlimmstenfalls sogar zum Erbrechen führen. Experten vermuten hier eine biologische Ursache: Das Kind soll so vor möglicherweise schädlichen Einflüssen durch Lebensmittel oder die Umwelt geschützt werden. Das ist gerade zu Beginn der Schwangerschaft wichtig, weil der Embryo in den ersten drei Monaten die lebenswichtigen Organe bildet und in dieser Zeit extrem empfindlich ist.

Der Geruchssinn und unsere Erinnerung

Auch unser Erinnerungsvermögen stützt sich stark auf den Geruchssinn. Denn verschiedene Gerüche und Düfte kann das Gehirn mit vergangenen Ereignissen verknüpfen – selbst, wenn wir uns gar nicht mehr richtig daran erinnern können. Werden wir dem Geruch ausgesetzt, können wir uns in die Situation zurückversetzen, in der wir den Geruch zum ersten Mal wahrgenommen haben. Dieser Effekt wird als "Proust-Effekt" beschrieben und geht auf den französischen Autor Marcel Proust zurück. In seinem Buch "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" schreibt er von einem Mann, der etwas Gebäck in einen Tee tunkt und dadurch von vergangenen Erinnerungen an seine Kindheit eingeholt wird, die er lange vergessen hatte.

Wie funktioniert der Geruchssinn?

Lebewesen sondern sogenannte Duftmoleküle ab. Werden sie durch die Atemluft in die Nase eingesaugt oder über die Mundhöhle eingeatmet, gelangen diese Moleküle zur sogenannten Riechschleimhaut, die am oberen Ende der Nasenhöhle sitzt. Dort befinden sich zwischen zehn und 30 Millionen Riechzellen (Nervenzellen), die wiederum Rezeptoren für etwa 400 verschiedene Duftstoffe besitzen. Von diesen Riechzellen aus gelangen die Informationen in den sogenannten Riechkolben und von da in verschiedene Bereiche des Gehirns, wo sie weiterverarbeitet werden.

Generell unterscheidet man beim Riechen zwei wichtige Nerven. Zum einen der sogenannte Olfaktorius: Dieser steuert den tatsächlichen Riechvorgang. Zum anderen gibt es den Trigeminus. Dieser ist auf potenziell schädliche Gerüche gemünzt und reagiert auf beißende Duftnoten wie beispielsweise Salmiak, Chlor oder Rauch. Da der Geruchssinn und der Geschmackssinn eng verknüpft sind, wirkt sich die Wahrnehmung des Geruchssinns auch auf den Geschmack aus.

Warum der Geruchssinn unsere Partnerwahl beeinflusst

Der Spruch "Man muss sich riechen können" kommt nicht von ungefähr: Zwar ist es uns in den meisten Fällen nicht bewusst, aber ob wir einen anderen Menschen als Partner in Betracht ziehen, hängt auch von den Duftmolekülen ab, die dieser Mensch absondert. Diese enthalten Informationen des Erbguts. Studien an Säugetieren und Mäusen belegen, dass die Tiere Partner bevorzugen, deren Erbgut sich sehr von dem eigenen unterscheidet. So stellen die Tiere instinktiv sicher, dass mögliche Nachkommen mit besonders guten Genen ausgestattet sind, die beispielsweise für ein starkes Immunsystem sorgen.

Anhand von Untersuchungen beim Menschen konnten Forscher auch zeigen, dass der Geruchssinn eher verhindert, dass wir enge Verwandte anziehend finden. So lässt sich Inzest vermeiden, der wiederum Gendefekte bei Kindern fördert. Unser Geruchssinn kann sich aber auch aufgrund von persönlichen Abneigungen im Laufe der Zeit verändern. Beispielsweise gibt es Frauen, die das Rasierwasser eines Mannes, mit dem sie negative Erfahrungen verknüpfen (zum Beispiel ein Ex-Partner) abstoßend finden.

Mit der Zeit lässt der Geruchssinn nach

Schon ab einem Alter von 40 Jahren wird unser Geruchssinn schwächer – wir können Düfte weniger gut erkennen und unterscheiden. Aber auch schädliche Einflüsse wie beispielsweise der häufige Kontakt mit Chemikalien sowie häufiges Rauchen verstärken den Abbau des Geruchssinns. Verschiedene Krankheiten, beispielsweise durch eine Allergie bedingte chronische Entzündungen, können die Riechzellen der Riechschleimhaut zerstören.

Verliert man seinen Geruchssinn fast ganz oder vollständig, entwickeln viele Betroffene psychische Probleme. Denn plötzlich können sie beispielsweise nicht mehr erkennen, ob ihr Eigengeruch zu stark ist und sie möglicherweise deshalb unangenehm auffallen. Manche Betroffene fangen deshalb an, sich zurückzuziehen und sich vom Sozialleben abzukoppeln.

Lesetipps: Du weißt jetzt alles, was du über den Geruchssinn wissen solltest. Dich interessieren auch unsere anderen Sinne? Alles über den Tastsinn erfährst du hier. Außerdem erklären wir das Mittagstief und ob Reiki tatsächlich die Selbstheilungskräfte aktivieren kann.

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