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Floating Ausprobiert: Ist das besser als LSD?

Floating: Eine Hand treibt auf der Wasseroberfläche
© Dexterian / Shutterstock
Floating ist ein Wellness-Trend, bei dem man in einer Wanne mit Salzwasser liegt, um zu entspannen und für einen Moment weg zu driften – wie auf einem Trip. Klingt gut, aber klappt das auch? Unsere Autorin hat's ausprobiert.

Was ist Floating?

Floating ist ein Wellness-Trend, der maximale Entspannung bei minimalem Aufwand verspricht. Man liegt in einer Wanne mit so hoch konzentriertem Salzwasser, dass man nicht untergeht, sondern darauf treibt wie im Toten Meer. So soll sich angeblich Schwerelosigkeit anfühlen. Wasser- und Raumtemperatur sowie Licht sind so eingestellt, dass der Körper kaum Reize wahrnimmt. All das soll dazu führen, dass sich Verspannungen im Körper lösen, Kreativität gefördert wird und mentale Energiereserven aufgestockt werden.

Es geht das Gerücht, Floating wurde als Alternative zu LSD erfunden ...

(Hier gibt's weitere Infos zum Floating)

Warum habe ich Floating ausprobiert?

Erstens: Ich kann einfach nicht entspannen. An einem Sonntagnachmittag auf der Couch liegen und nichts tun – ich hab's schon etliche Male probiert und bin jedes Mal kläglich gescheitert. Ich brauche irgendwie ständig etwas zu tun, dabei würde ich soooo gerne einfach mal abschalten ...

Zweitens: Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt mein Stress- und Verspannungslevel momentan ungefähr bei 7.

  • Ich hatte seit sechs Monaten keinen Urlaub
  • Ich sitze (beruflich bedingt) meistens am Schreibtisch, was mich als Bewegungsjunkie ziemlich stresst
  • Familiär ist gerade eine extrem belastende Veränderung in Gang (mein Elternhaus wird verkauft ...)
  • Bis zu meinem nächsten Urlaub ist es noch ein bisschen was hin ...

Vom Floating habe ich mir versprochen,

  1. endlich mal für eine Weile weg driften zu können
  2. mein Stresslevel zumindest auf eine erträgliche 4 bis 5 zu senken

Daher meine Anmeldung bei Float Hamburg.

Mein Floating-Erlebnis

Vorspiel

Als ich in der unscheinbaren Float-Location Hamburg Neustadt zu meinem Termin erschien, gab's zur Begrüßung erst mal ein Paar weiße Wohlfühl-Badelatschen, was zu trinken – und ein DIN-A4-Blatt mit Infos und Tipps zum Floaten, das mein Stresslevel prompt auf 9 ansteigen ließ. Kein Witz!

Um nur einige Beispiele der aufgeführten Punkte zu nennen:

  • Duschen unbedingt sowohl vor als auch nach dem Floaten, vorher allerdings nur lauwarm, weil sonst das genau durchdachte Temperaturkonzept nicht wirkt und man friert
  • Einen Lappen nass machen und griffbereit neben die Wanne legen, falls man Salzwasser in die Augen bekommt
  • Am Anfang einmal den Kopf unter Wasser drücken, weil man sonst eventuell kein Vertrauen zur Tragfähigkeit des Wassers hat und die ganze Zeit den Nacken anspannt, um den Kopf hoch zu halten
  • Die bereitgestellten Oropax benutzen, damit keine Salzkristalle in den Gehörgang kommen
  • Am besten im Sitzen einsteigen
  • Falls irgendwo kleine Wunden auf der Haut, am besten mit bereitgestellter Salbe abdecken
  • Und! Und! Und!

Wie bitte soll ich mir das alles merken? Und was, wenn ich etwas falsch mache? Im Ernst, ich wollte mich doch einfach nur fallen lassen und keinen Regel-Katalog abarbeiten. Dagegen ist das, was man als passiver Part bei einem Tandem-Fallschirmsprung beachten muss, ein Klacks.

Immerhin beruhigte mich der Anblick meiner Kabine, die für die nächsten 90 Minuten mein Reich sein sollte ...

Aufgeteilt in einen kleinen Bereich mit Klo, Waschbecken und Spiegel – dort liegen auch Bademantel, Handtücher, Lappen, Oropax und so weiter bereit – und das Herzstück: Eine etwa vier Quadratmeter große Wanne mit einer geräumigen Dusche daneben.

Nachdem ich das gesehen und mich in der Kabine eingeschlossen hatte, lag mein Stresslevel schon wieder nur noch bei 8 – der Zettel-Schock war also zumindest halb vergessen.

Los geht's

Während ich mich abduschte (und mich dabei natürlich die ganze Zeit fragte, ob ich die richtige Temperatur eingestellt hatte, um gleich nicht zu frieren), füllte sich meine Wanne mit dem Wunderwasser – wie bei Harry Potter. Schnell noch Lappen nass gemacht, Oropax in die Ohren, rein da und ... was soll ich sagen?

Es fühlt sich an wie ganz normales Wasser!

Klar, man geht nicht unter, sondern wird getragen. Ähnlich wie im Meer, nur dass man nichts, aber auch gar nichts tun muss, um nicht unterzugehen. Aber ansonsten fühlt es sich an wie Wasser, klingt wie Wasser, wenn man damit rumplätschert, und sieht aus wie Wasser. Keine Ahnung, warum mich das im ersten Moment so enttäuscht/überrascht hat, schließlich ist es ja auch Wasser und das wusste ich doch.

Aber: Wenn sich so wirklich Schwerelosigkeit anfühlt, finde ich Schwerelosigkeit ziemlich langweilig – und vergebe noch einen Pluspunkt an den Tandemsprung, denn das Gefühl des freien Falls ist deutlich interessanter.

Aber egal, ich war schließlich nicht zum Astronauten-Training da, sondern zum Entspannen! Und dazu war ich fest entschlossen! Dummerweise war mir ziemlich kalt – wahrscheinlich hatte ich falsch geduscht.

Die Wirkung

Allerdings: Ich lag noch nie in meinem Leben so entspannt und bequem wie in diesem Wasser! Ich konnte mich einfach hängen lassen, musste keinen Muskel anspannen – es war, als würde ich meinen Körper gar nicht richtig spüren. Im Bett liege ich immer auf dem Bauch, weil die Rückenlage tierisch unbequem für mich ist, aber in diesem Wasser fand ich es mega gemütlich, auf dem Rücken zu liegen/treiben! Mein Körper fuhr wirklich innerhalb einiger Minuten (ich schätze, so nach circa 15) so runter, wie er es sonst nie tut.

Nur kann ich das von meinem Kopf leider nicht sagen!

  • Ist das schlimm, dass meine Ohren ständig voller Wasser sind? (die Oropax haben erstens nichts gebracht und sind zweitens immer wieder mal davon gefloatet)
  • Mist, warum ist mir denn so kalt? Von wegen Reizminimierung!
  • Ob ich wohl richtig liege? Nicht, dass ich hier noch verspannter rausgehe, als ich reingekommen bin!
  • Wie viel Zeit ist wohl schon vergangen?
  • Soll ich mal die Musik oder das Licht ein bisschen ändern?
  • Man, warum kann ich denn nicht abschalten!!!??

So in etwa meine Gedanken.

Ich wünschte wirklich, ich könnte etwas anderes sagen, aber es ist nun mal, wie es ist: Mental abschalten konnte ich in dieser vermeintlichen Schwerelosigkeit nicht. Immerhin: Gegen Ende meiner Session wurden mir meine Gedanken zumindest egal.

Sie strömten zwar wie immer wild durch meinen Kopf, aber sie berührten mich nicht, machten mich nicht unruhig, ärgerlich oder ungeduldig wie sonst. Und das war schon ein echter Erfolg für mich! Als das Wasser nach etwa einer Stunde anfing abzulaufen, immer weniger wurde und ich irgendwann fast auf dem Trockenen lag, wäre ich eigentlich sogar gerne noch ein bisschen weiter gefloatet – war nämlich echt schön, als alles egal war ...

The Aftermath

Nachdem ich die Wanne verlassen und erst mal schön heiß geduscht hatte (endlich aufwärmen!), fühlte ich vor allem zwei Dinge:

  1. Extreme Müdigkeit
  2. Geschmeidigkeit

Mein Körper fühlte sich so weich und entspannt an, wie lange nicht, ich mich allerdings total k.o. und zermatscht. 

Doch das ist noch nicht alles: In der Nacht nach dem Floating schlief ich überdurchschnittlich gut und am nächsten Morgen wachte ich vor dem Weckerklingeln total ausgeschlafen und energiegeladen auf. Stresslevel an diesem Morgen bei 3, würde ich sagen.

Klar, es kann auch Zufall gewesen sein und muss nicht unbedingt mit meinem Floating-Trip zusammen hängen, aber das war zumindest meine Beobachtung.

Mein Fazit

Obwohl ich mir mehr versprochen hatte (wahrscheinlich zu viel), war ich mit dem Ergebnis meines Floating-Trips zufrieden. Den Stresslevel um 6 Punkte zu senken, ist schon ein beachtlicher Effekt (auch wenn der nicht besonders lange währte). Noch dazu bei mir, die ich eine sehr harte Nuss in Sachen Entspannung bin ...

Eine Ganzkörpermassage oder ein halber Tag in der Therme mit ausgiebigem Saunieren wären vielleicht auch nicht unbedingt schlechter gewesen (da hätte ich wenigstens nicht gefroren), aber ich denke, dass es mir gut täte, regelmäßig zu floaten. Wer weiß? Vielleicht würde ich dann ja sogar lernen, wie man abschaltet – und könnte es irgendwann auch sonntags auf der Couch ...

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