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Bye-bye, Regelschmerzen! Hallo Leben im Einklang mit dem Zyklus

Periode: Frau mit Kakao im Bett
© goffkein.pro / Shutterstock
"Achtsames Menstruieren bedeuten für mich, den Zyklus bewusst wahrzunehmen", erklärt unsere Expertin, Ernährungsberaterin und Zyklus-Coach Alina Gummert.

Im Interview mit BRIGITTE.de erzählt die ausgebildete vegane Ernährungsberaterin und Yogalehrerin Alina Gummert, die sich unter anderem auf Zyklusbeschwerden spezialisiert hat, warum es so wichtig ist, den eigenen Zyklus besser kennenzulernen. Nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern auch um die Periode endlich gesellschaftsfähig zu machen. 

Denn dass Themen rund um Menstruation bis heute noch immer stark aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt werden, stellt ein echtes Problem dar. Die meisten menstruierenden Menschen können sich mit Sicherheit nur zu gut an ihre Schulzeit erinnern. Die Meisterdisziplin: Den Tampon oder die Binde so gekonnt aus dem Ranzen befördern, dass es bloß niemand zu Gesicht bekam. Und warum das alles? Periodenscham! Weil nicht darüber gesprochen wurde. Und das ändert sich jetzt zum Glück. Endlich. 

BRIGITTE.de: Periode und Feminismus, gehört das untrennbar zusammen?
Alina Gummert: Für mich hängt Perioden-Offenheit ganz klar mit Feminismus zusammen: Wir Frauen wollen uns nicht mehr verstecken, sondern zeigen, wer wir sind. Und die Periode ist eben ein Teil von uns. Achtsamkeit während der Menstruation stellt einen Anfang dar, unser eigenes kleines Trauma im Hinblick auf die Periode und Perioden Shaming zu verarbeiten. Natürlich können wir nicht gleich die gesamte Gesellschaft ändern, aber wir können bei unserem Körper anfangen und lernen, seine Bedürfnisse zu verstehen. 

Achtsames Menstruieren ist ja gerade im "Trend", aber was bedeutet das überhaupt? 
Für mich bedeutet das, den eigenen Zyklus bewusst wahrzunehmen. Dem Körper steht während der Periode meist einfach weniger Energie zur Verfügung, da er sich darauf fokussiert, die Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Ich versuche, das zu respektieren und meinen Körper zu unterstützen, indem ich viel ruhe. Die Menstruation ist die offensichtlichste Phase unseres Zyklus – es kommt eben Blut aus dir heraus – dadurch fällt es einigen vielleicht leichter, auf ihre körperlichen Bedürfnisse zu achten. Trotzdem ist es von Vorteil, nicht nur in der Phase der Blutung achtsam zu leben, sondern in alle weiteren Zyklusphasen auch. Zyklusachtsamkeit oder Zyklusbewusstsein sind Begriffe, die dafür stehen, die zyklischen Bedürfnisse wahrzunehmen und nach ihnen zu leben.

Das schließt dann aber auch hormonelle Verhütungsmethoden aus, weil diese den natürlichen Zyklus durcheinanderbringen, ist das richtig?
Ja, sozusagen. Die Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel unterdrücken den natürlichen Zyklus. Durch die Pillenpause erzwingen wir zwar eine Blutung – die Abbruchblutung – diese hat aber absolut nichts mit der natürlichen Regelblutung zu tun. Aus medizinischer Sicht ist es gar nicht notwendig, eine Pillenpause einzulegen. Das machen wir nur, um einen Zyklus zu simulieren, für das Gefühl. Hätte ich das früher gewusst, als ich selbst noch die Pille eingenommen habe, hätte ich mir viele Hygieneprodukte und Schmerztabletten sparen können.

Ist die Pille denn per se schlecht? 
Die Pille verhindert zumindest, dass du deinen natürlichen Zyklus kennenlernst. Wie jedes andere Medikament auch hat sie Nebenwirkungen, das muss einem einfach klar sein. Deswegen sollte sie auch nicht inflationär verschrieben werden. Für unreine Haut und leichte Regelschmerzen ist nicht die Pille die Lösung, sie übertüncht nur die Symptomatik. Es muss aber auch deutlich gemacht werden, dass es bestimmte Krankheitsbilder wie Endometriose gibt, bei denen die Pille enorm zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann. Ich möchte sie daher nicht verteufeln. Jede:r sollte eben eine aufgeklärte Entscheidung treffen können und das geht am besten, wenn Mediziner:innen diese Aufklärung anbieten. 

Viele menstruierende Menschen leiden unter Regelschmerzen, PMS (prämenstruelles Syndrom) und anderen Symptomen und denken, dass sie damit leben müssten. Aber stimmt das überhaupt? 
Auf keinen Fall. Solche Symptome sind nicht normal. Häufig liegt ihnen ein hormonelles Ungleichgewicht zugrunde. Du bist deinem Zyklus, den Regelschmerzen und Stimmungsschwankungen nicht hilflos ausgesetzt und kannst aktiv etwas dagegen unternehmen. Dein Zyklus hilft dir sogar dabei: Er ist quasi ein Echtzeitmarker unserer Gesundheit, besser als jede Fitness-Watch. Du musst nur lernen, ihn richtig zu nutzen. 

Haben Sie Tipps gegen Regelschmerzen?
Erst einmal sollte in jedem Fall abgeklärt werden, ob den Schmerzen eine Erkrankung zugrunde liegt. Wenn das nicht der Fall ist, kann bei akuten Unterleib-/Rückenschmerzen Wärme helfen, z. B. in Form von Duschen, Wärmflaschen oder -pflastern. Aber auch Frauenheilkräutertees (Frauenmantel, Schafgarbe, Brennnessel), wirken entkrampfend. Bestimmte Yogaübungen, die den Bauch gezielt entspannen, können Schmerzen lindern.

Langfristig hilft bei PMS und Regelschmerzen das Leben nach den Zyklusphasen sowie eine ausgewogene, vollwertige Ernährung. Zudem war für mich die Veränderung meines Mindsets im Hinblick auf die Periode und das Thema Weiblichkeit ein richtiger Game Changer. Frage dich: Was empfindest du, wenn du an deine Periode denkst? Ist es Scham? Dankbarkeit? Freust du dich vielleicht sogar auf deine Regel? Wie wird die Menstruation in deinem Umfeld, in deiner Familie oder unter Freund:innen bewertet? Wird damit offen umgegangen, oder ist es ein Tabuthema? Die Psyche hat mehr Einfluss auf unseren Körper, als wir denken. Mit der richtigen Herangehensweise kann man da wirklich einiges zum Positiven verändern. 

Ihr absoluter Geheimtipp?
Ich wünschte, ich könnte eine Quick-Fix-Anleitung geben, aber die gibt es leider nicht – jeder Körper und jeder Zyklus ist so individuell. Aber eine Sache, die viele nicht wissen: In Kunststoffprodukten wie Plastikflaschen und -verpackungen, aber auch Kosmetika sind oft endokrine Disruptoren enthalten. Das sind Stoffe, die den Zyklus stören können, weil sie in unser fein abgestimmtes körpereigenes Hormonsystem intervenieren und dort erheblichen Schaden anrichten können. Achte darauf, dass du solche Produkte nach Möglichkeit nicht verwendest. 

Verwendete Quellen: Brigitte-Interview mit Ernährungsberaterin Alina Gummert, Instagram alina_naehrstoff

Brigitte

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