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Aufschieberitis? Das Gehirn ist schuld daran!

Aufschieberitis: Frau liegt mit Staubwedel auf der Couch
© Photographee.eu / Shutterstock
Aufschieberitis sorgt dafür, dass wir Dinge lieber morgen erledigen als heute. Eine Studie zeigt nun, dass wir die Schuld daran einfach unserem Gehirn zuschieben können. Aber lässt sich trotzdem etwas gegen den ständigen Aufschiebe-Drang tun?

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen: Diese Abwandlung eines bekannten Sprichworts ist typisch für alle, die an der sogenannten Aufschieberitis („Prokrastination“) leiden. Das bedeutet: Selbst wenn etwas eigentlich wichtig ist, können wir uns einfach nicht dazu aufraffen und verschieben es auf später. Aber hat es wirklich nur mit Faulheit zu tun, wenn wir prokrastinieren, oder ist unsere Motivation aus anderen Gründen so oft geradezu unterirdisch? 

Aufschieberitis – alles Gehirnsache!

Klar – oft ist es auch eine Persönlichkeits-Frage, ob man Aufgaben schnell erledigt oder sie lieber auf die lange Bank schiebt. Manch einer hat vielleicht auch einfach nur ein schlechtes Zeitmanagement oder Stress und lässt deshalb Dinge liegen. Das kann schon mal für leichte Depression sorgen, ist aber noch kein Beinbruch. Und für alle anderen geben Forscher der Ruhr-Universität Bochum jetzt auch Entwarnung: Die Neigung dazu, Dinge aufzuschieben und Ablenkungen nachzugeben, wird maßgeblich von unserem Gehirn bestimmt. 

Die Wissenschaftlerin Caroline Schlüter hat mit ihrem Team 264 männliche und weibliche Probanden ausführlich darüber befragt, wie stark ihr Hang zur Prokrastination ist und wie gut sie ihre eigene Handlungskontrolle einschätzen würden. Anschließend wurden die Gehirne der Teilnehmer gescannt. Dadurch konnten die Forscher nicht nur das Volumen bestimmter Hirnareale messen, sondern auch erkennen, wie gut diese miteinander vernetzt sind – und so herausfinden, welche Ursachen für Prokrastination verantwortlich sind. 

Wenn unsere Gefühle uns im Weg stehen

In der Studie fiel auf: Zwischen den Personen, die ihre Aufgaben gern schnell erledigten und denen, die eher als Aufschieber galten, gab es im Gehirn deutliche Unterschiede. Aufschieberitis-Betroffene hatten im Vergleich eine vergrößerte Amygdala (auch Mandelkern), ein Hirnareal, das als unser Gefühlszentrum gilt. Zusätzlich ist die Amygdala wichtig für das Einschätzen und Wiedererkennen vom Situationen: Sie warnt uns beispielsweise vor möglichen negativen Konsequenzen einer Handlung. Daraus schließen die Forscher, dass Prokrastinations-Betroffene aus Furcht vor den Konsequenzen einfach zögern, etwas zu tun – also schieben sie es auf. 

Verknüpfung von Hirnarealen beeinflusst die Prokrastination

Das ist aber noch nicht alles: Wer zur Aufschieberitis neigt, bei dem ist die Amygdala auch schwächer mit einem anderen bestimmten Hirnareal verknüpft. Der sogenannte dorsale anteriore cinguläre Cortex (“dorsaler ACC“) bestimmt maßgeblich die Kontrolle über unsere eigenen Handlungen. Er schätzt anhand von entsprechenden Informationen den möglichen Ausgang von Handlungen ein und wählt dann die aus, die in die Tat umgesetzt wird. 

Damit diese Handlung dann auch abgeschlossen werden kann, unterdrückt der dorsale ACC außerdem konkurrierende Einflüsse. Ein Beispiel: Er entscheidet, dass wir jetzt endlich die Einkaufsliste fertigschreiben müssen und sorgt gleichzeitig dafür, dass wir uns dabei nicht wieder von anderen Tätigkeiten ablenken lassen.

Die Forscher haben auch eine Vermutung, warum das einen Einfluss auf die Prokrastination hat. Ist die Verbindung zwischen den beiden Hirnarealen schwach, wird der dorsale ACC in seiner Fähigkeit, eine Handlung zu bestimmen und andere zu unterdrücken, eingeschränkt. Der hemmende Einfluss der Amygdala nimmt dagegen zu – wir trauen uns nicht mehr zu handeln und geben Störungen schneller nach. 

Einfache Tipps: So setzt du Prioritäten

Können wir gegen das Prokrastinieren also einfach nichts tun? Doch, aber wir brauchen schon ein bisschen den Willen dazu, eine Aufgabe zu erledigen, damit wir sie nicht aufschieben. Diese Tipps helfen dir dabei, der Prokrastination den Kampf anzusagen: 

  • Sortiere deine Aufgaben stets nach Priorität und fange mit dem wichtigsten an 
  • Die Aussicht auf eine Belohnung im Anschluss motiviert zum Erledigen 
  • Bau dir selbst Druck auf, indem du anderen von deinen Plänen und Aufgaben erzählst 
  • Unterteile große Aufgaben in mehrere kleine und erledige so Stück für Stück
  • Erstelle To-Do-Listen mit Kreisen zum Abhaken – das ist laut Psychologen befriedigender, als etwas durchzustreichen!
  • Setz dir konkrete Tagesziele

Tipps zum Stress abbauen bekommst du übrigens in diesem Artikel! 

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