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Giftige Erziehung Toxische Elternschaft: Wie sie das Leben von Kindern beeinflusst

Toxische Elternschaft: Frau hat eine Angstattacke
Bei toxischer Elternschaft mag der Gedanke einer liebevollen Erziehung vorhanden sein – zeitgleich wird das eigene Kind auf unterschiedlichen Ebenen misshandelt.
© Tamara / Adobe Stock
Toxische Beziehungen gibt es auch zwischen Eltern und Kindern – und die Konsequenzen einer solchen Erziehung ziehen sich bis ins Erwachsenenalter der Kinder.

Eltern sind am Ende aller Tage Menschen – und jeder Mensch hat Ecken und Kanten, hat emotionalen Ballast und Triggerpunkte. Und auch wenn es jedes Kind verdient, in einer liebevollen, glücklichen und respektvollen Familie aufzuwachsen, gelingt das leider nicht immer. Klar ist, dass die meisten Eltern wirklich nur das Beste für ihr Kind wollen und dafür ihr Möglichstes tun. 

Doch selbst Liebe kann toxisch werden, wenn sie Grenzen missachtet, wenn sie Abhängigkeit schafft oder an Bedingungen geknüpft ist. In der heutigen Gesellschaft betrachten wir unsere Beziehungen kritischer, hinterfragen ehemals selbstverständliche Umstände – und das auch in der Beziehung zwischen Elternteil und Kind. Denn auch die kann toxisch sein, was langfristige Konsequenzen für das Leben des Kindes haben kann – bis ins Erwachsenenalter.

Wann spricht man von toxischer Elternschaft?

Die meisten Eltern haben die besten Intentionen, wenn es um die Erziehung ihrer Kinder geht. Vielleicht haben sie ihre eigene Kindheit im Hinterkopf, wollen diese und all die schönen Seiten und Erinnerungen für ihr Kind auch haben – oder sich gegenteilig von ihrer eigenen Kindheit distanzieren, es "besser machen" als ihre eigenen Eltern. 

Doch bei toxischer Elternschaft mag der Gedanke einer liebevollen Erziehung vorhanden sein – zeitgleich wird das eigene Kind auf unterschiedlichen Ebenen misshandelt. Der angewandte Erziehungsstil traumatisiert das Kind, demütigt es und hinterlässt Narben, die ein ganzes Leben bleiben können. 

Eine toxische Elternschaft ist geprägt von fehlendem Respekt gegenüber dem Kind als menschliches Wesen mit eigenem Willen, eigenen Bedürfnissen. Den Eltern mangelt es in solchen Fällen oftmals an Mitgefühl und Empathie – der Nachwuchs ist eine Erweiterung ihrer selbst, hat zu "funktionieren". Das Kind solcher Eltern wächst mit ständigen Selbstzweifeln auf: Es zweifelt an sich selbst, seiner Bedeutung auf dieser Welt, seinen Fähigkeiten, daran, dass es Anerkennung und Bestätigung würdig ist. 

Noch einmal klar gesagt: Eltern sind Menschen, Menschen machen Fehler, agieren nicht immer so, wie sie sich das wünschen würden, sagen oder tun Dinge, die verletzen. Wenn von toxischer Elternschaft die Rede ist, geht es weniger darum, einzelne Situationen kritisch zu bewerten, sondern die Gesamtlage. Als "toxisch" kann die Beziehung zwischen Eltern und Kind beschrieben werden, wenn es mehrere solcher Anzeichen gibt:

  • Es wird eine enorme Kontrolle ausgeübt: Die Eltern bestimmen, wie sich ihr Kind zu kleiden und zu verhalten hat, was es zu tun und zu lassen hat, kurzum: Sie kontrollieren jeden Aspekt des Lebens ihres Kindes.
  • Die Eltern verhalten sich respektlos und grenzüberschreitend gegenüber dem Kind.
  • Sie sind unberechenbar: In einem Moment überschütten sie das Kind mit Liebe und Zuneigung, im nächsten hat es etwas getan/ gesagt, das den Eltern nicht passt und wird daraufhin mit Missachtung oder anderen negativen Konsequenzen bestraft.
  • Sie fühlen/ inszenieren sich stets als das Opfer der Konflikte und Situationen.
  • Sie haben enorm hohe Ansprüche an das Kind, die an den Wunsch nach Perfektion grenzen, alles ist immer ein Wettbewerb in ihren Augen.
  • Ihre Emotionen und Bedürfnisse haben stets die oberste Priorität.
  • Toxische Eltern sprechen dem Kind die Gefühle ab.

Was toxische Elternschaft für das spätere Leben des Kindes bedeutet

Wenn Kinder einer toxischen Beziehung mit ihren Eltern über die gesamte Kindheit ausgeliefert sind, kann das bis in ihr Erwachsenenalter Konsequenzen für ihre mentale und auch physische Gesundheit mit sich bringen. Eine Studie hat festgestellt, dass die Gefahr für eine psychische Erkrankung umso höher im Erwachsenenalter war, je stärker der Mensch als Kind Traumata unterschiedlicher Natur ausgesetzt war.

Einige mögliche Quellen dieser Traumata: emotionale Misshandlung, körperliche Vernachlässigung und allgemeine Misshandlung. Eine weitere Studie bestätigte die Ergebnisse, nach denen Traumata in der Kindheit die Gefahr auf eine psychische Erkrankung im Erwachsenenalter um das Dreifache erhöhte.

Mögliche Symptome, die Erwachsene haben können, die in ihrer Kindheit toxischen Eltern ausgeliefert waren, sind beispielsweise:

  • Ein niedriges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
  • Das starke Bedürfnis, allen Menschen im Umfeld zu gefallen und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinten anzustellen
  • Die starke Neigung, nicht zu sich selbst zu stehen und für sich einzustehen
  • Große Toleranz gegenüber Menschen, die grenzüberschreitend, beleidigend und auf andere Weise respektlos sind
  • Diese Personen erwarten regelmäßig das schlimmstmögliche Ergebnis – in Bezug auf das Leben und das Verhalten ihrer Mitmenschen insbesondere
  • Sie haben oftmals eine sehr kritische Stimme in ihrem Kopf, die ihr Leben bestimmt und regelmäßig enttäuscht und harsch ist, wenn die Dinge nicht "perfekt" ablaufen

Eine Sache ist wichtig zu wissen: Wer als Kind toxische Eltern hatte, der:die war der Situation – so schlimm es ist – hilflos ausgeliefert. Doch aus dem Kind ist ein erwachsener Mensch geworden, der mehr Kontrolle über das eigene Leben hat, als er sich vielleicht klar sein mag. Es kann sehr schwer sein, eine gesunde Beziehung mit Menschen aufzubauen, die – beabsichtigt oder nicht – tiefe seelische Narben hinterlassen haben. In manchen besonders schweren Fällen ist gegebenenfalls auch ein Kontaktabbruch notwendig. Es ist grundsätzlich ratsam, sich professionelle medizinische Hilfe (beispielsweise Therapeut:innen) heranzuholen, um das Erlebte aufzuarbeiten.

Verwendete Quellen: healthshots.com, growthtruchange.com, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov, link.springer.com, abundancenolimits.com, psypost.com

csc Brigitte

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