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Studie So verändert sich die Wahrnehmung von Frauen im Job, wenn sie Mütter werden

Eine Mutter bei der Arbeit mit ihrem Kind
© Cavan / Adobe Stock
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein gleichzeitig leidiges wie noch immer absolut aktuelles und wichtiges Thema. Und wer leidet am meisten? Die Frauen. Während Väter im beruflichen Kontext positiver wahrgenommen werden und sogar mehr Geld erhalten, verändert sich die Wahrnehmung bei Müttern ins Negative – auf einmal seien sie durch die Kinder ablenkt, weniger kompetent und unzuverlässig.

Frauen und Männer in Deutschland sind nicht im gleichen Umfang berufstätig. Insgesamt gehen von 100 Erwerbstätigen im Jahr 2021 46,8 Frauen einer Beschäftigung nach. Dieser Indikator ist jedoch ein Gesamtüberblick und enthält keine Angaben über die Art oder den Umfang der ausgeübten Tätigkeit. Im Vergleich zum Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung (50,8 Prozent) zeigt sich jedoch noch immer eine Unterrepräsentation.

In Deutschland arbeiten die meisten Frauen in Teilzeit

Schaut man sich den Vergleich von Voll- und Teilzeitbeschäftigten an, wird klar, dass die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt eher geringer ist. Während 2021 34,1 Prozent einer Vollzeitbeschäftigung nachgingen, waren 77,3 Prozent in Teilzeit beschäftig. Insgesamt ist nur rund jede dritte Frau, die auf dem Arbeitsmarkt unterwegs ist, in einer Führungsposition. Ein Blick auf die Stellung im Beruf zeigt, dass auch heute noch die "mithelfende Familienangehörige" mit 62,7 Prozent dominiert.

In den USA sind die Daten ein wenig anders. Dort gab es laut dem "US Bureau of Labor Statistics" im Jahr 2021 in etwa 71 Prozent der Familien mit Kindern unter 18 Jahren eine berufstätige Mutter. Im Ergebnis haben Mütter auf der ganzen Welt jedoch damit zu kämpfen, dass sie im Arbeitsalltag bestraft werden.

Mutterschaftsstrafe: Mütter werden am Arbeitsplatz diskriminiert

Laut einer Umfrage des "Pew Research Center" geben Mütter und Väter ähnlich häufig an, dass die Arbeit es ihnen erschwert, gute Eltern zu sein. Allerdings geben Mütter deutlich häufiger an, dass auch die Karriere leidet. Die Probleme, die aus der Überschneidung von Muttersein und Angestellte resultiert, wird auch als Mutterschaftsstrafe bezeichnet.

Der Begriff beschreibt also eine klare Diskriminierung von berufstätigen Müttern am Arbeitsplatz – auch gegenüber anderen weiblichen Kolleginnen, die keine Kinder haben. Und das hat Folgen: Mütter werden am Arbeitsplatz als weniger kompetent betrachtet, die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sind eingeschränkt und auch das Gehalt stagniert und ist insgesamt niedriger. Arbeitgeber:innen sehen in der Mutterschaft eher eine Ablenkung, durch die familiären Verpflichtungen gilt eine Mutter plötzlich als unzuverlässig.

Vaterschaftsbonus: Väter bekommen mehr Gehalt und eine bessere Stellung

Bei Männern tritt der umgekehrte Effekt ein. Sie bekommen sogar einen Vaterschaftsbonus. Väter erfahren eine deutliche Steigerung der Wertschätzung, sie haben die Chance, weiter aufzusteigen und erhalten in der Regel höhere Löhne. Väter scheinen ein größeres Arbeitsengagement und Stabilität zu signalisieren. Und natürlich steigen die Gehälter, der Mann muss ja schließlich eine Familie versorgen.

Diese Diskrepanz belegt auch eine US-Studie mit dem Titel: "Getting a Job: Is there a motherhood penalty?" ("Einen Job finden: Gibt es eine Mutterschaftsstrafe?"). In dieser Studie bewerteten Arbeitgeber:innen die Kompetenz und das Engagement ihrer Mitarbeiter:innen. Das Ergebnis: Die Kompetenz von Müttern wurde um zehn Prozent niedriger bewertet als die von Nicht-Müttern, die ansonsten jedoch gleichwertige Kandidat:innen waren. Das Engagement für ihren Job wurde bei Müttern ebenfalls um 12 Prozent niedriger bewertet. Auf der anderen Seite wurden Väter als fünf Prozent engagierter eingestuft als Nicht-Väter.

Frauen verdienen noch immer deutlich weniger als Männer

Anhand des Lohnes zeigen sich die Unterschiede ganz klar. Zwar besteht ohnehin bereits eine Lohnlücke von 18 Prozent zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap), dieser wird jedoch noch einmal deutlicher, wenn Kinder im Spiel sind. Frauen erhalten eine Lohnstrafe von fünf bis 20 Prozent pro Kind. Männer hingegen werden mit rund sechs Prozent mehr Gehalt belohnt – und das nur, weil sie jetzt Vater sind. 

Auf dem Arbeitsmarkt werden also die belohnt, die bereits alle Privilegien innehaben: weiße Männer, die in ihren jeweiligen Berufen hoch qualifiziert sind. Genau entgegengesetzt ist die Mutterschaftsstrafe für schwarze oder indigene Frauen doppelt so hoch wie für weiße Mütter.

Verwendete Quellen: destatis.de, psychologytoday.com, gap.hks.harvard.edu, pewresearch.org

Brigitte

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