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Studie Wie viele Stunden Care-Arbeit Frauen leisten – und wie wenig Männer

Mutter ist allein mit ihren Kindern im Haushalt
© konradbak / Adobe Stock
Während der Gender Pay Gap bei 18 Prozent liegt, kommt der Gender Care Gap in bestimmten Altersklassen auf ganz andere Summen, wie eine Studie zeigt.

Während der Gender Pay Gap, also die Lohnkluft zwischen den Geschlechtern, medial von vielen Seiten beleuchtet wurde, ist der Gender Care Gap eher eine Randnotiz. Dabei könnte die Differenz, wie viele Stunden Frauen im Gegensatz zu Männern in der Woche für Care-Arbeit aufbringen, kaum größer sein, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kürzlich herausgefunden hat.

In bestimmten Altersklassen liegt der Gender Care Gap bei 170 Prozent

Durchschnittlich liegt der Gender Care Gap – also die Differenz der unbezahlten Sorgearbeit innerhalb des Haushalts zwischen Männern und Frauen – bei gut 50 Prozent in der deutschen Gesamtbevölkerung. Das bedeutet, dass Frauen im Schnitt etwa eineinhalbmal so viel unbezahlte Care-Arbeit leisten wie Männer. Mit diesem Ergebnis liegt Deutschland laut einer Studie im mittleren Bereich der Länder. 

In der Altersspanne zwischen 20 und 24 Jahren ist der Gender Care Gap zwischen Männern und Frauen noch vergleichsweise gering: Männer verbringen etwa zwei Stunden pro Tag mit Sorgearbeit, bei Frauen sind es zwischen zwei und vier Stunden der täglichen Arbeit, also einem Gap von etwa 25 Prozent. Im Laufe der Zeit weitet sich die Lücke jedoch exponentiell: Bei den 35- bis 39-Jährigen steigt der Gender Care Gap auf 106 Prozent an. Das bedeutet anders gesagt, dass eine sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frau mehr als doppelt so viel Zeit für unbezahlte Sorgearbeit in der Woche aufbringt als Männer.

Wird der Gender Care Cap unabhängig des Beschäftigungsverhältnisses betrachtet, ist der laut Zahlen des DIW sogar noch höher: Frauen in der Gruppe der 34-Jährigen verbringen durchschnittlich fast neun Stunden pro Tag mit unbezahlter Sorgearbeit. Dem gegenüber stehen Männer mit etwa drei Stunden am Tag – was einem Gender Care Gap von 170 Prozent entspricht.

Die Jahre im Alter von 30 bis 40 sind die entscheidenden am Arbeitsmarkt

"Die nahezu parallele Entwicklung des Gender Pay Gaps und des Gender Care Gaps im Alter von Anfang 20 bis Mitte 40 legt nahe, dass die Familiengründung einen kritischen Wendepunkt für den Verlauf der Erwerbskarrieren von Frauen und Männern darstellt", fasst das DIW die Ergebnisse der Studie zusammen. Zwar sinkt der Gender Care Gap ab einem Alter von 40 wieder, wie aus den Zahlen hervorgeht – doch der Schaden für die finanzielle Situation der Frau ist angerichtet, wie es Wissenschaftlerin Clara Schäper im Interview mit dem DIW umschreibt: "Obwohl sich die Ungleichheit in der Sorgearbeit wieder etwas angleicht, gibt es einen langfristigen Effekt für die ungleiche Verteilung der Lohneinkünfte."

Wie es in der Studie heißt und Frau Schäper im Interview bestätigt, sind die Jahre im Alter zwischen 30 und 40 die "entscheidenden" auf dem Arbeitsmarkt. "Wenn Frauen in diesen Jahren viel weniger Zeit am Arbeitsmarkt verbringen, hat das einen langfristigen Einfluss auf ihre Erwerbsbiografien und Verdienstmöglichkeiten", so die Wissenschaftlerin. Eine gleichberechtigtere Aufteilung in der unbezahlten Sorgearbeit würde auch eine Verringerung des Gender Pay Gaps mit sich bringen, erklärt die Forscherin weiter.

Verwendete Quellen: diw.de, ilo.org, destatis.de

csc Brigitte

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