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Studie Kita-Platzvergabe Kinder aus armutsgefährdeten Familien werden bei der Platzvergabe benachteiligt

Zwei Kinder spielen in der Kita mit einem Stofftier
© very_ulissa / Adobe Stock
Im Frühjahr flattern bei vielen Eltern die lang ersehnten Zusagen, aber leider auch viele Absagen für einen Kitaplatz ins Haus. Eine neue Studie zur Platzvergabe zeigt jetzt, dass trotz eines allgemeinen Rechtsanspruchs weniger Kinder aus benachteiligten Familien in einer Einrichtung betreut werden.

Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder aus ärmeren und weniger gebildeten Familien bei der Vergabe von Kita-Plätzen nach wie vor benachteiligt werden.

Nur jedes vierte armutsgefährdete Kind wird in der Kita betreut

Seit zehn Jahren gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr. Dennoch scheinen Kriterien wie Beruf, Bildung und Sprache der Eltern maßgeblich darüber zu entscheiden, ob ein Kind betreut wird oder nicht.

Die Forschenden untersuchten unter anderem die Daten zum Kita-Besuch von etwa 96.000 Jungen und Mädchen unter drei Jahren. 2020 wurde nur jedes vierte armutsgefährdete Kind (23 Prozent) in einer Kita betreut – im Vergleich besuchte jedoch jedes zweite Kind aus finanziell nicht prekären Verhältnissen (46 Prozent) eine Betreuungseinrichtung, so die Studie. Ein Betreuungswunsch besteht durchaus, dieser wurde in rund 17 Prozent der Fälle nicht erfüllt. Bei reicheren Kindern wird nur jeder zehnte Betreuungswunsch nicht erfüllt.

Trotz Bedarf – Kinder mit Migrationshintergrund werden weniger in Kitas betreut

Doch nicht nur bei armutsgefährdeten Familien ist ein deutliches Muster zu erkennen, auch bei Kindern mit Migrationshintergrund scheint es gewisse Vorurteile zu geben. Während 38 Prozent der deutschsprachigen Kinder eine Kita besuchten, waren es nur 24 Prozent der Jungen und Mädchen aus Familien, in denen zu Hause nicht Deutsch als erste Sprache gesprochen wird. Insgesamt äußerten aber etwa 50 Prozent dieser Familien, dass sie einen Betreuungsbedarf haben.

"Wenn wir Bildungsungleichheiten verringern wollen und möchten, dass alle Kinder ihre Potenziale bestmöglich entfalten, dann müssen wir die Teilhabechancen für alle Kinder erhöhen", sagte BiB-Direktorin Katharina Spieß. Die Kita ist nach wie vor der erste Bildungsort außerhalb der Familien, ergänzt sie. Gerade in den Gruppen der Unter-Dreijährigen seien noch immer die unterrepräsentiert, die davon besonders profitieren könnten.

Forschende fordern Hilfe bei der Suche nach Betreuungsplätzen

Die Forderung nach mehr Kita-Plätzen wird daher noch einmal präsenter denn je. Ein Problem sei auch die fehlende Aufklärung. Familien müssten besser darüber informiert werden, welche Vorteile ein Kita-Besuch hat. Weiter sollten Eltern bei der Suche nach Betreuungsplätzen unterstützt werden. Gerade mit Blick auf den anstehenden Bildungsgipfel der Bundesregierung am 14. und 15. März 2023 hoffen die Forschenden auf mehr Förderung.

Im vergangenen Jahr hatte der Bundestag ein Gesetz zur Finanzierung einer besseren Kita-Betreuung verabschiedet. Dass sogenannte "Kita-Qualifikationsgesetz" sieht vor, dass der Bund in den Jahren 2023 und 2024 dafür nochmals rund vier Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Vor allem soll die frühkindliche Bildung vorangetrieben, in gute Ernährung investiert und an der sprachlichen Entwicklung gearbeitet werden. Hinzu kommt, dass das Förderprogramm "Sprach-Kitas" noch bis zum Sommer 2023 vom Bund übernommen wird. Im Anschluss sollen die Länder das Programm weiterfinanzieren, so jedenfalls der Wille von Familienministerin Lisa Paus.

Verwendete Quellen: bib.bund.de, tagesschau.de, dpa.de

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei ELTERN.

slr

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