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Studie: Religiös erzogene Kinder sind egoistischer

Macht Religion Kinder wirklich zu besseren Menschen? Laut einer Studie ist das Gegenteil der Fall.

Demut, Bescheidenheit, Nächstenliebe – diese christlichen Werte spielen eine zentrale Rolle in der Bibel. Christliche Eltern bemühen sich daher in der Regel, diese Werte auch ihren Kindern nahezubringen. Ähnlich sieht es bei muslimischen Familien aus: Soziale Wohltätigkeit ist eine der wichtigsten Säulen des Islam.

Aber heißt das, dass sich Kinder aus religiösen Familien wirklich sozialer verhalten als Kinder aus unreligiösen Familien?

Dieser Frage ging Jean Decety, Professor für Neurowissenschaften an der Universität Chicago, in einer Studie von 2015 nach.

Über 1000 Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren wurden dafür beobachtet und befragt. Die Kinder kamen aus den USA, Kanada, China, dem Jordan, der Türkei und Südafrika. 24 Prozent von ihnen wurden christlich erzogen, 43 Prozent muslimisch und 28 Prozent kamen aus säkularen, also nicht religiösen Familien (andere Religionen wurden bei der Studie nicht untersucht).

Religiöse Kinder sind egoistischer

Das Ergebnis der Studie überrascht: Tatsächlich zeigten sich die säkularen Kinder deutlich großzügiger als die religiös erzogenen. Sie waren in den Experimenten eher bereit, Dinge zu teilen als die Kinder der anderen beiden Gruppen.

Fordern von strengen Strafen

In der Studie wurde auch untersucht, wie die Kinder zu Gerechtigkeit stehen. Dafür wurden ihnen Filme gezeigt, in denen sich Kinder schlecht verhielten, zum Beispiel andere Kinder anrempelten oder schubsten.

Hier war auffällig, dass die religiösen Kinder die Vergehen als schlimmer einstuften und strengere Strafen forderten als die säkularen Kinder. Besonders den muslimischen Kindern war eine scharfe Strafe wichtig.

Die religiösen Eltern selbst schätzten ihre Kinder als selbstloser und großzügiger ein, als die anderen – was die Experimente aber nicht bestätigen konnten.

Wieso verhalten sich die religiösen Kinder unmoralischer?

Ein Faktor für das Verhalten der Kinder ist laut der Forscher der sogenannte "Licensing-Effekt". Demnach neigen Menschen dazu, sich schlechter zu verhalten, wenn sie bereits eine gute Tat getan haben. Wenn das Kind zum Beispiel gebetet hat, verbucht sein Gewissen das als positives "Guthaben" – und erlaubt ihm in einer anderen Situation, sich unmoralisch zu verhalten.

"Es passiert ganz unbewusst", so Decety. "Sie merken gar nicht, dass es nicht vereinbar ist mit dem, was sie in der Kirche gelernt haben."

Eine weitere Rolle spiele, dass in Religionen bei Moralfragen generell stark zwischen Gut und Böse unterschieden werde – Abstufungen dazwischen gebe es kaum. Das erklärt, warum die Kinder so strenge Strafen forderten.

miro

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