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Aufgepasst! Babys verstehen viel mehr als bislang angenommen

Studie: Babys verstehen mehr als gedacht
© Petr Bonka / Shutterstock
Das Verständnis für Wörter kommt erst mit dem Sprechen? Von wegen! Schon Säuglinge können demnach Begriffe zuordnen.

Sie brabbeln, kreischen und quietschen – und verstehen nicht, was wir zu ihnen sagen? Falsch! Selbst Kleinstkinder, die noch nicht sprechen können, haben schon ein Verständnis für bestimmte Wörter und Wortgruppen. Das haben Forscher aus den USA in einer Studie herausgefunden – und damit die bisher weit verbreitete Annahme widerlegt, nach der Babys Sinnzusammenhänge gesprochener Wörter noch nicht entschlüsseln können. 

Babys erkennen: "Auto" und "Kinderwagen" sind ähnlicher als "Auto" und "Saft"

Für ihre Untersuchung verwendeten die Wissenschaftler der Duke University in North Carolina eine Eye-Tracking-Software, also ein Programm, mit dem sich die Augenbewegungen der Babys verfolgen lassen. Zur Beurteilung zeigten sie Säuglingen Bilderpaare von mehr oder weniger ähnlichen Motiven – etwa Hand und Fuß oder Fuß und Milchkarton. Ein Erwachsener, der die Motive nicht sehen konnte, nannte dann jeweils einen der beiden Begriffe beim Namen. Das Eye-Tracking-Gerät verfolgte, wohin der Blick des Babys wanderte.

Ergebnis: Schon Kinder im Alter zwischen sechs und neun Monaten erkennen, dass einige Wörter ähnlicher sind als andere. So ruhte der Blick der Babys länger auf den jeweils benannten Motiven bzw. den dazu ähnlichen Bildern als auf den andersartigen. Selbst wenige Monate alte Kinder ahnten demnach, dass "Auto" und "Kinderwagen" sich ähnlicher sind als "Auto" und "Saft", so die Studie.

"Sprache entwickelt sich unter der Oberfläche"

"Sie kennen vielleicht nicht die vollwertige Erwachsenenbedeutung eines Wortes, aber sie scheinen zu erkennen, dass die Bedeutung dieser Wörter etwas ähnlicher ist als diese Wörter", kommentiert Elika Bergelson, Assistenzprofessorin für Psychologie und Neurowissenschaften an der Duke University, die Ergebnisse. In einer Anschluss-Phase an die Labortests begleiteten sie und ihr Team Kinder und Eltern nach Hause. Dort zeichneten sie auf, worüber sich Erwachsene unterhielten, und glichen die Inhalte später mit dem Verständnis der Kinder ab.

Auch hier zeigte sich: Die Babys verstanden, worüber die Eltern sprachen – zumindest dann, wenn sie Objekte und Wörter in Zusammenhang bringen konnten. Ein hochgehaltener und als solcher benannter Stift bleibt demnach in Babys Gedächtnis hängen; den Satz "Morgen gehen wir in den Zoo!" kann ein Säugling hingegen noch nicht einordnen.

Es sei zwar zu früh, um konkrete Rückschlüsse zu ziehen, wie genau Säuglinge Wissen und erlernte Sprache organisieren, so die Forscher. Aber: "Obwohl es bei Babys nicht viele offenkundige Signale des Sprachwissens gibt, entwickelt sich die Sprache definitiv wie wild unter der Oberfläche", sagt Prof. Bergelson.

Vielleicht sollten wir diese Ergebnisse also zumindest im Hinterkopf behalten, wenn wir uns künftig zu Hause unterhalten – Obacht, Spross hört mit … 😉

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