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Worte haben Macht So solltest du mit deinem Kind über Mehrgewicht reden

Waage Kind
© Shutterstock/ winnond
Fat-Shaming gibt es nur auf Instagram? Falsch. Auch in Familien kann das Thema Mehrgewicht zu Dauerdruck und lebenslangen Essstörungen führen.

Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder ein entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper haben – und gleichzeitig gesund leben.

Aber wie erreicht man das? In einer Welt, in der an jeder Ecke eine Eisdiele oder ein Fast-Food-Restaurant locken? In einer Welt, die gepflastert ist mit Werbebildern dünner Menschen? In einer Welt, die ständig signalisiert, dass Schönheit eng mit Erfolg und Beliebtheit verknüpft ist?

Viele Eltern fürchten sich davor, dass ihr Kind sich in diesem Spannungsfeld verliert und Essstörungen entwickeln könnte – schließlich sind sie in unserer Gesellschaft auf dem Vormarsch. Von 1.000 Mädchen und Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens durchschnittlich etwa 28 an einer Binge-Eating-Störung, 19 an Bullimie und 14 an Magersucht. Bei Jungen sind es von 1.000 Jungen erkranken 10 an einer Binge-Eating-Störung, 6 an Bulimie und 2 an Magersucht, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Die Angst vor Pfunden wird aufs Kind übertragen

Gleichzeitig können sich die Eltern selbst kaum dem Schlankheitswahn unserer Gesellschaft entziehen:Nicht nur "Germany's Next Topmodel" bedroht das Körperbild von Mädchen – oft sind es die eigenen Eltern. Sie haben vielleicht ein gestörtes Verhältnis zum Essen und übertragen dieses auf das eigene Kind.

"Ich wollte immer vermeiden, dass ich mal dicke Kinder habe", sagte die 65-jährige (sehr schlanke) Mutter einer Kollegin. Zu groß war ihre Angst, dass ihre Kinder diese Pfunde nie wieder loswerden und ihr Leben lang unter dem Mehrgewicht leiden könnten. Entsprechend streng achtete sie auf die Mahlzeiten ihrer Kinder – und kommentierte kritisch jedes kleine Speckröllchen.

Der vielleicht ursprünglich gut gemeinte Körper-Drill ging nach hinten los: Ihre Tochter gibt heute zu, dass sie besonders in der Pubertät darunter litt und ständig mit einem schlechten Gewissen herumlief. Noch heute stellt sie sich nicht entspannt auf die Waage. 

Fat-Shaming in den eigenen vier Wänden

Auch wenn es nicht alle so offen aussprechen wie die genannte Mutter – in sehr vielen Familien beäugen Eltern kritisch die Körper ihrer Kinder und setzen sie damit unter Druck. 

"Fat-shaming ist in den Sozialen Netzwerken ein großes Thema, aber mir passierte es in den eigenen vier Wänden, zuhause in meiner Familie. Und es hat meine ganze Kindheit infiziert", schreibt auch Donna Freydkin in ihrem Text auf Refinery29.

Die Folge solchen Drucks kann sein, dass die Kinder heimlich ungesunde Sachen essen und einen Hass auf den Körper entwickeln. Ein lebenslanger Frust ist vorprogrammiert.

Gesunde Ernährung beibringen – ohne Druck

Wie schafft man es aber, die Kinder gut durch die Phase der körperlichen Unsicherheit zu leiten und ihnen gleichzeitig beizubringen, gesund und maßvoll zu essen?

Diese Tipps von Ernährungs- und Erziehungsexpert:innen können euch dabei helfen:

  1. Akzeptiert euch selbst! Wie soll man den eigenen Körper akzeptieren und lieben lernen, wenn die eigene Mutter oder der eigene Vater ständig an ihrem Körper herumkrittelt? Wenn sie sich nicht traut, im Bikini baden zu gehen, weil sie angeblich zu dick sei? Wenn sie selbst unglücklich am Esstisch sitzt, weil sie sich mal wieder jeden Genuss verboten hat? Wir sind die wichtigsten Vorbilder unserer Kinder, also müssen wir bei uns anfangen und vorleben, wie man entspannt mit dem eigenen Körper umgeht.
  2. Achtet auf eure Sprache! Zum Vorleben gehört auch, dass man keine typischen Fat-shaming-Vokabeln verwendet. Sprecht nicht von eurer Wampe, nennt euer Kind nicht "Moppelchen". Und vor allem redet auch nicht über Dritte und ihre Körper abwertend. Wenn ihr euch gegenüber euren Kindern über eine mehrgewichtige Frau auf der Straße lustig macht, bringt ihr eure Kinder erst auf die Idee, dass mehr Gewicht auch weniger Akzeptanz bedeuten könnte.
  3. Macht die Gesundheit zum Thema, nicht das Äußere. Warum essen wir? Weil es Spaß macht – aber auch damit unser Körper rund läuft und damit es uns gutgeht. Das sollte im Fokus stehen, wenn ihr Kinder über Ernährung aufklärt. Zu viel Zucker ist nicht deshalb schlecht, weil er einen dicken Po macht – sondern weil er uns krank macht. Ihr geht morgens joggen, weil es euch gut tut – nicht, um endlich wieder in den Minirock zu passen.

Diese drei Tipps zeigen, dass es oft nur Nuancen sind, die den Unterschied machen, aber dieser Unterschied kann sehr langfristige Folgen für die Kinder haben. Die gute Nachricht ist, dass ihr es selbst in der Hand habt – und dass es eurem Selbstwertgefühl am Ende guttun wird.

miro Brigitte

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