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Verzogene Kinder: Was Eltern anders machen müssen

Kind hält Geschenk hoch und schaut selbstbewußt
© MarcinK3333 / Shutterstock
Wie können wir unseren Kindern beibringen, Dinge mehr zu schätzen. Hier sind ein paar einfache Strategien, die wirklich was bringen.

Zwischendurch fragt man sich als Eltern schon immer mal wieder, ob man die Kinder zu sehr verwöhnt hat. Vor allem, wenn sie nicht "Danke" sagen, Geschenke und Überraschungen fast schon für selbstverständlich nehmen und immer mehr fordern. Ja, das kommt ab und an mal vor. Und natürlich wird kein Kind so geboren. Also können wir durchaus dafür sorgen, dass sich das ändert.

Belohnen oder Bestechen

Es gibt Eltern, die iPads oder ein Handy für tolle Noten versprechen und jeder von uns hat schon Süßigkeiten für Bravsein im Supermarkt in Aussicht gestellt. Bestechen und richtiges Belohnen liegen manchmal ganz nah beieinander. Dabei ist es gar kein Widerspruch sein Kind zu verwöhnen und ihm dennoch Dankbarkeit und Demut mit auf den Weg zu geben.

Der feine Unterschied

Wenn wir Kinder mit Süßigkeiten und Co. bestechen, dann tun wir das im Vorhinein, um ihr Verhalten zu beeinflussen. Eine Belohnung dagegen gibt es hinterher, und am besten ohne vorherige Ankündigung, für die Anerkennung des guten Verhaltens. Experten raten aber: Erst die Kinder den Wert des richtigen Verhaltens oder erreichten Ziel selbst schätzen und fühlen zu lassen, bevor es mit einem Geschenk übertüncht wird.

Erzieherischer Kontrollverlust

Wenn wir Sätze mit "wenn du das machst, kannst du das haben" zu oft benutzen, haben wir die Kontrolle über unsere Erziehung und Vorbildfunktion abgegeben. Das Kind sagt, wo es langgeht und wir Eltern zahlen im wahrsten Sinne des Wortes den Preis dafür, indem wir Süßigkeiten und Spielzeug für angemessenes Verhalten versprechen. Das Kind wird es dann nur deswegen tun. Und nicht aus Einsicht oder einem Lernprozess und Verständnis dafür, dass Einkaufen zum Leben gehört und auch kleine Menschen sich manchmal in Geduld üben müssen. Ohne Ablenkungen, wie den Videofilm auf dem Tablet beim Frühstück, dem Zähneputzen oder der Autofahrt (kurze Strecken, meinen wir). So können Kinder nicht lernen ihre wahren Bedürfnisse zu erkennen und kontrollieren, tun Dinge nicht für die Sache an sich, sondern für falsche "Belohnung" und wollen immer mehr.

Manipulation statt Eigenständigkeit

Kinder lernen so, wie man andere manipuliert und haben Probleme mit Regeln, weil sie selbst fremdbestimmt sind. Und das zerstört, laut Alfie Kohn (Autor und Erziehungsexperte), die eigene, in uns liegende, Motivation für eine Sache oder das Verhalten: "Motivieren Belohnungen? Ja, sie motivieren mehr Belohnungen zu bekommen!"

Einfluss durch Vorbild sein statt Kontrolle

Wer sich jetzt fragt, ob unsere Beziehung im großen Ganzen nicht aus Einflussnahme besteht, der hat gar nicht so Unrecht. Allerdings gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen Einfluss nehmen und Kontrollieren.

Kinder ohne Bestechung und materielle Zuwendungen erziehen

Diese Tipps helfen Eltern aus der Bestechungs- und Bestrafungs-Spirale und Kindern, Dinge wert zu schätzen und auf eigene Motivation richtig zu handeln.

  • Bitte Leistung nicht belohnen. Ein gutes Ergebnis ist Belohnung genug! Kinder müssen lernen, ihre eigene Freude über die Sache an sich zu spüren. Bei sich selbst zu sein. Und nicht abgelenkt durch die Belohnung.
  • Wenn wir unsere Kinder wertschätzen, dann lernen sie auch dankbar und wertschätzend zu sein.
  • Denkt euch nicht-materielle Wertschätzungen aus: eine Kissenschlacht, ein Picknick, einen tollen Brief an sie.
  • Geschenkte Zeit, nicht Geschenke: Es gibt nichts was sich Kinder mehr wünschen, als Zeit mit den Eltern zu verbringen! Nehmt eure Verabredungen genauso ernst wie ein Meeting für den Job: Im Kalender eintragen und nicht zu spät kommen oder durchs Handy ablenken lassen.
  • Versucht auf die Formulierung "wenn ... dann" zu verzichten!
  • Hat euer Kind etwas Tolles gemacht, weißt es auf die großartigen Folgen hin: "Schön dass Du jetzt doch so schnell fertig warst mit Zähneputzen und Schlafanzug anziehen. Jetzt schaffen wir zwei Geschichten zu lesen." Und erklärt, wie glücklich euch das macht: "Danke, dass du so geduldig und hilfsbereit warst beim Einkaufen. So haben wir heute alles geschafft und wieder genug für uns alle zuhause."

Wenn nun der ein oder andere Trick eingebürgertes Verhalten ablöst, sind wir schon auf einem guten Weg, keine verzogenen, sondern wertschätzende Kinder zu bekommen. Und unsere Erziehung nicht aufzugeben. Denn "Kinder sind keine Tyrannen, und sie werden auch nicht zu Helikopterkindern oder kleinen Prinzessinnen, nur weil wir ihnen Liebe und Verständnis entgegenbringen!" (Zitat: Alfie Kohn, Buch "Der Mythos des verwöhnten Kindes")


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