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Zu jung für Piercings: Gehören Baby-Ohrlöcher verboten?

Zu jung für Piercings: Gehören Baby-Ohrlöcher verboten?
© Jan S./shutterstock
Für viele Eltern selbstverständlich, für andere schlicht Körperverletzung: Immer wieder steht zur Debatte, Ohrloch-Stechen bei Babys strafbar zu machen.

"Niedlich" sagen die einen, "Körperverletzung" die anderen: Immer wieder geraten Eltern bei der Frage aneinander, ab welchem Alter man seinem Kind Ohrlöcher erlauben sollte. Besonders heikel ist das natürlich bei Babys und Kleinkindern, die in dieser Frage noch gar kein Mitspracherecht haben, aber dennoch ein Ohrloch-Piercing bekommen. In vielen Kulturen ist aber genau das eine beliebte Tradition, auf die die Eltern unter keinen Umständen verzichten wollen.

Juristisch und medizinisch ist die Bahn frei

Aus medizinischer Sicht spricht tatsächlich selbst bei einem Baby nichts dagegen. Solange alles unter hygienischen Bedingungen durchgeführt wird und die Eltern darauf achten, dass sich nichts entzündet oder einwächst, nimmt auch ein Säugling am Ohrloch nicht mehr Schaden als ein Erwachsener. Nur die gängigen Impfungen sollte das Baby möglichst schon haben, allen voran die Tetanus-Impfung.

Eine andere Frage ist natürlich, ob man einem so kleinen Kind unbedingt die Schmerzen zumuten sollte, die ein durchstochenes Ohrloch mit sich bringt. In diesem Punkt sind auch viele Kinderärzte kritisch - Wolfram Harmann, Präsident des Berufsverbanddes der Kinder und Jugendärzte spricht in diesem Fall sogar von "Körperverletzung."

Aus diesem Grund verweigern auch viele Juweliere, bei Kindern unter sechs Jahren ein Ohren-Piercing vorzunehmen. Ein Piercing ist immer ein Eingriff in die körperliche Integrität des Kindes - und wenn es zu jung ist, um an der Entscheidung beteiligt zu sein, ist das problematisch.

Eine gesetzliche Vorschrift gibt es in Deutschland nicht. Es ist den Eltern überlassen zu entscheiden, ab welchem Alter sie die Ohrlöcher durchstechen lassen wollen - selbst bei Säuglingen.

Muss ein Verbot her?

Genau dieser Punkt sorgt seit Jahren immer wieder für Diskussionen: Viele Eltern wünschen sich, dass es in Deutschland eine gesetzliche Altersgrenze geben soll, die Babys und Kleinkinder vor den durchgestochenen Ohren bewahrt. Doch außer einer handvoll halbherziger Statements einiger Abgeordneter hat sich in diesem Punkt seit Jahren nichts getan. Und auch gelegentliche Vorstöße von Online-Petitionen blieben erfolglos. Nur einige Berufsverbände haben sich selbst eine Altersbeschränkung für Ohrlöcher auferlegt - rechtlich bindend sind diese aber nicht.

heh

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