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"Gibt es ihn wirklich?" Sollen wir unsere Kinder echt an den Weihnachtsmann glauben lassen?

Weihnachtsmann und Kind am Fenster
© Gpointstudio / Barbara
Lügen ist schlecht, das erzählen wir unseren Kindern immer wieder. Und trotzdem kommen wir jedes Jahr wieder mit der Mär vom Weihnachtsmann um die Ecke. Dürfen wird das? Aber sicher, findet unsere Autorin. Lügt, bis die Balken brechen!
von Theresa König

Mein Sohn ist fünf. Für ihn ist es ganz klar, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt. Hallo? Wer denn sonst? Er hat ihn in diesem Jahr schon dreimal getroffen, diesen netten, dicken Typen mit Rauschebart. Einmal vor der Konditorei, da hat er ein Päckchen mit Keksen und einer Kerze bekommen. Einmal vorm Schuhgeschäft, da gab es Stifte, Radiergummi und ein Spielzeugmotorrad. Und gestern, da stand er wieder vor uns, fragte „Naaaaa, warst du auch schön brav?“ „Joah“, antwortete mein Sohn, und zack, hatte er schon wieder ein Tütchen mit Schokokugeln und einer Gummischlange in der Hand.

Das Superhelden-Team

„Weihnachtsmänner sind echt cool“, findet mein Sohn. Weil er sie ständig irgendwo trifft uns es gaaaanz viele Kinder auf der Welt gibt, ist er sich sicher, es muss ganz viele von diesen coolen Typen geben. Die wohnen am Nordpol und sind die Nachbarn von Lars dem Eisbären. Wenn sie mal Hilfe brauchen, rufen Sie mit ihrem Handy kurz mal Jay, Cole und Lloyd von den Ninjagos an (Jungseltern wissen, wovon ich spreche), die können nämlich fast alles richten. Und wenn es mal ganz hoch her geht, dann kommen Michel, Pippi, Yakari und Bob der Baumeister auch noch längs. Zusammen sind die ein Team der Superhelden.

Magische Logik nennen das Entwicklungspsychologen. Sie beginnt, wenn die Kleinen etwa drei Jahre alt sind. Wenn sie Realität und Fiktion noch nicht genau unterschieden können. Also ist alles real. Dass die Sonne abends schlafen geht, der Sandmann die Träume bringt – und der Weihnachtsmann die Geschenke. Es sei denn, seine Kollegin, das Christkind, hat die bunten Päckchen schon mal schnell vorbeigebracht.

Lügen bis die Balken brechen

Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn wir unseren Kindern die Mär vom Weihnachtsmann erzählen. Sie passt in ihre Welt. Und ist doch viel spannender als die Realität. Bei Amazon mit einem vollen Korb zur Kasse gehen, ist doch total langweilig. Weihnachtswichtel, die für den Weihnachtsmann monatelang die Geschenke gebastelt haben, klingt dafür zehnmal besser! Da können wir uns die schönsten Details ausdenken. Etwa, dass der Weihnachtsmann in diesem Jahr sein Geschenkpapier auch bei IKEA gekauft hat, weil die Wichtel alle so ne Schniefnase hatten, dass die Papierbahnen nassgetropft waren... Glaubt jedes Kind.

Die ersten Zweifel kommen eh irgendwann. Meistens in der Altersgruppe der Fünf- bis Siebenjährigen. Dann fangen die Kinder an zu hinterfragen, wie der Weihnachtsmann mit seiner dicken Plauze durch den engen Schornstein gepasst haben soll. Oder wie die Rentiere ohne Flügel durch den Himmel fliegen können. Muss man dann die Wahrheit erzählen? Riskieren wir sonst nicht, dass die arme Kinderseele für immer Schaden nimmt?

Nur die Eltern sind traurig

Nein. Am besten, man lässt die Kinder selbst dahinter kommen. In der amerikanischen Studie „Reaktionen der Kinder auf die Aufdeckung des Santa-Clause-Mythos“ zeigte sich nämlich, dass die Kleinen meistens positiv reagieren, wenn sie feststellen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Für sie ist es ein Erkenntnisgewinn. Sie zählen dann zu den Großen, die das Geheimnis gelüftet haben. Zu einer Art Geheimclub. Nur die Eltern sind meistens traurig. Weil es nämlich zeigt, dass der magische Abschnitt der Kindheit jetzt vorüber ist.

Also, ihr Eltern, lügt solange ihr noch könnt. Bald ist es eh vorbei!

Barbara

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