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Sexistische Kinderbücher: Jungs sind Schurken, Mädchen werden gerettet

Sexistische Kinderbücher: Jungs sind Schurken, Mädchen werden gerettet
© Rawpixel.com / Shutterstock
Traurige Wahrheit: Heldinnen und Schurkinnen sind eher die Ausnahme als die Regel – sowohl in Kinderbüchern als auch in der Realität …

Simba, Nemo, Mogli, E.T. – was fällt auf? Richtig, alle vier sind Jungs. Gut, bei E.T. kann man sich nicht so sicher sein, aber laut Titel ist E.T. DER Außerirdische – auch wenn er echt niedlich aussieht im Kleidchen …

Fiktive Helden sind meistens männlich, in Erwachsenen- ebenso wie in Kindergeschichten. Und wenn doch mal eine Mulan die Hauptrolle spielt, ist genau das das Besondere an ihr: Dass sie eine Frau ist.

Weibliche Schurken werden diskriminiert

Diese gefühlte Wahrheit bestätigt jetzt eine neue Studie des "Observer". Demnach hat sich in Kinderbüchern auch im Jahr 2017 nichts an der klassischen Rollenverteilung geändert. So seien die Hauptcharaktere in den meistverkauften Bilderbüchern doppelt so oft männlich wie weiblich. Bei Schurken ist die Wahrscheinlichkeit sogar achtmal so groß, dass es sich um einen Er handelt. Cruella De Vil würde jetzt vor Wut wohl am liebsten ein paar Dalmatiner erdrosseln …

Auch Neuerscheinungen setzen laut "Observer" offenbar mehrheitlich auf das Prinzip der männlichen Hauptrollen, das sich beispielsweise in Geschichten wie "Der Grüffelo" und "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?" bewährt hat – zumindest halten sich diese Titel seit Jahren auf den vorderen Plätzen der Bestseller-Liste.

So erziehen wir Kindern an, männliche Dominanz als etwas Normales wahrzunehmen.

"Die Ergebnisse überraschen mich nicht", sagte die Kinderbuchautorin Lauren Child gegenüber "The Guardian", "wir sehen es ja auch in Film und Fernsehen. Aber es sendet eben eine Botschaft, wie die Gesellschaft dich sieht. Wenn Jungs die Hauptrollen in Büchern bekommen – sowohl die guten als auch die bösen – und Mädchen nur die Sidekicks sind, vermittelt das: So ist die Welt und so sollte sie sein. Dann ist es schwer, sich gleichberechtigt zu fühlen."

Jess Day von der Bewegung "Let Toys Be Toys" ergänzt: "So erziehen wir Kindern an, männliche Dominanz als etwas Normales wahrzunehmen. [...] Wenn wir nur so wenig weibliche Charaktere haben, gibt es auch kaum eine Möglichkeit, Frauen irgendwie vielschichtig darzustellen. Ich glaube, dass weibliche Schurken so gut wie gar nicht auftauchen, spiegelt das kulturelle Unwohlsein mit Frauen wider, die sich nicht gut benehmen, die nicht brav sind."

Mehr Biene Maja, bitte!

Dabei wissen wir ja aus zahlreichen Märchen, dass Frauen spätestens dann zu bösen Intrigantinnen werden, wenn sie die fürsorgliche Stiefmutter geben sollen. Und einige Bad-Ass-Prinzessinnen, die einfach von fremden Tellerchen essen und in fremden Bettchen schlafen, tummeln sich immerhin auch in unseren Märchenbüchern.

Alles also halb so wild? Naja. Es ist sowieso schon ärgerlich, dass Kindern an fast jeder Ecke unserer Welt die gängigen Geschlechter-Klischees vorgelebt werden. Noch ärgerlicher ist, dass diese Klischees auch ihre Fantasie und Vorstellungswelt beherrschen. Aber dann müssen eben die Heidis, Biene Majas und Cruella de Vils noch ein bisschen lauter werden – in der Fiktion und in der Realität.

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