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Keiner kriegt weniger Kinder als die Deutschen

Keiner kriegt weniger Kinder als die Deutschen
© JFCreatives/Corbis
Eine Studie zeigt: Deutschland hat die niedrigste Geburtenrate der Welt. Warum wir plötzlich letzter sind und wie die anderen Länder abschneiden.

Dass die Deutschen nicht gerade Weltmeister im Kinderkriegen sind, wissen wir ja schon lange. Seit Jahrzehnten liegen wir bei den Geburtenraten im weltweiten Vergleich auf den hinteren Rängen. Eine neue Studie zeigt jetzt aber, dass es sogar noch viel dramatischer ist:

Deutschland hat demnach die niedrigste Geburtenrate der Welt.

Woher kommt die Studie?

Erhoben hat die Zahlen das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). Verglichen wurden die Geburten in 209 Ländern im Zeitraum von 2009 bis 2013.

Warum sind wir jetzt plötzlich letzter?

Das liegt daran, dass die Wissenschaftler hier nicht die Zahl der Kinder pro Frau betrachtet haben (die liegt aktuell bei 1,4 Kindern pro Frau), sondern die Zahl der Geburten pro 1.000 Einwohner. Man vergleicht also nicht nur die Frauen, sondern setzt die Babys ins Verhältnis zur Einwohnerzahl. Und hier schlägt sich bei Deutschland negativ nieder, dass es immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter gibt, dafür aber immer mehr ältere Menschen.

So ergibt sich für Deutschland eine sogenannte "Bruttogeburtenziffer" von 8,25 Geburten je 1.000 Einwohner. Kein anderes Land der Welt hat eine so niedrige Zahl an Geburten.

Wie schneiden andere Länder ab?

Fast genauso kinderarm wie die Deutschen sind die Japaner mit 8,4 Geburten je 1.000 Einwohner. Unter den EU-Ländern sieht es nur bei Portugal (9,0) und Italien (9,3) ähnlich düster aus. Frankreich und Großbritannien kommen auf durchschnittlich 12,7 Geburten je 1.000 Einwohner.

Die höchsten Geburtenraten haben die afrikanischen Länder: Auf Platz 1 liegt der Niger mit 50 Geburten je 1.000 Einwohner, darauf folgen Mali mit 47,5 und dem Tschad mit 46,9.

Was bedeutet das für Deutschland?

Das HWWI sieht vor allem Nachteile für die Attraktivität und Leistungsfähigkeit Deutschlands als Wirtschaftsstandort. Denn: Bis 2030 wird die Gruppe der Erwerbsfähigen von 20 bis 65 Jahren stark schrumpfen - nämlich von aktuell 61 auf 54 Prozent. Ein Trend, der übrigens trotz des Zustroms an jungen Immigranten anhält.

Über die Gründe für die Kinderarmut sagt die Studie übrigens nichts. Aber Fakt ist: Trotz aller Bemühungen (Krippenausbau, Elternzeit, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen) sind nicht mehr Kinder auf die Welt gekommen.

Dabei ist die Sehnsucht nach Kindern durchaus da - und steigt bei den jüngeren Deutschen sogar an. Laut einer Forsa-Umfrage von 2014 gaben 88 Prozent der 18- bis 35-Jährigen an, ein Kind haben zu wollen. Bei einer gleichen Studie aus dem Jahr 2005 waren es 70 Prozent.

Bleibt abzuwarten, ob sie ihren Wunsch auch Wirklichkeit werden lassen.

miro

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