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Neue Studie enthüllt Mütter sind auch nur Menschen

Neue Studie enthüllt: Mütter sind auch nur Menschen
© Getty Images
Das mag jetzt für viele ein Schock sein, aber unsere Autorin ist sich mittlerweile sicher: Mütter sind auch nur Menschen. Und Menschen machen manchmal blöde, fiese, gemeine und komische Dinge. Eine Hymne auf Mütter, die sich auch jenseits der moralischen Grauzone auskennen.
von Marie Stadler

Letzte Weihnachten habe ich wieder so einen völlig bekloppten Kaffeebecher bekommen. "Mütter sind Engel, nur ohne Flügel" steht darauf. Mit dabei eine herzerwärmende Karte einer Bekannten, dass sie es so bewundernswert finde, wie ich das so toll hinkriege mit drei Kindern, dem Haushalt und dem Job. Ich hätte mich gerne über die Karte und den Becher gefreut – man will ja auch nicht undankbar sein – aber leider trifft beides einfach nicht zu. Ich bin eine Mutter, ja. Aber die Sache mit dem Engel und das Attribut "bewundernswert" haben leider so rein gar nichts mit der Realität zu tun. Ich bin einfach die beste Mutter, die ich sein kann. Eine ehrliche, authentische, bemühte Mutter. Engelsgleich ist das Resultat meiner Bemühungen aber ganz sicher NICHT. Allerhöchstens erinnere ich mitunter ein bisschen an diesen abtrünnigen, Luzifer. Der Troublemaker unter den Geflügelten. Trouble machen kann ich nämlich fast so gut wie meine Brut, wenn ich in der richtigen Stimmung oder in Zeitnot bin. Irgendwoher müssen sie das Gen ja haben.

Connis Mutter ist ein Fabelwesen

Seien wir mal ehrlich, der Vergleich mit Engeln hinkt vermutlich bei den meisten Müttern. Was man uns aber tatsächlich gut nachsagen kann: Wir sind sehr leichtgläubig. Zumindest am Anfang. Bereitwillig glauben wir zu Beginn unserer glanzvollen Super-Mom-Karriere tatsächlich an die Existenz dieser immer-geduldigen Mütter, die man in Kinderbüchern á la Conni mit der Schleife im Haar oder Bobo Siebenschläfer findet. Ehrlich jetzt, die verlieren nie die Nerven. Nie. Bobo macht zwanzig Mal den Staubsauger aus. Mama lacht. Conni will noch ein fünfzigstes Mal klugscheißen. Mama freut sich. In der Werbung schrubbt Muddi lächelnd mit dem brandneuen Polsterreiniger die Schokoflecken vom Sofa, während der süße Kleine gerade mit seinen Patschehänden die Tischdecke ruiniert. Zack, und schon denken wir, dass wir auf ganzer Linie versagen. Rabenmütter, wir, die wir auch Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit und Hysterie kennen. Aber nach elf Jahren Mutterschaft hab ich es nun endlich verstanden: All diese Super-Mütter in Büchern, Filmen und der Werbung hat sich irgendwer einfach ausgedacht. Sie sind genauso echt wie Mickey Mouse, Rapunzel und die Pobacken von Kim Kardashian. Und trotzdem sorgen sie dafür, dass sich Mütter auf der ganzen Welt dafür schämen, "echt" zu sein. Ein bisschen furchtbar manchmal, mit seelischen Abgründen und moralischen Defiziten. Einfach echte Menschen halt.

Ja, verdammt, ich bin manchmal sowas von schlecht

Viel mehr als über die Kaffeetasse habe ich mich letztens über das Kompliment meines vierjährigen Sohnes gefreut. "Mama, manchmal hasse ich dich. Aber dann lieb ich dich wieder." DAS ist doch mal glaubwürdig. Völlig zu recht findet der Kleine mich manchmal total scheiße. Bin ich ja auch. Und trotzdem liebt er mich danach wieder. Er verzeiht mir regelmäßig, dass ich ihn morgens viel zu sehr hetze, weil ich schlecht geplant habe. Er kommt immer wieder darüber hinweg, dass ich keinen Bock habe, mit ihm Playmobil zu spielen. Es scheint unsere Beziehung auch nicht zu zerstören, dass ich manchmal lauter werde als die Dezibel-Verordnung für Kinder-Kopfhörer das gut heißen würde, und das manchmal auch wegen dämlicher Nichtigkeiten. Eines Tages wird er hoffentlich sogar vergessen haben, dass ich einmal den Inhalt seines Kinderüberraschungs-Eis einfach in den Müll geschmissen habe, obwohl ich versprochen hatte, darauf aufzupassen. 

Vielleicht ist "schlecht" manchmal "genau richtig"

Das Gute ist ja, dass Liebe eine Menge abkann – zwischen Eltern und Kindern sowieso. Ich bin mir sicher, wenn Mütter perfekt sein müssten, um coole Menschen zu erziehen, dann gäbe es gar keine coolen Menschen. Im Grunde kann nämlich fast jeder eine Geschichte erzählen, in dem seiner Mutter die Engelsflügel aber sowas von um die Ohren geflogen sind. BÄM! Eine hat die liebevoll gebastelten Postkarten ihrer Tochter an den Tigerentenclub nie abgeschickt. Kein Wunder, dass die nie was gewonnen hat. Die nächste ist kein einziges Mal zu einem Fußballspiel ihres Sohnes aufgekreuzt. Wieder eine andere hat ihren Sprössling in dem Glauben gelassen, ihr Vater sei nachts der echte Superman, was ihr eine Menge Spott in der Schule eingebracht hat. Keine mütterliche Glanzleistung, nein. Nicht im Ansatz engelsgleich. Aber zutiefst menschlich. Es gibt einfach Gründe, warum der Film "Bad Moms" so gut läuft. Wir brauchen alle zwischendurch ein bisschen Gegengift für die Conni-Mütter. Damit wir wieder daran erinnert werden, dass Mütter auch nur Menschen sind. Jetzt müssen wir das nur noch dem Rest der Menschheit beibringen. Sehr gerne darf man uns dann auch kurz mal ein bisschen hassen, das können wir nämlich wirklich gut verstehen.

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