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So leiden Kinder, wenn ihre Väter sehr viel arbeiten

So leiden Kinder, wenn ihre Väter sehr viel arbeiten
© Klaus Tiedge/Getty Images
Väter, die ihre Kinder wegen des Jobs nur am Wochenende sehen, gibt's auch heute noch viele. Eine neue Studien zeigt, wie sehr die Kinder darunter leiden.

Mama kümmert sich um die Kinder. Papa arbeitet. Wenn es sein muss, auch sehr viel. Diese traditionelle Rollenaufteilung ist auch heute noch weit verbreitet. Die Mehrheit der Mütter arbeitet - wenn überhaupt - in Teilzeit, während Väter in der Regel immer noch in Vollzeit schuften.

Dass das für die Kinder (und die Eltern) nicht schön ist, liegt nahe. Aber kann es den Kindern auch schaden? Bislang ist die Haltung verbreitet, dass es den Kindern schon gut geht mit diesem Modell - Mama ist ja da.

Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung kommt nun zu einem anderen Schluss. Die Soziologen Jianhong Li und Matthias Pollmann schauten sich dafür eine Bevölkerungsgruppe an, die besonders unter Stress und Zeitmangel leidet: Väter, die zur Arbeit pendeln, ihre Kinder also aufgrund langer Fahrzeiten noch seltener sehen.

Kinder von Pendlern haben mehr emotionale Probleme

Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Demnach haben Kinder, deren Väter täglich zur Arbeit pendeln (mit einer Entfernung von mehr als 40 Kilometern), öfter Probleme mit anderen gleichaltrigen Kindern. Sie sind auch häufiger hyperaktiv und leiden unter emotionalen Problemen.

Offenbar stiegt die Häufigkeit der Probleme mit zunehmender Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Bei Hin- und Rückwegen von je mehr als 60 Kilometern sei der Effekt am höchsten.

Auch wenn der Vater im Wochenrhythmus pendelt, also nur am Wochenende nach Hause kommt, hat das negative Auswirkungen auf die Kinder. Sie seien laut Studie häufiger traurig und hätten mehr Ängste als andere Kinder.

Stress wirkt sich auf die Beziehung aus

Und wie kommt es zu diesen negativen Folgen?

Als einen Grund nennen die Soziologen Zeitmangel. Wer zusätzlich zum Job lange Wege zurücklegen muss, kann noch weniger Zeit mit seinen Kindern verbringen. Es fehlt den Kindern also an väterlichem Einfluss, der erwiesenermaßen wichtig ist für eine gute soziale, emotionale und geistige Entwicklung.

Als weiteren Grund nennen die Soziologen den Stress, dem die Väter ausgesetzt sind. Wenn sie nach langem Arbeitstag und langer Fahrt nach Hause kommen, sind sie oft zu müde und ungeduldig, um sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen und zu spielen. Die Qualität der Beziehung leidet.

Auch an der Erziehung kann es hapern: Gestresste Eltern neigen laut Studien dazu, entweder sehr autoritär zu erziehen oder dem Kind sehr viel durchgehen zu lassen. Beide Extreme können laut den Soziologen dazu führen, dass es den Kindern sozial und emotional nicht so gut geht.

Dazu kommt: Wenn Papa so selten da ist, bleibt zuhause mehr an der Mama hängen. Die ist womöglich also auch noch gestresst.

Welche Auswirkungen es auf Kinder hat, wenn die Mutter sehr viel arbeitet, wurde von den Soziologen nicht erforscht. Offenbar sind diese Fälle noch zu selten. Aber wir vermuten mal, dass die Ergebnisse ähnlich ausfallen würden.

Die ganze Studie (auf Englisch) findet ihr hier.

miro

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