Anzeige

Mama Teilzeit, Papa Vollzeit: Warum sind deutsche Eltern so konservativ?

Mama Teilzeit, Papa Vollzeit: Warum sind deutsche Eltern so konservativ?
© Inti St. Clair/Corbis
Eine neue Allensbach-Studie zeigt: Das Gros der Mütter arbeitet in Teilzeit, die Väter in Vollzeit. Warum ist das immer noch so?

Die Frauen stecken zurück - oft bis ins Rentenalter

Es sind immer noch die Mütter, die für die Betreuung der Kids zuständig sind. Beruflich stecken die meisten von ihnen zurück - oft bis ins Rentenalter. Denn die meisten Paare wählen nach der Geburt des ersten Kindes das Modell "Vater Vollzeit, Mutter Teilzeit" (55 Prozent), knapp jede fünfte Frau hängt ihren Job komplett an den Nagel. Das hat eine Allensbach-Umfrage ermittelt.

Im Osten sind Vollzeitmütter normal

Die Zahlen und genannten Gründe sind entlarvend. So nehmen frischgebackene Mütter in Ostdeutschland im Schnitt 15 Monate Elternzeit, im Westen sind es 20. Danach arbeiten im Osten beide Elternteile mehr als doppelt so häufig in Vollzeit als im Westen. Das ist nichts Neues, in der DDR war es schließlich normal, dass Mütter ganztags arbeiteten. Aber es zeigt: Normen und Gepflogenheiten haben offenbar einen großen Einfluss auf die Entscheidung, ob oder wer nach der Familiengründung den Job reduziert.

Der Wunsch der Mutter, beim Kind zu bleiben, ist der Studie zufolge einer der Gründe, warum sie oft nur noch Teilzeit arbeitet. Die Väter haben Angst vor Einkommensverlusten und beruflichen Nachteilen, wenn sie ihren Job reduzieren. Ein weiterer Faktor ist, dass die Männer oft mehr verdienen als die Frauen - 60 Prozent der Eltern nannten diesen Aspekt.

Das Kind gehört zur Mutter - oder?

Dass der Vater Vollzeit arbeitet, wird oft gar nicht hinterfragt

Was aufhorchen lässt: Die meisten befragten Paare gaben an, dass es bei ihren Gesprächen in Sachen Familiengründung vor allem darum ging, wie viele Stunden die Mutter nach der Elternzeit arbeiten werde. Dass der Vater weiterhin Vollzeit arbeitet, wurde gar nicht erst hinterfragt.

Bemerkenswert sind auch die Aussagen zur Eignung der Männer als Väter: 11 Prozent der Männer sagten, dass sie sich die Betreuung des Nachwuchses allein nicht zutrauen würden; und 11 Prozent der Frauen "finden es nicht gut", wenn ihr Partner das Kind mehrheitlich allein betreut. Mehr als jeder zehnte hat also das Gefühl, das Kind sei beim Vater nicht ganz so gut aufgehoben wie bei der Mutter.

Warum wir endlich umdenken müssen

Wir müssen endlich umdenken - und mit dem Klischee brechen, dass Frauen die besseren Eltern sind. Und wir müssen aufhören, Vollzeit arbeitende Mütter als schlechte Mütter anzusehen. Sonst werden noch mehr Generationen von Frauen mit finanzieller Abhängigkeit und einer niederschmetternden Altersarmut zu kämpfen haben. Die Studie zeigt einmal mehr: Bis zu einer wirklich modernen Gesellschaft haben wir noch einen langen Weg zu gehen.

Das "Institut für Demoskopie Allensbach" hat für die Studie Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf mehr als 3000 Mütter und Väter mit Kindern unter sechs Jahren befragt. Die Untersuchung wurde vom "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" in Auftrag gegeben und von Manuela Schwesig in Berlin vorgestellt.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel