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Kinderwunsch, aber ohne Partner? Ab nach Dänemark!

Frau mit Teddy auf Steg
© Chamille White / Shutterstock
In Dänemark brauchen Frauen keinen Partner, um schwanger zu werden - Kinderwunsch-Kliniken übernehmen das für sie. Ein boomendes Geschäft, das auch für viele deutsche Frauen die letzte Hoffnung auf ein Kind ist.

Eva ist 36, als sie vor der Frage steht: Will ich ein Kind - ja oder nein? Eva, die eigentlich anders heißt, lebt in Scheidung, einen neuen Partner hat sie nicht. Trotzdem wünscht sie sich ein Kind. Doch als alleinstehende Frau ist es für sie fast unmöglich, sich diesen Wunsch zu erfüllen.

"Mein Noch-Ehemann und ich haben nie versucht, ein Kind zu bekommen", erzählt Eva. "Wir hatten andere Probleme während der Ehe. Fakt ist aber, dass ich damals und auch jetzt noch einen Kinderwunsch habe."

Singles mit Kinderwunsch haben es in Deutschland schwer

In Deutschland kann Eva sich ihren Wunsch nur schwer erfüllen, zumindest mit Hilfe der Medizin. Nur wenige Samenbanken in Deutschland nehmen überhaupt alleinstehende Frauen als Kundinnen an. Dazu kommt: Durch eine Richtlinie der Bundesärztekammer sind Gynäkologen dazu angehalten, Frauen ohne feste Partnerschaft nicht zu behandeln, selbst wenn sie an einen Spendersamen gekommen sind.

Die Gründe dafür liegen unter anderem im deutschen Auskunfts- und im Unterhaltsrecht. Demnach haben erwachsene Kinder, die durch eine Samenspende gezeugt wurden, das Recht zu erfahren, wer der Spender war. Und wenn dieser ermittelt wird, ist er grundsätzlich dazu verpflichtet, Unterhalt zu zahlen - erst recht, wenn kein anderer Mann die Vaterschaft anerkannt hat. Auch der Arzt wiederum kann theoretisch auf Schadensersatz verklagt werden, wenn er die Information über den Spender nicht weitergibt. Ein rechtlich heikles Terrain, weshalb die meisten Ärzte und Samenbanken es lieber ganz umgehen.

Viele alleinstehende Frauen suchen ihr Mutterglück in Dänemark

Für Eva, die keinen Partner hat, ist daher klar: "Als alleinstehende Frau habe ich keine andere Möglichkeit, als ins Ausland zu gehen und mir dort Hilfe zu suchen. Zu Hause werde ich mit meinen Bedürfnissen ziemlich alleine gelassen."

Wie viele andere Frauen sucht sie deswegen Hilfe in Dänemark. Das liberale Gesetz unserer Nachbarn erlaubt seit 2007 allen Frauen, in eine Kinderwunsch-Klinik zu gehen und dort durch eine Insemination schwanger zu werden.

Dabei werden die Spermien mit einem kleinen Röhrchen beziehungsweise einer Spritze in die Gebärmutterhöhle der Frau gebracht. Der Behandlung geht fast immer eine hormonelle Stimulierung der Eierstöcke voraus, um die Frau aufnahmefähiger zu machen. Eine andere Möglichkeit ist es, die Spermien mit einer kleinen Kappe vor den Muttermund zu platzieren.

Bei beiden angewandten Methoden ist es für die dänischen Kinderwunsch-Kliniken egal, ob die Frauen aus Dänemark kommen und in welcher Beziehungsform sie leben oder ob sie alleinstehend sind.

Die Zahl der Solo-Mütter in Dänemark steigt rasant

Anders als in Deutschland gibt es Dänemark auch die Möglichkeit einer anonymen Samenspende. So ist es sowohl für das Kind als auch für den biologischen Vater unmöglich, die Identität des jeweils anderen herauszufinden. Das erhöht die Bereitschaft der Männer für eine Samenspende um ein Vielfaches, was sich auch in den Statistiken zeigt. Jedes zehnte Kind, das in Dänemark durch künstliche Befruchtung entsteht, wird von alleinstehenden Frauen geboren.

Ein Trend, der noch zunehmen könnte: "Ungefähr 50 Prozent unserer Kundinnen sind heute schon Singles", sagt Ole Schou, Direktor von Cryos International, der weltgrößten Samenbank in Aarhus, gegenüber dem britischen Guardian. Es gäbe einen regelrechten Ansturm von gut ausgebildeten, älteren Frauen. "85 Prozent sind zwischen 31 und 45 Jahre alt und die Hälfte hat mindestens einen Masterabschluss", so Schou.

Die Samenbank rechnet damit, dass bis 2020 rund 70 Prozent der Kundinnen alleinstehend sein werden. Es hat sich sogar schon ein Name für die neue Familienform etabliert: Solomors, zu Deutsch: Solo-Mütter.

Der Weg zum Kind kann teuer werden

Die Behandlung ist für dänische Frauen kostenfrei. Deutsche Frauen hingegen müssen häufig lange sparen, um sich eine Behandlung leisten zu können. Mindestens 550 Euro kostet eine Insemination in einer der führenden Kliniken Dänemarks. Und das auch nur, wenn die Patientin ihr Sperma selbst mitbringt. Teuer wird es, wenn die Frau das Sperma aus einer Samenbank kauft. Wer sich wünscht, dass das Kind zu seinem 18. Geburtstag erfährt, wer der Vater ist, zahlt gut 1200 Euro allein für das Sperma. Kommt der Samen aus einer anonymen Spende, bezahlt die Mutter etwas weniger.

Wenn es mit einer Insemination immer noch nicht zu einer Schwangerschaft kommt, kann die Patientin eine In-Vitro-Fertilisation durchführen lassen. Diese Methode kostet mindestens 5.000 Euro - Spendersamen, Samenanalyse und Ultraschall noch nicht mitgerechnet.

Mein Körper, meine Regeln

Eva kann sich die Behandlung leisten. Sie arbeitet im Innendienst in Vollzeit und hat genug Geld zur Seite gelegt, um nach Dänemark zu fahren - und auch, um das Kind später alleine großzuziehen. "Mein Kind müsste dann in einer Tagesstätte untergebracht werden. Meine Mutter wäre zwar auch noch da, aber leider ist sie körperlich nicht mehr so belastbar", beschreibt Eva die Situation, in die das Kind hineingeboren werden würde. "Meine Mutter ist auch eine der wenigen, die von meinem Vorhaben weiß", sagt sie weiter. "Natürlich ist sie nicht begeistert, aber was soll sie machen? Es ist mein Körper und mein Leben."

Und wie reagiert das Umfeld auf Evas Kinderwunsch? "Manche fragen, warum Frauen wie ich sich nicht einfach einen neuen Mann suchen, und mit dem dann Kinder haben", sagt Eva. Das habe sie versucht, aber es habe nicht geklappt. Außerdem habe sie keine Lust mehr, auf einen Mann zu warten. "Ich will das Ganze selbst in die Hand nehmen", sagt sie.

Die Zeit drängt

Bevor es soweit ist, muss Eva sich noch einigen Untersuchungen unterziehen. Sie hat Zysten an den Eierstöcken, die eine Schwangerschaft erschweren und das Risiko für Fehlversuche erhöhen. Diese müssen erst einmal operativ entfernt werden. Danach muss sie einen HIV-Test machen und sich auf Hepatitis untersuchen lassen. Wenn sie gesund ist, kann es losgehen.

"Ich habe schon zu einigen Kliniken in Dänemark Kontakt aufgenommen", sagt Eva. "Außerdem gibt es Gruppen für Solomors, in denen man sich austauschen und gegenseitig unterstützen kann." Doch zu lange darf Eva nicht warten. Denn obwohl das dänische Gesetz sehr liberal ist, macht es beim Alter der Patientin eine Einschränkung: Älter als 45 Jahre darf sie nicht sein.

Text: Gina Nicolini

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