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Elternwissen to go Kleine Kinder können noch gar nicht lügen

Kind schaut hinter Tür hervor
© Johan Willner / Getty Images
Bis in die 60er war Erziehung von Härte und Strenge geprägt und Kinder wurden vor allem im populärsten Eltern-Ratgeber der Zeit als berechnende, kleine Teufel angesehen, denen man ja nichts durchgehen lassen sollte. Heute weiß man zum Glück, dass das keineswegs der Fall ist, denn kleine Kinder können noch gar nicht bewusst Lügen.

Kinder sind Meister darin, uns an unsere Grenzen zu bringen. Und manchmal fragt man sich als Elternteil schon, ob ein ausgefuchster Plan hinter ihrem Handeln steckt und dieses zauberhafte Kind gerade Böses im Schilde führt, um seinen Willen zu bekommen. Liebe Mit-Eltern, wir können euch beruhigen: Eure Kinder sind weder böse noch notorische Lügner – zumindest nicht, wenn sie noch unter sechs sind. Denn Kinder können etwa bis zu diesem Alter überhaupt nicht bewusst lügen. 

Lügen haben keine kurzen Beine

Das Gehirn von Kindern funktioniert ganz anders, als das von uns Erwachsenen. Wie genau erklärt Pia Kabitzsch auf ihrem Youtube-Kanal psychologeek kurz, knapp und verständlich. Beispielsweise warum Babys weinen, wenn Mama und Papa nur mal eben den Raum verlassen, oder auch, warum Versteckspielen mit Kindern in den ersten Lebensjahren wirklich frustrierend sein kann. Aber auch, warum Kinder erst im Durchschnitt mit sechs Jahren überhaupt in der Lage sind, zu lügen.

Um lügen zu können, muss man in der Lage sein, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Bis etwa zu ihrem sechsten Lebensjahr glauben Kinder jedoch, das alle anderen auch wissen, was sie wissen und sehen, was sie sehen. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass sie glauben, andere würden sie nicht sehen, wenn sie sich die Hände vor das Gesicht halten. Ganz nach dem Motto: Wenn ich dich nicht sehe, kannst du mich auch nicht sehen. Dass das nicht so ist, müssen sie erst einmal gedanklich begreifen. Fachsprachlich nennt man die Voraussetzung, das eigene Verhalten und das anderer zu verstehen und vorherzusagen Theory of Mind. Zwar zeigen Kinder schon mit etwa einem Jahr erste, minimale Ansätze dieser Fähigkeit, um Lügenkonstrukte zu bauen, reicht das aber noch lange nicht.

So testest du, ob dein Kind die Theory of Mind verstanden hat

Manche Kinder sind schon mit vier Jahren in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, andere mit neun Jahren. Im Durchschnitt sind die Kinder etwa sechs Jahre alt, wenn sie diese Entwicklungsstufe vollzogen haben. Mit der "Maxi und die Schokolade"-Aufgabe kann man ganz einfach testen, wie es um die Theory of Mind beim eigenen Kind steht.

"Maxi und die Schokolade" – So geht's

Folgende Geschichte spielt man den Kids mit Puppen vor: Maxi legt ein Stück Schoki in einen Schrank und geht dann raus zum Spielen. Danach kommt ihre Mama, nimmt die Schokolade aus dem Schrank und legt sie in eine Schublade. Maxi kommt wieder rein und will sich ihre Schokolade schmecken lassen. Wo wird Maxi die Schokolade suchen?

Auswertung

Die meisten Kinder unter drei werden antworten, dass sie die in der Schublade sucht, erklärt Pia Kabitzsch. Mit vier Jahren sind Kinder in einer Art Übergangsphase und mit sechs Jahren können die meisten Kids die Aufgabe richtig lösen und sich bewusst in die Perspektive von Maxi reindenken und vorhersehen. 

Lügen will gelernt sein

Fazit: Um zu lügen, muss ein Kind erstmal verstehen, dass der andere nicht weiß, was man selbst weiß. Und gleichzeitig können sie sich auch auf Nachfrage, wer denn beispielsweise den Teller runtergeschmissen oder die Schoki heimlich gefuttert hat, dumm stellen. Meist geht das erst im Alter von sechs bis acht Jahren. 

Quellen: Eigenrecherche, Youtube psychologeek "Warum Kinder nicht lügen können."

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