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Mama hü, Papa hott? Mit einigen Regeln lässt sich der Streit wegen der Kinder vermeiden

Eltern diskutieren, Kind steht dazwischen
© YAKOBCHUK VIACHESLAV / Shutterstock
Schokoriegel ja oder nein? Trotzanfälle im Supermarkt ignorieren? Zu dritt im Ehebett? Bei der Kindererziehung stellen sich täglich neue Fragen - und nicht immer sind sich die Partner einig, wie die Antworten lauten. Sind Sie sich immer einig - oder gibt's öfter Streit in Fragen der Erziehung? Mit einigen Regeln lässt sich der Streit wegen der Kinder vermeiden.

Kindererziehung: So vermeiden Sie Krach wegen der Kinder

Die Auslöser sind meist Kleinigkeiten: das Spielzeug-Chaos im Wohnzimmer, die ewigen Diskussionen ums Zubettgehen, Fernsehen, um Süßigkeiten. Manchmal geht es auch um Grundlegendes: Welche Werte wollen wir unseren Kindern mitgeben? Wie viel Sicherheit, wie viel Freiheit und Selbständigkeit brauchen sie? Welche Dinge wollen wir anders oder besser machen als unsere eigenen Eltern? Wenn sich Eltern wegen der Kindererziehung in die Haare kriegen, muss es nicht gleich zum Riesenkrach kommen, denn Konflikte zu lösen, ist gar nicht so schwierig, wenn man sich an ein paar Regeln hält:

1. Vorwürfe vermeiden

"Nie machst du ...", "Wenn du mich wirklich lieben würdest ...", "Hättest du nicht wenigstens heute mal ...?" - Sätze, die so anfangen, sind der Knockout für eine konstruktive Auseinandersetzung. Denn sie geben dem Angegriffenen das Gefühl, immer alles falsch zu machen. Und das hört keiner gern. "Hinter jedem Vorwurf steckt ein Wunsch", sagt Hans Berwanger, Psychologe in der Familienberatungsstelle im fränkischen Lichtenfels. Und daraus lässt sich etwas machen: Wenn man versucht, seine Kritik nicht als Vorwurf, sondern als Wunsch zu formulieren, klingt das gleich viel milder - und man wird mehr erreichen. "Ich würde mich freuen, wenn du die Kinder auch einmal die Woche ins Bett bringen würdest", hört sich ganz anders an als: "Nie bringst du die Kinder ins Bett!"

2. Sich Zeit nehmen

Viele kleine Konflikte enden im großen Ehekrach, weil man sich im Alltag zu wenig Zeit nimmt, über das, was in der Familie gut oder schief läuft, zu reden. Hans Berwanger: "Wer rechtzeitig darüber spricht, was ihn stört und nervt, kann den großen Streit meistens vermeiden. Denn man entschärft mit freundlichen Gesprächen, die nicht in einer gereizten Stimmung stattfinden, die angespannte Stimmung enorm." Am besten einmal die Woche einen fixen Termin vereinbaren, um dann in Ruhe Gutes und Schlechtes der vergangenen sieben Tage zu besprechen!

3. Lösungen finden

Die Überzeugung, dass die eigene Meinung immer die bessere ist, bewährt sich im Alltag nicht. Häufig gibt es nämlich kein "richtig" oder "falsch" "In einem zeitlich begrenzten Experiment kann man herausfinden, welche Überzeugung für das Familienleben sinnvoller ist", schlägt Hans Berwanger vor. "Die eine Woche soll zum Beispiel der Vater die Kinder nach seinen Vorstellungen ins Bett bringen, die andere Woche gestaltet die Mutter das Schlafengehen nach ihren Ideen." Danach kann man entscheiden, welche Methode sich bewährt hat und in Zukunft praktiziert werden soll.

4. Kompromisse eingehen

"Nur ein Drittel aller Probleme ist lösbar", sagt Hans Berwanger. Klingt villeicht etwas frustrierend, hat aber auch etwas Erleichterndes: Es liegt nicht am mangelnden Willen, wenn man für Probleme mal keine Lösung findet. Dafür ist es umso wichtiger, für die anderen zwei Drittel Wege zu finden. Zum Beispiel, indem man Kompromisse eingeht. Die Zauberformel dafür: "Ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber dir zuliebe mache ich es jetzt so."

Beispiel: Häufig sind Mütter vorsichtiger als Väter. Wenn eine Mutter also ihrem Vierjährigen verbietet, allein auf dem Bürgersteig das Fahrradfahren zu üben, weil sie Angst hat, es könnte etwas passieren, wäre es ein großer Liebesbeweis des Vaters, wenn er ihre Ängste respektiert und ebenfalls dafür plädiert, dass immer ein Erwachsener dabei sein muss. Auch wenn er das eigentlich anders sieht.

5. Kinder nicht zu Verbündeten machen

Ein Beispiel: Der Vater erlaubt seinen Kindern, die Muppets-Show anzuschauen, obwohl die Mutter es verboten hat. "Aber nur,wenn ihr es nicht der Mama sagt", fügt er hinzu und stürzt seine Kinder damit in böse Loyalitätskonflikte. Erwachsene machen es sich mit solchen Heimlichkeiten einfach: Sie verlagern den Konflikt, den sie selbst nicht austragen möchten, auf das Kind. "Und das ist für das Kind so bedrückend, dass 100 Eiskugeln das nicht aufwiegen können", sagt Hans Berwanger. Sein Rat: "Wenn man sich gegen Erziehungsmaßnahmen des Partners stellt, muss man auch dazu stehen und den Konflikt ausfechten."

6. "Mama und Papa" von "Mann und Frau" unterscheiden

Häufig stecken hinter Streitigkeiten über die Kindererziehung grundsätzliche Probleme in der Beziehung. Frauen sind unzufrieden, weil sie das Gefühl haben, ihre Männer bringen ihnen zu wenig Anerkennung und Fairness entgegen. Männer ihrerseits fühlen sich mit den Ansprüchen ihrer Frauen häufig überfordert, halten sie für überzogen. Dann ist es Zeit, die Beziehung genauer unter die Lupe zu nehmen, vielleicht sogar mit professioneller Hilfe.

7. Und bei allem: Humor bewahren

"Humor ist beim Schlichten von Konflikten ein ganz wichtiges Mittel", sagt Psychologe Hans Berwanger. Also: Nicht immer alles so ernst nehmen, auch mal fünf gerade sein lassen. Wenn die Mutter ihrem Sohn ein Eis kauft, obwohl der Vater es vorher verboten hat, kann der - anstatt einen Streit vom Zaun zu brechen - auch mal mit einem Augenzwinkern darauf reagieren und sich über die Cleverness seines Kindes freuen, das es mal wieder geschafft hat, ans Ziel zu kommen.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen.

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