Als Kind fand ich "Ronja" gar nichts so doll. Als es rauskam, war ich 9, und im Vergleich zu den Tränen, die ich über den "Brüdern Löwenherz" verschüttet hatte, ließ mich die wilde Räubertochter eher kalt. Neulich ist mir mein altes Exemplar wieder in die Hände gefallen und ich habe es meiner eigenen wilden Räubertochter vorgelesen. Und erst jetzt gemerkt, was für ein tolles Buch das ist: Die unheimlichen Druden und Dunkeltrolle allein sind schon große Klasse, und der Wald mit seinen Wildpferdfohlen und klaren Teichen macht das Herz ganz weit vor Sehnsucht. Aber so richtig berührt hat mich die vertrackte Beziehung zwischen der Räubertochter und ihrem Vater, dem großen brummigen Räuberhauptmann Mattis - weil die beiden sich gegenseitig mehr lieben als irgendwas sonst auf der Welt und sich vor lauter dummem Stolz so leiden lassen. Meine Tochter hat immer wieder erstaunt hochgeguckt, wenn Mama beim Vorlesen diese komisch belegte Stimme bekam. Sie fand die wilden Fohlen am besten. Stefanie Hentschel