Maurice Sendak hat der ganzen Welt gezeigt, "Wo die Wilden Kerle wohnen". Dafür hat er nur 37 Seiten, und 11 Sätze gebraucht. Er hat eine Geschichte erzählt, die nichts weniger ist als ein Augenblick im Kopf des Helden. Und sie geht so: Max, ein kleiner Junge im Wolfs-Kostüm, stellt nur Unfug an, wird von seiner Mutter "wilder Kerl" gescholten und ohne Essen ins Bett geschickt. Während er schmollt, verwandelt sich sein Zimmer, wird weit wie die ganze Welt. Er findet ein Boot mit dem Namen Max, segelt übers Meer und entdeckt ein Land voller wilder Kerle - Ungeheuer mit großen Zähnen. Max zähmt sie, schickt sie ins Bett und kehrt dahin zurück, wo man ihn am allerliebsten hat - "und das Essen war noch warm". So endet das Bilderbuch aller Bilderbücher, das 1963 erschien und von dem es heute über 19 Millionen Exemplare auf dieser Welt gibt. Generationen von Eltern und Pädagogen haben gestritten, ob Kinder von den Wilden Kerlen Albträume bekommen oder gar Schaden an ihrer Seele nehmen. Gegen dieses Buch wurde demonstriert, es wurde zum Boykott aufgerufen, denn mit ihm kam die Anarchie ins Kinderzimmer und das rebellische Kind in die Kinderbuchwelt - und zum ersten Mal wurde es trotz seiner Wildheit geliebt. Und deswegen macht diese Geschichte macht keine Angst, sie macht Mut. Und dafür liebe ich sie. Angela Wittmann