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65 Prozent der Mütter fühlen sich im Job diskriminiert

65 Prozent der Mütter fühlen sich im Job diskriminiert
© Roy McMahon/Corbis
Weniger Einfluss, schlechtere Aufstiegschancen: Eine neue Studie zeigt, wie häufig Frauen mit Kindern im Job diskriminiert werden.

Wie wird meine Chefin auf meine Schwangerschaft reagieren? Werde ich nach meiner Rückkehr die gleichen Aufgaben übernehmen können wie zuvor? Kann ich auch mit Kind noch Karriere machen? Fragen wie diese geistern wohl vielen berufstätigen Frauen durch den Kopf, wenn sie über eine Familiengründung nachdenken. Und leider haben solche Bedenken auch ihre Berechtigung, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Für ihre Studie "Karriereperspektiven berufstätiger Mütter" befragte die Frankfurt University of Applied Sciences 1.801 Frauen in Fach- und Führungspositionen zu ihrer Lebenssituation und ihren Interessen.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: 65 Prozent der berufstätigen Mütter fühlen sich diskriminiert und durch "wohlwollende Ausbeutung" oder "kollegiale Ausgrenzung" in ihren Kompetenzen herabgesetzt. Jede dritte schwangere Mitarbeiterin wurde von ihrer/ihrem Vorgesetzten nicht ermutigt, ihren Job frühzeitig wieder aufzunehmen.

Nach dem Wiedereinstieg auf dem Abstellgleis?

68 Prozent der befragten Frauen kehren zu ihrem alten Arbeitgeber zurück. Der Wiedereinstieg lief jedoch nicht überall reibungslos. Jede vierte Mutter konnte ihre vorige Position nicht wieder antreten. Ihr Arbeitsplatz wurde entweder anderweitig besetzt oder ganz gestrichen. Zwei Drittel der Betroffenen mussten sich mit einem niedrigeren Tätigkeitsniveau, geringeren Einflussmöglichkeiten, schlechterer Bezahlung und/oder schlechteren Aufstiegschancen abfinden.

"Gesellschaftspolitisch ist dies ein fatales Signal. Beruflich engagierten Frauen wird vor Augen geführt, welche negativen Folgen eine Schwangerschaft für die eigene Karriere haben kann", sagt Yvonne Ziegler, eine der Autorinnen der Studie. Die befragten Mütter wünschen sich vor allem mehr Mitspracherecht bei der Vertretungsregelung für ihre Abwesenheit und mehr Möglichkeiten zur Netzwerkpflege und Weiterbildung.

Wer Einfluss behalten will, verkürzt die Jobpause

Insbesondere Frauen in Führungspositionen fürchten, durch eine längere Auszeit beruflich benachteiligt zu werden. Deswegen verkürzen sie ihre berufliche Pause: Ein Drittel der befragten Frauen kehrte nach spätestens sechs Monaten in den Job zurück.

Zwar gaben 80 Prozent der befragten Frauen an, Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können. Viele wünschen sich dennoch flexiblere oder kürzere Arbeitszeiten, Arbeitszeitkonten oder das Jobsharing-Modell. Zum Teil reagieren Unternehmen bereits auf diese Wünsche, allerdings kommt bei 16 Prozent der Befragten keines der Modelle zum Tragen.

"Nicht in die Teilzeit-Ecke drängen lassen"

82 Prozent der befragten berufstätigen Mütter arbeiten in Teilzeit. Die Autorinnen der Studie warnen jedoch davor, Teilzeit als Königsweg zur Vereinbarkeit von Job und Familie zu sehen. "Frauen in Deutschland dürfen sich nicht in die Teilzeit-Ecke drängen lassen. Vielmehr müssen sich hier dringend die gesellschafts- und unternehmenspolitischen Rahmenbedingungen ändern“, sagt Regine Graml.

Die Hälfte der Befragten spricht sich für eine Frauenquote in Führungspositionen aus. "Hier ist die Politik gefordert", sagt Co-Autorin Yvonne Ziegler. Es sei leider immer noch eine Herausforderung, sich als Frau in einem männerdominierten Umfeld entwickeln zu können. Das größte Karrierehinderniss sei das konservative Weltbild männlicher Entscheidungsträger, die es sich nicht vorstellen können, dass man als berufstätige Mutter genauso belastbar ist wie ein Vater in vergleichbarer Position. Dieselben Vorurteile gegen berufstätige Mütter haben im Übrigen auch weibliche Vorgesetzte, die auf Kinder verzichtet haben, um ihre Position zu erreichen.

Das Buch zur Studie könnt ihr hier kaufen.

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