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"Kinder-Facebook": Eltern unterschätzen die Gefahr

Mit einer App speziell für Kinder möchte Facebook nun auch die jüngsten Nutzer einsammeln. Experten sind entsetzt - und haben den Konzern gebeten, die App sofort vom Markt zu nehmen. Im Video seht ihr, wie die App aussieht und was daran so gefährlich ist!

Was ist los?

Facebook hat eine neue App auf den Markt geworfen: "Messenger Kids" soll gezielt die Generation Grundschule ansprechen und schon die Kleinsten auf das Sozialnetzwerk bringen. Experten sind entsetzt - und haben Mark Zuckerberg in einem offenen Brief gebeten, diese App sofort wieder zurückzuziehen. Andererseits wären die Schäden für Kinder kaum abzusehen.

Eine Facebook-App für Kinder? Was für ein Albtraum! Warum sollten Eltern sowas haben wollen?

Naja, in erster Linie wollen natürlich die Kinder die Möglichkeit haben, im Netz "mitzumachen". Dass Kinder schon sehr früh anfangen, um mehr Internet und einen Social-Media-Zugang zu betteln, können wohl viele Eltern bestätigen.

Kinder betteln auch darum, ein Eis zum Frühstück zu kriegen - darin muss man sie trotzdem nicht unbedingt unterstützen.

Stimmt natürlich, aber es geht hier um mehr als bloßes Nachgeben gegenüber hartnäckiger Quengelei. Gerade in der Grundschule ist die digitale Kommunikation ein immer wichtigerer Faktor im sozialen Miteinander der Kinder. Und zahlreiche Eltern mussten bereits feststellen, dass ihre Kinder heimlich Messenger-Apps installiert hatten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Und das selbst in Haushalten, wo die Eltern den Zugang zu Smartphone und Tablet streng im Griff hatten. Wenn sie es wirklich wollen, finden Kinder halt immer einen Weg.

So wichtig ist der Chat selbst bei Viertklässlern?

Leider ja. Und da die Kinder alles heimlich hinter dem Rücken von Mama und Papa organisiert hatten, waren sie mitunter plötzlich großen Gefahren ausgesetzt.

Zum Beispiel?

In vielen Schulen in den USA war unter Kindern zum Beispiel ein Chat-Dienst beliebt, der auch von Pädophilen benutzt wurde. Eine Mutter stellte Berichten zufolge gerade noch rechtzeitig fest, dass ihr Kind bereits im Gespräch mit einem Erwachsenen war, der sich "treffen" wollte. 

Und genau das möchte Facebook verhindern?

Ja, Facebook verspricht, dass ihr Messenger-Dienst streng kontrolliert wird, und Eltern genau im Griff haben, mit wem ihre Kinder überhaupt chatten dürfen. Und in vielen Familien wird die Flucht nach vorn als das kleinere Übel gesehen: Wenn man es schon nicht verhindern kann, dass der Nachwuchs ins Netz geht, scheint der "Kids Messenger" immerhin die schlimmsten Risiken zu verhindern. Und die Großeltern freuen sich ja auch, wenn die Enkeltochter ihnen per Video Hallo sagt.

Überzeugt mich immer noch nicht ganz.

Das sehen Fachleute auch so: 97 Experten haben Mark Zuckerberg in einem offenen Brief aufgefordert, diese App sofort wieder zurückzunehmen. Schließlich ist der Umgang in Sozialmedien ein komplexes Thema, das Kinder noch überfordert. Und das nötige Bewusstsein für Privatsphäre, und wie lange Bilder und Video im Netz erhalten bleiben, fehlt ihnen auch.

Das überfordert zugegebenermaßen ja auch viele Erwachsene.

Genau. Die Unterzeichner des Briefes verweisen daher auch auf zahlreiche Studien, die belegen, dass soziale Medien Depressionen und Schlafstörungen bei Teenagern hervorrufen. Und Kinder können sich noch weniger dagegen wehren.

Ich glaube, meine Kinder bleiben lieber offline.

Muss jeder für sich entscheiden. Aber in der Grundschule ist ein persönliches Treffen zum Spielen eh durch nichts zu ersetzen. Und wenn die weit weg lebende Oma mal per Videochat plaudern möchte, können ja Mama und Papa ihr Skype-Konto zur Verfügung stellen.

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