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Neue Studie Kinder sehen 15 Werbespots für ungesunde Snacks – pro Tag

Hm, sieht das lecker aus! Ist aber wahrscheinlich leider ungesund ...
Hm, sieht das lecker aus! Ist aber wahrscheinlich leider ungesund ...
© Tatyana Korotun / Shutterstock
Kinder werden zunehmend mit Werbung für Fast Food, Snacks und Süßes bombardiert. Wissenschaftler*innen fordern deshalb erneut ein Verbot von Kindermarketing.

Lustige Tierkekse, bunte Comicfiguren auf überzuckerten Cerealien, "Quengelware" an der Supermarktkasse: Die Lebensmittelindustrie legt sich ins Zeug, wenn es darum geht, aus Kindern Kunden zu machen. Fast-Food-Anbieter locken mit Spielzeugbeigaben, und sogar Schulfeste werden von Süßwarenkonzernen gesponsert.

Eine Studie der Universität Hamburg hat nun festgestellt, dass Kinder auch in den Medien zunehmend mit ungesunden Snacks konfrontiert werden: Ein Kind in Deutschland sieht jeden Tag durchschnittlich gut 15 Werbespots für Dickmacher – zwei Drittel davon im Fernsehen, die übrigen im Internet. Was unter anderem daran liegt, dass die Zahl der TV-Spots pro Stunde in den vergangenen 14 Jahren um 29 Prozent gestiegen ist.

Expert*innen fordern Werbeverbot

Angesichts dieser Zahlen fordert ein Bündnis aus Wissenschaftler*innen, Kinderärzt*innen und der AOK erneut, Kindermarketing für ungesunde Produkte in den Medien zu verbieten – wie das in Schweden oder Norwegen bereits der Fall ist. Denn wie üblich ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller wirkungslos: 2007 hatten die größten Lebensmittelkonzerne sich darauf geeinigt, kein gezieltes Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel mehr zu betreiben. "We will change our food advertising to children“, lautete das Versprechen des "EU Pledge".

Seitdem haben die Unternehmen den Werbedruck auf Kinder aber sogar "bewusst erhöht", beklagt Sigrid Peter, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVJK). 70 Prozent der ungesunden TV-Spots richteten sich speziell an Kinder. "Die schädlichen gesundheitlichen Folgen davon sehen wir täglich in unseren Praxen. Wir müssen endlich die Ursachen angehen für Übergewicht bei Kindern – und Werbung ist dabei ein wichtiger Faktor“, so die Ärztin.

Die Folgen sind gravierend: Laut WHO ist jede*r fünfte Jugendliche in Deutschland zu dick.

Im Internet werden die Kinder vor allem über Facebook mit Werbung zu ungesunden Produkten erreicht. Von dort locken die Unternehmen Kinder gezielt auf ihre Websites, wo sie mithilfe von Games und Gewinnspielen möglichst lange gehalten werden. Auf YouTube erfolgt die Werbung vor allem durch Influencer*innen.

Werbung mächtiger als das Vorbild der Eltern

"Über 15 Mal am Tag werden unsere Kinder von der Industrie dazu animiert, mehr Zucker, Salz und Fett zu essen“, kritisiert auch Professor Hans Hauner, Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS). Er betont:

Das macht alle Bemühungen um eine Erziehung zur gesunden Ernährung zunichte und darf nicht weiter toleriert werden.

Die Werbeaktivitäten in den digitalen Medien nähmen rasch zu und seien besonders wirksam. Man habe nachweisen können, dass Werbung sogar mächtiger sein könne als das Vorbild der Eltern.

Die Studie: Die Studie der Universität Hamburg analysierte die Werbekontakte von Kindern von 3 bis 13 Jahren zwischen März 2019 und Februar 2020. Die gesundheitliche Bewertung der Produkte erfolgte nach dem "Nutrition Profile Model" der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Studie wurde von der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), dem AOK-Bundesverband und sechs medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen finanziert.

Tipp: Tipps und Broschüren zu Übergewicht bei Kindern gibt es unter www.uebergewicht-vorbeugen.de

Quellen: Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Ärzteblatt, Foodwatch, Universität Hamburg

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