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Der Fötus & seine Entwicklung Wie stark bestimmen die elterlichen Gene Babys späteres Leben?

Der Fötus und seine Entwicklung: Angehende Eltern beim Ultraschall
© Monkey Business Images / Shutterstock
Klar, ein Baby erhält seine Gene von Mama und Papa. Aber diese Gene verhalten sich keinesfalls friedlich zueinander, wie Forscher jetzt herausfanden. Ist dieser Kleinkrieg der elterlichen Gene etwa schuld an Krankheiten wie Diabetes? Und lässt sich das verhindern?

Mütterliche Gene schützen die Frau, väterliche Gene das Ungeborene

Bei der Entwicklung des Fötus scheint es eine Art Krieg zwischen mütterlichen und väterlichen Genen zu geben, der unter anderem die Versorgung des Kindes mit Nährstoffen beeinflusst. Zumindest greifen Forscher jetzt zu diesem drastischen Bild, um die unterschiedliche Anfälligkeit von Männern und Frauen für bestimmte Krankheiten zu erklären. Denn ihrer Meinung nach wird der Grundstein dafür bereits im Mutterleib gelegt.

Der Kern des Konflikts seien dabei – rein evolutionsbiologisch gesprochen – die unterschiedlichen Ziele der väterlichen und der mütterlichen Gene: Während die Mutter bei der Versorgung des heranwachsenden Kindes auch ihre eigene Gesundheit schützen müsse, zählten für die väterlichen Gene lediglich die optimale Nährstoffversorgung des Fötus – koste es, was es wolle.

Welche Partei und damit welche Gene letztlich dominieren, hängt dabei offenbar unter anderem vom Geschlecht des Kindes ab, berichteten diverse Forscherteams auf der internationalen und interdisziplinären Konferenz "The Power of Programming" in München.

Elterliche Gene bestimmen die Nährstoffversorgung des Ungeborenen

Die Wissenschaftler gingen dabei der Frage nach, wie die Ernährung während Schwangerschaft und früher Kindheit den Stoffwechsel prägt –ihn also sozusagen programmiert – und damit dauerhaft die Gesundheit beeinflusst. Im Fokus der Forscher steht dabei unter anderem das so genannte genomische Imprinting. Darunter versteht man das Prinzip, dass von den beiden elterlichen Kopien eines bestimmten Gens nur jeweils die mütterliche oder die väterliche im kindlichen Körper aktiv ist, eine Information, die direkt von den Eltern mitvererbt wird.

Derartige imprintete Gene scheinen unter anderem zu kontrollieren, wie viele und welche Hormone in der Plazenta – dem Mutterkuchen –während der Entwicklung des Fötus gebildet werden, berichtete etwa Miguel Constancia von der Universität in Cambridge. Das beeinflusst den Nährstofftransport zum Ungeborenen, und von dem wiederum hängt es ab, wie die endgültige Feinabstimmung des Stoffwechsels aussieht.

Übergewicht der Mutter verstärkt das Risiko einer Diabetes-Erkrankung des Kindes

Gerät diese Feinabstimmung des Stoffwechsels durcheinander, kann zum Beispiel eine Neigung zu Diabetes entstehen. Studien bei Mäusen legen zudem den Verdacht nahe, dass das Geschlecht des Kindes hier eine wesentliche Rolle spielt: War die Mutter während der Schwangerschaft übergewichtig, neigten die Töchter später zu erhöhten Insulinwerten, die Söhne jedoch nicht. Dafür war bei männlichen Nachkommen der Leberstoffwechsel verändert, erläuterte Rachel Dakin von der Universität in Edinburgh auf der Konferenz.

Auch die Französin Claudine Junien hat diesen Effekt bereits beobachtet. Schon unter normalen Bedingungen gebe es einen Geschlechtsunterschied in der Genaktivität der Plazenta, berichtete sie. Kommt dann noch ein Stressfaktor wie etwa mütterliches Übergewicht hinzu, nutzen die beiden Geschlechter zum Teil völlig unterschiedliche genetische Strategien, um diesen Stress zu bewältigen.

Und zumindest bis zum Kleinkindalter bleibt dieser Unterschied bestehen, ergänzte Ricardo Monasterolo von der Universität Rovira i Virgili im spanischen Tarragona: So reagiert der Körper kleiner Mädchen beispielsweise anders auf sehr eiweißreiche Babynahrung als der kleiner Jungen. Ziel der Forscher müsse daher sein, Strategien zu entwickeln, um durch die richtige Ernährung bereits frühzeitig Krankheitsrisiken zu minimieren.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen.

von Jennifer Litters/ddp

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