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Das Baby ist da - und das Paar in der Super-Krise: Was hilft?

Das Baby ist da - und das Paar in der Super-Krise: Was hilft?
© Nikolay Litov/shutterstock
Von wegen heile Familienwelt: Viele Paare stürzen nach der Geburt eines Kindes in die Krise. 7 typische Probleme und wie ihr sie lösen könnt.

Selbst Paare, die sich für unzerrüttbar hielten, werden oft kalt erwischt, sobald ein Kind dazukommt. Stress, Schlaflosigkeit, Selbstzweifel, Ängste - das alles belastet auch die Liebe. Der neue kleine Mensch, der unsere ganze Aufmerksamkeit fordert, wird plötzlich zum Prüfstein für die Beziehung.

Wir haben sieben typische Paar-Probleme beschrieben und die Psychotherapeutin Stefanie Stahl, gefragt, was dahinter steckt und wie man diese Probleme lösen kann.

1. Seit das Baby da ist, ist mein Partner immer schlecht gelaunt. Ich habe das Gefühl, er freut sich gar nicht über das Kind. Das belastet mich.

Hier gilt es zunächst einmal, die Gründe für die schlechte Laune herauszufinden. "Oft war in diesen Fällen der Kinderwunsch der Frau größer als der des Mannes. Vielleicht hat er vor allem mitgemacht, weil sie das Kind wollte und war selbst gar nicht so überzeugt davon", sagt Stefanie Stahl. In solchen Fällen ist der Mann von dem neuen, stressigen Alltag noch schneller überfordert.

"Viele Männer fühlen sich von der großen Verantwortung bedroht und stark in ihrer Freiheit eingeschränkt." Das gilt vor allem dann, wenn der Partner ohnehin ein Problem mit Bindungen hat.

Was also tun? "Auf keinen Fall sollte man den Partner mit Vorwürfen und Beschwerden bombardieren", so Stahl. Dann ziehe er sich womöglich noch mehr zurück. "Je weniger Druck ausgeübt wird, desto freier kann er sich fühlen und schließlich auch Gefallen an der neuen Rolle finden." Hilfreich sei es auch, dem Partner schöne Aspekte des Familienlebens aufzuzeigen, ihm Aufgaben zuzutrauen (oft fällt Müttern das nämlich schwer), ohne ihm das Baby aufzuzwingen.

Wenn das Paar so nicht weiterkommt, können auch Ratgeberbücher oder - wenn der Mann das will - eine Therapie weiterhelfen.

2. Seit wir Eltern sind, läuft bei uns im Bett gar nichts mehr. Wir sind oft zu müde und lustlos.

Vielleicht hilft es schon mal zu wissen: Ihr seid nicht allein. Die Sex-Flaute ist ein typisches Problem vieler Eltern. "Auch hier gilt: Druck auf den lustlosen Partner auszuüben, bringt nicht weiter", so Stefanie Stahl. Die Lust müsse schon von selbst wiederkommen. "Aber man kann natürlich nachhelfen. Zum Beispiel indem man sich zum Sex verabredet." So ein Sex-Termin ist zwar nicht gerade romantisch, aber wie sagt man so schön: Der Appetit kommt beim Essen.

3. Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von Kinderziehung. Jeder meint, seine Methode sei die richtige.

Eine sachliche Diskussion ist hier entscheidend, so Stahl. "Wenn ich einen Standpunkt habe, muss ich den auch mit Argumenten erklären. Und wenn der Partner bessere Argumente hat, darf ich nicht stur auf meiner Meinung beharren, sondern muss diese auch annehmen." Im Idealfall klärt ihr schon vor der Geburt ein paar grundsätzliche Einstellungen zur Erziehung, dann werdet ihr später nicht kalt erwischt. Aber müssen die Eltern überhaupt immer an einem Strang ziehen? "Nein", meint Stefanie Stahl. Entgegen der landläufigen Meinung ist der absolute Konsens gar nicht so entscheidend. Es könne sogar belastend sein für das Kind, wenn die Eltern immer so eine starke Front ihm gegenüber bilden. "Sieht das Kind hingegen, dass Papa und Mama auch mal unterschiedlicher Meinung sind und hierüber konstruktiv und offen diskutieren, erhält das Kind auch ein Vorbild, wie man mit Konflikten gut umgehen kann. Wenn die Eltern nicht in allen Punkten den selben Standpunkt vertreten, eröffnen sich dem Kind zudem Verhandlungsspielräume, die es nutzen kann. Das ist wichtig für die Selbstentwicklung."

4. Wir streiten viel mehr als früher, leider auch vor dem Kind.

Auch wenn es oft schwerfällt: Heftigen Streit vor dem Kind solltet ihr vermeiden, so die Psychologin. "Kinder, vor allem kleine Kinder, beziehen den Streit sofort auf sich. Sie glauben, dass sie schuld sind an der schlechten Stimmung, versuchen sich anzupassen und eigene Bedürfnisse zurückzustellen." Das könne sehr belastend sein für die Kinder, gerade, wenn die Eltern oft streiten.

5. Mein Partner sagt, ich würde ihn beim Umgang mit dem Kind bevormunden – ich finde, er nimmt meine Ratschläge nicht an.

Natürlich wissen Mütter vieles besser, einfach, weil sie oft mehr Übung haben. "Trotzdem sollten sie sich hier zurücknehmen und auch mal loslassen", sagt Stefanie Stahl. Das sei nicht nur wichtig für den Partner, sondern auch für das Kind. "Kinder brauchen den Vater als Bezugsperson. Aber nur wenn die Mutter signalisiert, dass sie dem Vater vertraut, kann auch das Kind dem Vater vertrauen." Sichere Beziehungen seien unheimlich wichtig für Kinder. "Aber wenn es spürt, dass die Mama ängstlich ist, weil es zum Beispiel einen Ausflug mit Papa macht, dann kann es sich nicht sicher fühlen."

Also solltet ihr auch hier versuchen, eure Bedenken lieber später in einem sachlichen Gespräch zu klären, als zwischen Tür und Angel.

6. Ich wünsche mir, dass mein Partner mich bei der Familienarbeit mehr unterstützt – aber er zeigt wenig Interesse und stürzt sich in die Arbeit.

"Hinter diesem Fluchtimpuls steckt oft die Angst vor Bindungen", sagt die Psychotherapeutin. Menschen mit dieser Angst falle es schwer, Entscheidungen zu treffen, lieber liefen sie vor der Verantwortung weg. "Wenn dann aber der Partner für sie zwangsläufig entscheidet, fühlen sie sich unter Druck gesetzt und mauern noch mehr."

Die Psychotherapeutin rät, das Thema offen anzusprechen und den Partner zu fragen, wie er sich ihr gemeinsames Leben in Zukunft vorstellt. Vorwürfe sollte man sich aber sparen, "die Frau selbst kann den Partner nicht ändern. Das klappt nur, wenn der Mann sich selbst reflektiert und die eigenen Probleme erkennt."

Hilfreich kann es sein, wenn ihr euch auf euch selbst konzentriert statt auf den anderen. "Wenn man sich unabhängig zeigt und sein eigenes Leben führt, kann das dem Partner helfen, wieder langsam aus seinen Mauern herauszufinden."

Unsere Expertin: Stefanie Stahl arbeitet als Psychotherapeutin und Buchautorin in freier Praxis in Trier. Infos zu ihrer Arbeit und ihren Ratgebern auf www.stefaniestahl.de.
Unsere Expertin: Stefanie Stahl arbeitet als Psychotherapeutin und Buchautorin in freier Praxis in Trier. Infos zu ihrer Arbeit und ihren Ratgebern auf www.stefaniestahl.de.
© Privat

7. Ich habe das Gefühl, mein Partner hat Respekt vor mir verloren, seit das Kind da ist. Vielleicht weil ich mich vor allem "nur" um Kind und Haushalt kümmere?

"Wenn die Frau so empfindet, hat das vermutlich mehr mit ihrem Respekt vor sich selbst zu tun als mit der Wahrnehmung des Partners", sagt Stefanie Stahl. Diese Haltung, dass sie "nur" Mutter sei, müsse raus aus ihrem Kopf. "Die Frau sollte stolz darauf sein, denn sie tut etwas Wichtiges für unsere Gesellschaft." Gleichzeitig sei es auch wichtig, etwas gegen das eigene Gefühl von Abhängigkeit zu tun. "Macht Dinge, die euch guttun, die euch erfüllen. Wer immer nur jammert über das eigene öde und anstrengende Leben, verliert am Ende wirklich den Selbstrespekt - und dann wird auch der Partner ihn verlieren."

Buchtipps:

Das Baby ist da - und das Paar in der Super-Krise: Was hilft?
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Der Bestseller "Das Kind in dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl zeigt einen neuen, wirksamen Ansatz zur Arbeit mit dem "inneren Kind". Wenn wir Freundschaft mit ihm schließen, bieten sich oft erstaunliche Möglichkeiten, Konflikte zu lösen und Beziehungen glücklicher zu gestalten. (Kailash Verlag)

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Der Ratgeber "Ja - Nein - Vielleicht" von Stefanie Stahl zeigt augenzwinkernd, was es mit der Angst vor Nähe auf sich hat und wie man mit ihr umgehen kann - damit Partnerschaften dauerhaft glücklich werden. (Kösel Verlag)

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